Feuer des Schicksals: Fantasy Roman (German Edition)
gehörte sie nicht zu der Art Frau, die bei solch einem Anblick anfing zu schreien. Wäre es eine Spinne gewesen, ja, da hätte es schon anders ausgesehen. Gavin erzählte ihr während des gesamten Marsches Geschichten über die Kindheit von Aidan und seinen Geschwistern. Dabei wackelte er ab und zu mit seinen Augenbrauen, was sie immer wieder zum Lachen brachte. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie sich in letzter Zeit so wohl in der Gesellschaft eines Mannes gefühlt hatte. Ihren Ehemann hatte sie geliebt, doch die Gefühle, die sie in Gegenwart von Gavin spürte, waren so anders.
„Woran denkst du gerade?“, fragte Gavin sie.
Da sie nichts zu verlieren hatte, sagte Nola die Wahrheit: „An meine Gefühle.“
Sie spürte, wie Gavin erstarrte, doch ansonsten lieferte er keinen weiteren Hinweis auf seine Gefühle. Doch seine folgenden Worte erstaunten sie: „Und was genau fühlst du in Bezug auf mich?“
Und wieder antwortete sie wahrheitsgemäß: „Ich weiß es nicht genau. Ich fühle mich sehr wohl in deiner Gegenwart. Es kommt mir so vertraut vor, so….“
Als sie abrupt abbrach, beendete Gavin ihren Satz leise: „So richtig.“
Als Nola weitersprach, war ihre Enttäuschung deutlich herauszuhören: „Wir befinden uns wahrscheinlich gerade in großer Gefahr. Irgendein verrückter Gott versucht uns als Pfand in einem Krieg gegen die Götter und meine Enkelin einzusetzen. Meine Tochter ist gerade vor meinen Augen gestorben. Und doch habe ich das Gefühl, dass alles wieder in Ordnung kommt. Ich war in meinem Leben bereits einmal verheiratet. Ich habe meinen Mann geliebt. Doch die Gefühle, die ich ihm gegenüber hatte, waren so anders als das, was ich in deiner Gegenwart spüre.“
Bei diesen Worten verdunkelten sich seine Augen. Behutsam nahm er ihre Hand und streichelte über die empfindsame Haut über ihrem Puls. Dabei schaute er ihr tief in die Augen.
„Und was genau fühlst du in meiner Gegenwart?“
Zu ihrem Glück und Gavins Kummer kam sie nicht mehr dazu, eine Antwort zu geben, denn auf einmal hörten sie jemanden sprechen. Als Nola losrannte, erkannte auch Gavin die Stimmen. Sie trafen ein, als Angus sich gerade aus seiner Erstarrung löste und Savannah Aidan umarmte.
„Savannah“, rief Nola, ehe sie ihre Enkelin in die Arme nahm. Diese erwiderte die Umarmung genauso fest.
„Wie seid ihr Tyrell entkommen?“, fragte Aidan, nachdem die Begrüßung vorbei war.
„Alasar hat uns eine Möglichkeit gegeben, durch die wir hier gelandet sind, dann ist er verschwunden“, erwiderte Nola.
Als sie sprach, fiel ihr Blick auf das Monster, das noch immer im Zauber gefangen war. Nur seine Augen bewegten sich. Wie bei dem Mantikor spürte Nola, dass auch dieses Wesen gegen seinen Willen handelte. Als sie einen Schritt nach vorne gehen wollte, ergriff Gavin sie am Arm. Doch als sie ihn ansah und zu verstehen gab, dass ihr keine Gefahr drohte, ließ er sie los. Nola wusste nicht, ob dies der Moment war, in dem sie sich in den Drachen verliebte, oder ob es während ihrer Gespräche im Wald geschehen war. Die anderen ließen sie gewähren, als sie auf das Monster zuging, das sie nun nicht mehr aus den Augen ließ. Er schien sie innerlich zu rufen. Als sie die Hand auf die große Pfote legte und das weiche Fell ihre Haut berührte, unterdrückte sie ein Schaudern. Dieses Tier hatte so viel Leid erlebt. Doch anders als die Mantikore wollte es nicht sterben. Es wollte mit dem Willen leben, der so stark war wie ihr Wille, ihm zu helfen. Instinktiv spülte die heilende Kraft durch ihre Hand in den Körper des Monsters. Der Zauber, der es gefangen hielt, löste sich auf, genauso wie Tyrells Einfluss, der den Willen dieses Wesens eingesperrt hatte. Als Nola die Hand wegnahm, leckte eine große rosafarbene Zunge über ihren Körper.
„Da ist wohl jemand ziemlich dankbar“, sagte Gavin lachend. Als keine Gefahr mehr von dem seltsamen Tier ausging, wandte Aidan sich an Savannah.
„Was ist eigentlich genau passiert, als Angus und ich uns nicht bewegen konnten?“
Also erzählte sie von der Illusion. Sie versuchte auch, Aidan zu vermitteln, dass sie ihn nun besser verstand. Das Gefühl, den Menschen sterben zu sehen, den man mehr als sein eigenes Leben liebte, hatte sie fast zerbrochen. Es hatte eine Weile gebraucht, bis sie den Schwindel durchschaut hatte und diese Zeit war für sie die Schlimmste aller Zeiten gewesen. Als er sie in die Arme schloss und küsste, wusste sie, dass er verstanden hatte. Als
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