Feuer des Schicksals: Fantasy Roman (German Edition)
mit einem Mal ganz still. Sie hörte nur ihren eigenen Atem und die Schluchzer, die sich aus ihrer Seele lösten. Taumelnd ging sie auf Aidan zu.
„Du bist besiegt, kleine Schwester“, ertönte Tyrells Stimme. Savannah sah kurz zu ihm hinüber, ehe sie weiter auf Aidan zuging. Als Tyrell einmal mit der Hand in der Luft herumwedelte, wurde Aidans lebloser Körper durch die Luft gewirbelt, bis er unnatürlich verdreht ein paar Schritte von ihr entfernt liegen blieb. Seine weit aufgerissenen Augen waren auf sie gerichtet. Wieder spürte sie seinen Schmerz, seine Todesangst in ihrem Innersten.
„Das ist alles deine Schuld. Hättest du dich nicht eingemischt und wärst du nicht mit ihm hierhergekommen, dann würde er noch leben.“ Nach einer kurzen Pause fuhr er fort.
„Deine Macht ist nicht so stark, wie du denkst, Shima. Du warst mir schon immer unterlegen, doch du hast es nie erkannt.“
Savannah wurde es kalt, sie konnte den Blick nicht von Aidan lösen.
„Hier, auch das ist deine Schuld“, sagte Tyrell, als er Angus zerschundenen Körper dazu brachte, neben Aidan zu landen. Auch ihr Vater hatte einen schrecklichen Ausdruck in den Augen. Sein Blut vermischte sich auf dem Boden mit Aidans. Wie ein kleiner Fluss lief der Blutstrom direkt auf sie zu.
„Du hast es übertrieben“, sagte Savannah ruhig. Endlich hatten die Tränen und ihr Schluchzen aufgehört.
„Was?“
„Du hast es übertrieben“, erwiderte sie.
„Du bist ein Nichts. Sieh deinem Schicksal in die Augen und ergib dich. Dann werde ich dir einen schnellen Tod gewähren.“
Nun wandte Savannah den Blick von den Leichnamen ab und schaute dem Gott in die Augen.
„Nein.“ Als sie ihre Macht sammelte, schossen kleine Funken aus ihren Fingerspitzen.
„Dann werde ich dich genauso zurichten wie die beiden Drachen dort.“
„Du warst schon immer ein Lügner“, sagte Savannah. Ihre Haare fingen an, im aufkommenden Wind zu wehen. Doch diesmal war sie es gewesen, die ihn herbeigerufen hatte.
„Glaubst du, ich kaufe dir diese Lüge ab? Eines hast du in all den Jahrhunderten nie begriffen. Und zwar die Macht von Liebe und Verbundenheit. In meinem Herzen weiß ich, dass weder Aidan noch Angus tot sind. Es ist nur eine Illusion, mit der du hoffst, mich zu brechen.“
Nun verzog Tyrell angewidert das Gesicht. Auch er sammelte seine Energien.
„Was ist, wenn du dich irrst?“ Savannah schüttelte den Kopf.
„Dann nimm in Kauf, dass ich die Menschenfrau Nola und ihren Gefährten für deine Dummheit büßen lassen werde.“
Zum ersten Mal seit dem vorgetäuschten Tod der beiden Männer überfiel Savannah ein Schauer der Angst. Doch sie blieb standhaft.
„Ich glaube nicht, dass du sie in deiner Gewalt hast. Denn sonst hättest du sie schon längst gegen mich eingesetzt. Du bist so schwach, Tyrell. Dein Hass macht dich blind. Du bist mein Bruder, doch dir sollte klar sein, dass ich keine Gnade walten lassen kann.“
Als sein höhnisches Lachen ertönte, sah Savannah ihn gelangweilt an.
„Du glaubst wirklich, Herrin der Lage zu sein, Göttin der Elemente? Die Zerstörungen, die du gesehen hast, das war mein Werk. Ohne mich hätte dieser einfältige Alec die Wesen, die sich nun in der sterblichen Welt ausbreiten, nie erschaffen können. Ich allein habe die Welt verändert. Und sobald ich die Macht aller Götter besitze, wird die Welt vor mir erzittern.“
In seiner Stimme waren Wahnsinn und Euphorie zu erkennen. Seine Augen glänzten bei dem Gedanken an seine Träume. Sein Mantel bauschte sich im immer stärker werdenden Wind auf.
Diesmal war es Savannah, die zuerst zuschlug. Doch wie erwartet löste sich Tyrells Bild vor ihr einfach in Luft auf. Er war und blieb ein Feigling. Als Tyrell verschwand, änderte sich auch das Bild um sie herum. Der Sand hing noch immer in den Baumwipfeln, doch sowohl Aidan als auch Angus standen noch an derselben Stelle. Und das Wichtigste war, dass sie lebten. Alles, was sie zuvor erlebt hatte, war bloß eine Illusion gewesen. Zuerst ging sie zu Aidan. Vorsichtig drückte sie ihre Lippen auf seine. Dadurch löste sich seine Erstarrung und er erwiderte ihren Kuss. Savannah konnte sich nicht erinnern, jemals glücklicher über einen Kuss gewesen zu sein.
Nola fand es ganz erstaunlich, wie sehr Gavin es schaffte, sie abzulenken. Sie liefen nun schon einige Stunden durch diesen Wald, der immer merkwürdiger wurde. Gerade war eine Maus an ihnen vorbeigelaufen, die so groß wie ein Vogel war. Zum Glück
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