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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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möglicherweise auch nicht, aber hier gibt es wenigstens keine potenziellen Störquellen in Form von Eltern oder Geschwistern.
    Der rechteckige Spiegel, der bis vor Kurzem noch an der Innenseite von Linnéas Schranktür befestigt war, liegt jetzt auf dem Fußboden und wartet auf seinen Einsatz. Sie haben die gesamte Oberfläche mit schwarzen Kreisen bemalt, einen für jeden Buchstaben des Alphabets und einen für jede Zahl von Null bis Neun plus zwei Kreise für JA und NEIN .
    »Ich hoffe, damit sind wir doppelt geschützt«, sagt Linnéa und nickt in Richtung des Kreuzes, als sie ins Zimmer kommt. »Sieht jedenfalls so aus, als könnten wir das brauchen.«
    Vanessa schaut sie an.
    »Ich habe eben genau dasselbe gedacht. Heißt das …? Also, ich meine nicht, dass du bewusst meine Gedanken gelesen hättest, aber du sagst ja selbst, dass es manchmal einfach passiert.«
    »Nicht dieses Mal.«
    »Okay. Dann denken wir wohl einfach in denselben Bahnen«, sagt Vanessa und lächelt.
    Linnéa wirft ihr einen merkwürdigen Blick zu.
    »Ja, kann sein«, sagt sie.
    Vanessa wird plötzlich sehr bewusst, wie nah Linnéa bei ihr steht. Der breite Ausschnitt ihres T-Shirts ist nach unten gerutscht und gibt den Blick auf ihre Schulter und ihr Schlüsselbein frei. Auf die Haut, die so weich aussieht.
    Vanessa fragt sich, wie es sich wohl anfühlt, sie zu berühren.
    Sie schaut weg. Sie hat Angst, Linnéa könnte ihren Blick missverstehen. Dass sie denken könnte …
    Was denken könnte? Sie findet keine Worte dafür und lässt den Gedanken fallen. Er macht sie nervös.
    »Du sagst doch Bescheid, oder?«, sagt sie stattdessen.
    Linnéa sieht verwirrt aus.
    »Wenn du aus Versehen meine Gedanken hörst«, fährt Vanessa fort. »Ich will es lieber wissen.«
    Linnéa nickt.
    »Versprochen.«
    Es klingelt an der Tür.
    »Ich will Ida wirklich nicht bei mir zu Hause haben«, sagt Linnéa.
    »Falls es dich tröstet – ich kann mir nicht vorstellen, dass sie gerne kommt«, sagt Vanessa.
    Linnéa geht in die Diele. Sie zittert innerlich. Sie war kurz davor, Vanessa zu sagen, was sie empfindet.
    Ganz kurz.
    Linnéa holt tief Luft und schließt die Tür auf. Hofft, dass Ida nicht die Erste ist. Sie hat das Gefühl, als würde schon Idas bloße Anwesenheit ihre Wohnung beschmutzen. Linnéa darf gar nicht daran denken, was Elias davon gehalten hätte.
    Elias.
    Zum tausendsten Mal fragt sie sich, wie es wohl wäre, wenn er noch leben würde. Wenn er im letzten Jahr bei ihr gewesen wäre, wenn sie das alles gemeinsam durchgestanden hätten. Aber solche Gedanken führen nirgendwohin.
    Sie macht auf.
    Minoo und Anna-Karin.
    Linnéa bittet sie herein, fühlt sich steif und fremd. Sie hat nicht gerne Besuch. Als Vanessa das erste Mal hier war, in der Nacht des Blutmonds, war das eine echte Ausnahme. Sie tat Linnéa leid – weil sie nichts anzuziehen hatte, aber einen Freund, der sie hinterging. Es ist komisch, sich vorzustellen, dass Vanessa damals eine Fremde war. Willes neue Freundin.
    Minoo stellt ihren Rucksack auf den Boden im Wohnzimmer und fängt an, darin herumzuwühlen. Anna-Karin steht mit halb geöffnetem Mund daneben und lässt den Blick über die Wände wandern.
    »Hübsch«, murmelt sie und starrt eine Darstellung der Hölle von Hieronymus Bosch an.
    »Wo sind die restlichen Sachen?«, fragt Minoo und zieht ein zusammengefaltetes Karopapier aus der Innentasche.
    »In der Küche«, sagt Linnéa und geht vor.
    »Du hast echt eine schöne Wohnung«, sagt Minoo.
    »Sie gehört nicht mir, sondern dem Jugendamt.«
    Manchmal kann sie der Versuchung nicht widerstehen, die Knöpfe zu drücken, die dafür sorgen, dass Minoo sich schlecht fühlt. Die sie daran erinnern, wie unterschiedlich ihre Leben sind. Linnéa weiß nicht, warum. Eigentlich verschafft es ihr keinerlei Befriedigung, Minoos Ohren glühen zu sehen.
    »Da steht alles«, sagt Linnéa und zeigt auf die Spüle, wo die ausgegrabenen Nagelstückchen auf einem Teller neben dem Salzfass, den Eisenspänen, einem Schälchen mit Asche und einem Glas mit Ektoplasma warten.
    Minoo legt das Karopapier dazu.
    »Rebecka und ich haben uns im Unterricht immer Zettel geschrieben«, sagt sie und schaut Linnéa an.
    »Ich habe eine Postkarte genommen, die Elias mir geschickt hat, als er in Mexiko Urlaub gemacht hat«, sagt Linnéa. »Er hat jede Sekunde gehasst. Sie haben in einem dieser Hotels gewohnt, in denen alles inklusive ist und die man mehr oder weniger gar nicht verlassen kann. Er hat mir

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