Feuer der Unschuld
dich schon viel besser fühlen.“
„Ich werde nicht hier herumsitzen und so tun, als sei alles in bester Ordnung. Du hast mich ja sogar hierhergebracht, weil du auf dieser Insel gerade eine Hotelanlage baust. Vermutlich, damit du hier in Ruhe weiterarbeiten kannst. Also bitte erzähl mir nicht, ich sei unvernünftig, weil ich diese märchenhaften Flitterwochen beenden will. Wir wissen beide, was für ein Witz das hier ist.“
Mit aufeinandergepressten Kiefern stand er wieder auf und blickte kurz zur Seite. Dann sah er sie wieder an. Er wirkte irritiert. „Du hast mich gebeten, vor deiner Familie den Schein zu wahren. Wieso kannst du mir jetzt nicht den gleichen Gefallen tun?“
„Weil ich mich ziemlich mies fühle und ein bisschen Zeit brauche, um über alles hinwegzukommen“, fauchte sie. „Wir können sagen, es ginge mir nicht gut. Oder du musstest aus beruflichen Gründen kurzfristig abreisen. Für meine geschäftstüchtige Familie ist es nicht ungewöhnlich, dass Arbeit vorgeht. Und im Moment sind meine verfluchten Kopfschmerzen so stark, dass wir nicht einmal lügen müssten.“
„Ich werde dir etwas gegen die Schmerzen besorgen. Danach solltest du schlafen. Wenn …“ Devon seufzte. „Wenn du dann immer noch abreisen willst, werde ich uns einen Flug zurück nach New York buchen.“
11. KAPITEL
Ashley schlief. Angesichts der starken Tabletten, die Devon ihr gegen die Migräne gegeben hatte, war das auch kein Wunder.
Als sie schließlich erwachte, war die Sonne schon fast untergegangen. Noch immer plagten sie Kopfschmerzen, und als sie sich aufsetzte, wurde sie von einer heftigen Übelkeit befallen. Sie legte sich eine Hand auf die Stirn und versuchte, gleichmäßig atmend zu sich zu kommen.
Die Vorhänge im Zimmer waren zugezogen, der ganze Raum war abgedunkelt worden. Devon hatte Ashley nur mit einem Laken zugedeckt und die Klimaanlage optimal eingestellt.
Vermutlich war er nur so fürsorglich, weil er ein schlechtes Gewissen hatte.
Ashley zwang sich, aufzustehen, und setzte sich vorsichtig auf die Bettkante. Nach einem kurzen Moment erhob sie sich und ging auf wackeligen Beinen zu ihren Koffern, die immer noch geöffnet auf dem Zimmerboden standen.
Sie zog das Seidennachthemd aus und warf es kurzerhand in den Mülleimer. Sie wollte es nie wieder anziehen.
Dann wühlte sie sich durch die schicken Kleider, die Bikinis und die edle Nachtwäsche und griff zu ausgewaschenen Jeans und einem schlichten T-Shirt. Sie dachte darüber nach, welche Schuhe sie tragen sollte. Da sie einen Strandspaziergang machen wollte, um einen klaren Kopf zu bekommen, entschied sie sich schließlich, lieber barfuß zu laufen.
Ohne auch die leiseste Ahnung, wo Devon steckte, trat sie auf die Veranda. Eine leichte Meeresbrise strich ihr durchs Haar. Tief einatmend ging Ashley die Treppenstufen zum Strand hinunter.
Es war ein warmer Abend. Obwohl der Wind, der von Meer herüberwehte, sich angenehm anfühlte, fröstelte sie und erschauerte, als ihre Füße im Sand versanken.
Die Sonne war untergegangen; nun erhob sich der Mond an einem sternenklaren Himmel und ließ das Meer wie Silber glänzen. Es war wunderschön.
Fasziniert von diesem Anblick ging Ashley mit um die Taille geschlungenen Armen näher ans Wasser.
Dann blieb sie stehen und ließ sich die Füße und Gelenke umspülen. Und so stand sie da wie eine Schlafwandlerin, den Blick über das weite Meer gerichtet. So schön es auch war, es hätte eine Million Wünsche gebraucht, um aus der Misere, in der sie steckte, herauszukommen.
Dabei war sie doch gerade wegen ihrer idiotischen Träume und Wunschvorstellungen so unglücklich. Wie dumm sie gewesen war, auf den perfekten Mann zu warten, um ihm die Jungfräulichkeit zu schenken. Ihre Freundinnen waren zumindest mit offenen Augen mit ihrer Situation umgegangen. Sie hatten Sex nicht für Liebe gehalten. Sie hatten keine Migräne während der Flitterwochen befürchten müssen. Ganz zu schweigen von einem Ehemann, der sie nicht liebte.
Ashley nahm ihr Handy und starrte auf die Namen ihrer Bekannten. Auch wenn sie jetzt eine gute Freundin gebrauchen konnte, hatte sie nicht die Energie, eine SMS zu schreiben oder über die Sache zu reden. Immerhin hatte sie schon genügend Demütigungen über sich ergehen lassen müssen. Würde sie überhaupt in der Lage sein, ihren Freunden die Wahrheit zu eröffnen? Oder würde sie einfach wieder nach Hause fahren und stillschweigend hoffen, dass Devon sich an die Absprache
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