Feuer des Schicksals: Fantasy Roman (German Edition)
Energie. Genau in diesem Moment rannte das Kind in ihre Reichweite, ohne die Pferde zu bemerken. Irgendwo hinter ihnen hörten sie einen Knall, so, als ob ein Baum umfallen würde. Ihre Stute machte einen Satz nach vorn und Aidans Hengst stellte sich auf die Hinterbeine, um mit seinen todbringenden Hufen in der Luft hin und her zu wirbeln. Geschützt durch das Energiefeld schaute die Kleine mit vor Schreck aufgerissenen Augen zu ihnen hoch. Als sich beide Pferde wieder beruhigt hatten, kam die Mutter des Mädchens mit einem Säugling auf dem Arm aus dem Haus gerannt. Savannah ließ den Schutzschild verschwinden, sodass Mutter und Tochter sich in die Arme fallen konnten. Der dunkle Schatten war verschwunden. Als Savannah sich umsah, lag nicht weit vom Dorf entfernt ein großer Baum auf der Erde. Der Staub verzog sich nur langsam und die Arbeiter, die den Baum zum Umsturz gebracht hatten, starrten verwundert zu ihnen hinüber.
Aidan kam nah an Savannah heran, nahm ihr die Zügel aus der Hand und bedeutete seinem Hengst, weiterzulaufen. Die Ohren des Tieres bewegten sich immer noch nervös hin und her. Nur ihre Stute war mittlerweile wieder die Ruhe selbst. Aidan verabschiedete sich im Vorbeireiten schnell von den Dorfbewohnern und dann hatten sie auch schon die Dorfgrenze hinter sich gelassen. Savannah, die nicht so recht verstand, was Aidan dazu trieb, so fluchtartig das Weite zu suchen, schaute ihn fragend an. Sie kannte ihn zwar noch nicht lange, doch irgendwie hatte sie so das Gefühl, dass das sonst nicht seine Art war.
„Es war zwar löblich, dass du das Kind gerettet hast, doch mein Anliegen war es, deine Anwesenheit noch eine Weile geheim zu halten. Jetzt haben die Dorfbewohner gesehen, wozu du fähig bist und diese Neuigkeit wird sich schnell im ganzen Land verbreiten. Nur Cailleach Frauen können den Tod eines Menschen voraussehen.“
„Was hätte ich tun sollen? Das Mädchen einfach sterben lassen?“ Nun ließ Aidan endlich wieder ihre Zügel los und seufzte tief auf.
„Nein, natürlich nicht. Das hättest du nicht übers Herz gebracht und ich hätte es auch nicht gewollt. Doch wir mussten so schnell es ging das Dorf verlassen, ehe man uns aufhalten oder uns neugierige Fragen stellen konnte.“ Nun etwas besänftigt sah Savannah sich um. Mittlerweile hatten sie einen Wald erreicht, dessen weicher Moosboden die Geräusche der Hufe der Pferde dämpfte. Die nächste Stunde ritten sie schweigend nebeneinander her. Savannah dachte an das letzte Gespräch in der Küche von Nolas Cottage.
Die Bäume warfen ihre kühlenden Schatten voraus, doch immer wieder hatte Savannah das Gefühl, dass bestimmte Schatten sich bewegten. Durch das dichte Unterholz kamen sie nur im Schritttempo voran. Als sie ein seltsames Kribbeln im Nacken bemerkte, ließ Savannah ihre Stute anhalten. Aidan, der sie fragend anschaute, sog einmal tief die Luft ein, ehe er grimmig in die Baumkronen schaute. Seine Stimme hatte wieder diesen brüderlichen Klang, den er bereits bei dem Gespräch mit Fin benutzt hatte.
„Laylah!“ Stille breitete sich im Wald aus. Selbst die Vögel verstummten.
„Lass mich dich nicht von da oben runterholen.“ Seine Stimme hatte mittlerweile einen drohenden Klang angenommen.
„Es konnte ja keiner ahnen, dass sie mich bemerkt.“ Mit diesen Worten landete eine Frau direkt vor ihnen auf dem weichen Boden. Aus der Hocke sah sie zuerst zu ihnen nach oben, ehe sie sich in einer fließenden Bewegung gerade hinstellte und Aidan trotzig in die Augen blickte. Die Frau trug ihre rabenschwarzen Haare zu einem Zopf im Rücken zusammengebunden. Einzelne Strähnen hatten sich gelöst und fielen ihr nun ins Gesicht. Savannah konnte einige weiße Strähnen in den Haaren der Fremden erkennen. Ihre Augen waren fast so dunkel wie ihre Haare.
„Ich nehme an, eine weitere Schwester?“, flüsterte Savannah in ihre Richtung.
„Ja, die jüngste.“ Aus Aidans Worte sprach eine liebevolle Zuneigung zu seiner Schwester.
„Ich bin bereits 119 Jahre alt, also bin ich nicht mehr so jung.“ Trotzig reckte Laylah ihr Kinn nach vorn. Savannah, die bei dieser Zahl große Augen bekam, musterte sie unter gesenkten Wimpern. Laylah war wunderschön und mit ihren dunklen Haaren strahlte sie etwas Exotisches aus. Wie 119 sah sie nun wirklich nicht aus. Als Aidans Schwester einen Blick zu ihr warf, nahm Savannah für eine Sekunde eine starke Abneigung gegen sie wahr. Aber warum? Sie kannte die Frau nicht einmal.
„Aidan, du weißt,
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