Feuer der Wildnis - Feehan, C: Feuer der Wildnis - Savage Nature
atmen. Irgendwie schaffte sie es zum Fenster und fingerte ungeschickt daran herum. Doch ihre Hände waren nahezu nutzlos, denn ihre Finger hatten sich schmerzhaft verkrümmt und jede Berührung tat weh. Sie würde nicht weglaufen – noch nicht. Sie wollte bis zur letzten Sekunde aushalten und darauf warten, dass Drake kam, aber sie brauchte frische Luft.
Es war spät am Nachmittag. Sicher hatte er gewartet, bis Pauline wieder da war, und ihr geholfen, jemanden fürs Putzen zu organisieren. Das sähe ihm ähnlich. Er ließ niemandem im Stich und kümmerte sich um alles. Als Saria die Zähne zusammenbiss, durchzuckte sie ein jäher Schmerz. Drake musste ganz schnell kommen und ihr sagen, was zu tun war, wo sie hingehen sollte und wie sie ihre Leopardin herauslassen konnte.
Ihr gelang es schließlich das Fenster hochzuschieben, sie steckte den Kopf nach draußen und schnappte gierig Luft. Ihr geliebter Sumpf war nur ein paar Schritte entfernt. Sollte sie nicht einfach durch das Fenster steigen, zu ihrem Lieblingsbaum gehen und draußen auf Drake warten? Dann würde sie sich, wenn es zum Äußersten kam, wenigstens nicht vor ihren Brüdern entblößen oder versuchen, einen von Drakes Freunden zu verführen.
Der Wind drehte und beim nächsten Atemzug spielte ihre Leopardin verrückt. Nur wenige Schritte entfernt stand ein männlicher Leopard im Wald Wache. Joshua . Erregt und in gefährlich gereizter Stimmung drängte die Leopardin an die Oberfläche. Ehe Saria sich versah, hatte sie sich bereits an die Bluse gefasst und den obersten Knopf geöffnet.
»Alles in Ordnung, Saria?«
Es war ihr noch gar nicht aufgefallen, wie sexy Joshuas Stimme war und wie gut er roch. Saria schluckte schwer, kniff die Augen zusammen und versuchte zu verstehen, wie ein anderer Mann ihr plötzlich so begehrenswert erscheinen konnte, wo sie doch auf Drake geradezu versessen war. Bisher hatte sie Joshua kaum beachtet. Sie war vom ersten Augenblick an völlig auf Drake fixiert gewesen. Drake war derjenige, den sie sich herbeiwünschte, der Mann, mit dem sie das ganze Leben verbringen wollte. Sie sehnte sich danach, in seinen Armen zu liegen. Und nach seinen Küssen. Diesen betäubenden, heißen, faszinierenden Küssen, die ewig dauerten. In denen sie sich völlig verlor.
»Ich brauche Drake, ganz furchtbar dringend. Kannst du ihn herholen?«
Ihre Stimme hörte sich fremd an. Tränen brannten in ihren Augen. Es gab keinen Ausweg. Sie wagte es nicht, aus dem Fenster zu klettern, wenn Joshua draußen Wache hielt. Sie wollte es nicht riskieren, mit einem anderen Mann allein zu sein, nicht, solange ihre Leopardin so brünstig war. Saria konzentrierte sich auf Drake – seinen Geschmack, die Art, wie er sie mit seinen goldenen Augen ansah – und das half ihr, sich zu beruhigen.
»Er ist unterwegs. Elijah hat in der Pension angerufen und Miss Pauline hat ihm gesagt, dass Drake schon gegangen ist«, rief Joshua. Er kam nicht näher, sondern hielt sich eine gutes Stück von ihr entfernt. Offensichtlich versuchte er, seinen Leoparden von ihrem Geruch fernzuhalten, ohne sie dabei alleinzulassen. »Hast du Angst?«
»Ein bisschen. Ich weiß nicht, was mich erwartet.«
»Die erste Verwandlung ist schrecklich«, gestand Joshua völlig sachlich.
Saria wusste, was es ihn kosten musste, bei ihr zu bleiben und mit ihr zu reden, als ob alles in Ordnung wäre, während sein Leopard wahrscheinlich kurz vor der Raserei war. Seine ruhige Stimme gab ihr Halt. Drake vertraute darauf, dass Joshua sie beschützte. Sie musste das Gleiche tun.
»Man fühlt sich, als würde man verschwinden, weil man sich zurücknehmen muss, um den Leoparden hervorkommen zu lassen, aber man ist noch da. Es ist schwer zu erklären, wenn man es noch nicht erlebt hat, aber nach dem Han Vol Don bist du sowohl Tier als auch Mensch und kannst die Kräfte beider aktivieren. Es ist nur beim ersten Mal so erschreckend.«
»Sie scheint völlig außer Kontrolle zu sein.«
Joshua lachte leise. »Mein Leopard ebenfalls. Aber deine Katze hat Drakes Leoparden gewählt und würde es keinem anderen erlauben, in ihre Nähe zu kommen. Deshalb ist sie so gefährlich. Sobald eine Leopardin sich entschieden hat, lockt sie zwar alle Männer in Sichtweite an, würde aber jeden, der ihr zu nahe tritt, in der Luft zerreißen.«
»Das ist ja furchtbar.« Ich wusste, dass du ein Luder bist , zischte Saria dem Tier in sich zu. Sie drückte die Stirn an das Fensterbrett und hätte am liebsten geweint. Sie
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