Feuer des Schicksals: Fantasy Roman (German Edition)
dass es besser ist, wenn ich euch begleite. Ich bin die stärkste Schamanin in unserem Clan und es wird für dich alleine schwer sein, mit Conlan zu verhandeln.“ Aidan ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und sah seine Schwester schweigend an.
„Ja, ich weiß, dass du gesagt hast, dass wir alle beim Clan bleiben sollen. Doch ich bin der Meinung, dass ich an deiner Seite nützlicher bin als zu Hause.“
Noch immer schwieg Aidan. Savannah hielt gespannt den Atem an, man konnte die gespannte Atmosphäre fast mit einem Messer schneiden. Laylah, die nun sichtlich nervös wurde, setzte zu einem letzten Argument an.
„Ich habe mit Mutter gesprochen. Sie kümmert sich mit den anderen Heilerinnen um die Verletzten. Fin wird nicht von ihrer Seite weichen und Catori arbeitet momentan an einem Abwehrzauber, der die Höhlen vor weiteren Angriffen schützt. Mutter hat mich nicht aufgehalten, als ich ihr sagte, dass ich dir folgen werde.“ Laylah verschwieg ihrem Bruder bewusst, dass ihre Mutter ihr nur mit Worten, nicht aber mit Taten, verboten hatte, Aidan und der Cailleach zu folgen.
Laylah sah genau, wann Aidan die Idee aufgab, sie wieder zurückzuschicken. Er wusste, dass ihre Anwesenheit bei den Verhandlungen mit Conlan durch ihre seltsame Verbindung mit dem Clanführer von Vorteil sein würde. Der Ernst der Lage wog schwer, denn ansonsten hätte nichts, was sie hätte sagen können, Aidan dazu gebracht, sie bei dieser gefahrvollen Reise mitzunehmen. Im Grunde sahen ihre Geschwister sie noch als Kleinkind an. Es war egal, dass sie die mächtigste Schamanin in ihrem Clan war und dass sie schon vor fünfzig Jahren ihre eigene Höhle bezogen hatte. Für ihre Familie war sie immer die Jüngste, das Nesthäkchen. Doch Laylah hatte nicht vor, sich weiter wie ein Kleinkind behandeln zu lassen. Sie liebte ihre Familie und sie würde sie beschützen und gleichzeitig ein Auge auf die Cailleach haben. Durch ihre Finger stieß sie einen hohen Pfeifton aus und kurz darauf trottete eine Schimmelstute auf sie zu.
3.
Sophie O‘Sullivan schaute kopfschüttelnd ihrer Mutter hinterher, als diese mit königlich erhobenem Haupt davon stapfte und elegant auf den Rücken ihres Pferdes stieg. Sie selbst tat sich da schon ein wenig schwerer. Ein bisschen hatte sie diese kleinen Streitigkeiten vermisst. Aber auch nur ein bisschen. Auch wenn sie eine erwachsene Frau mit einem eigenen erwachsenen Kind war, so war Nola doch noch immer das Familienoberhaupt.
Sophie würde es nie laut aussprechen, doch die Trennung von ihrer Mutter in den letzten Jahren hatte ihr schwer zu schaffen gemacht. Angefangen hatte ihr Zwist damit, dass sie einen heftigen Streit austrugen, nachdem Nola ihrer Tochter erzählt hatte, dass sie eine Cailleach war. Sie hatte dieses Gespräch gegen Sophies Wunsch geführt.
Als Savannah noch nicht geboren war und sie ihre Tochter nur als einen kleinen Hauch Leben in sich wahrgenommen hatte, hatte Sophie sich geschworen, ihrer Tochter eine gute Mutter zu sein und sie vor allem zu beschützen. Savannah sollte eine normale Kindheit haben. Sie sollte zur Schule gehen, viele Freunde haben und immer wissen, dass sie geliebt wurde, obwohl sie ohne Vater aufwachsen würde.
Sophie war vor der Begegnung mit diesem Fremden auf den Klippen immer eine ruhige junge Frau gewesen. Immer wollte sie es allen recht machen. Als sie in die Hütte zurückkehrte und der Fremde verschwunden war, hatte sie das Gefühl gehabt, ein Teil ihrer Seele sei ihr abhanden gekommen. Eine Woche lang hatte sie wie in Trance gelebt. Das Gefühl des Verlustes lastete schwer auf ihr. Doch dann hatte sie den Lebenshauch ihres Kindes gespürt. Und das Leben hatte wieder einen Sinn, ein Ziel. So gut es ging hatte sie die Leere in einem Teil ihres Herzens verborgen. In den ersten Jahren fragte sie sich oft, ob es so etwas wie eine Seelenverwandtschaft gab. Auch wenn sie nur diese kurzen kostbaren Stunden mit dem Fremden verbracht hatte, war durch sein Verschwinden ein Teil ihres Selbst gestorben. Immer wieder schalt sie sich selbst für diese melodramatischen Gedanken.
Ihre selbst erlernte Fröhlichkeit hatte sie die letzten Jahre am Leben erhalten. Sie konnte zuschauen, wie ihre Tochter zu einer wundervollen Frau heranwuchs. Doch das Wissen, dass ihre Gabe, die Gefühle der anderen Menschen zu absorbieren, sie eines Tages töten würde, hatte sie immer für sich behalten. Manchmal plagten sie nachts Visionen von ihrem Tod und sie wachte schweißgebadet auf.
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