Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)
umrahmen ein blasses Gesicht mit geschlossenen Augen. Für eine Sekunde glaubt Minoo, es wäre Rebecka, und sie streckt die Finger nach ihr aus. Gerade als sie das Wasser berühren will, klärt sich das Bild, und sie erkennt, wer es wirklich ist.
Das Gesicht, das ihnen während der Séance so flüchtig erschienen war.
Matilda.
Sie öffnet die Augen und schaut Minoo an.
Du hast heute großen Mut bewiesen, als du die magische Verbindung gebrochen hast
.
Matildas Lippen bewegen sich nicht, als sie spricht.
»Du meinst Diana? Weiß du etwas darüber?«
Das Amulett wurde benutzt, um sie zu kontrollieren
.
»Aber von wem? Wer wollte sie kontrollieren?«
Es erfordert mächtige Magie, ein Amulett auf diese Weise zu verwenden. Wer immer es getan hat, muss von den Dämonen gesegnet sein.
»Aber wer ist der Gesegnete? Ist es die Hexe, die Ida im PE -Zentrum gespürt hat? Ist es Helena? Wer ist es?«
Das ist verborgen.
Zwei schwarze Federn treiben vorbei. Als sie Matildas Gesicht passieren, erzittert es.
Der Gesegnete hat noch mehr Verbrechen auf dem Gewissen. Ihr werdet sie bald entdecken.
»Wie kannst du das wissen, wenn du nicht weißt, wer der Gesegnete ist?«
Matilda sieht sie an, und Minoo merkt, wie ihre Frustration immer größer wird. Sie empfand Sympathie für das junge Mädchen, das Matilda einmal war. Aber die Matilda, die sich ihnen zeigt, erscheint ihr kaum menschlich. Sie benimmt sich wie ein höheres Wesen, das hier und da ein paar Hinweise verstreut. Wird man so, wenn man Jahrhunderte in der Gesellschaft der Beschützer verbringt?
»Was sollen wir tun?«, fragt Minoo.
Matildas Gesicht ist ernst.
Nach dem Prozess müsst ihr den Gesegneten finden und aufhalten.
Der rote Mond am Himmel erlischt. Aber die Silberfunken glitzern weiter auf der Oberfläche des Baches.
Die Zeit drängt.
Matildas Gesicht verschwimmt und verschwindet.
59. Kapitel
V
anessa wacht auf und Panik rauscht durch ihren Körper. Es ist Samstag. In wenigen Stunden beginnt der Prozess. Und sie wird als Angeklagte vor das Gericht treten.
Es ist fünf Uhr morgens, aber sie kann unmöglich weiterschlafen.
Was passiert, wenn der Körpertausch ihnen nicht hilft? Wird Anna-Karin verurteilt? Welche Strafe wird man ihr auferlegen? Wird sie hingerichtet werden wie Simon? Oder wird man sie »nur« foltern?
Vanessa wirft sich im Bett hin und her, während ihre Gedanken immer weiter kreisen, kreisen und kreisen.
Was passiert, wenn Anna-Karins Körper stirbt? Wird Vanessa selbst dann auch sterben? Oder in ihren eigenen Körper zurückkehren? Aber was ist dann mit Linnéa, die in diesem Moment darinsteckt? Und was wird aus Anna-Karins Seele …?
Und dann kommen die Gedanken an Mama. Melvin.
Was, wenn sie die beiden nie wiedersieht?
Wenn sie noch eine Sekunde länger liegen bleibt, wird sie es niemals schaffen aufzustehen. Sie kann nur eins tun. Sich vorbereiten.
Vanessa tappt über den kalten Boden in Anna-Karins Zimmer, öffnet die Tür und geht in die Küche. Zigarettenrauch schlägt ihr entgegen. Anna-Karins Mutter ist schon auf, sitzt am Küchentisch und raucht, den Blick starr auf einen Punkt vor dem Fenster gerichtet. Sie bemerkt nicht, dass Vanessa sich ins Badezimmer schleicht.
Adriana hat gestern Abend angerufen und gesagt, es sei wichtig, dass sie im Gerichtssaal alle »proper« aussehen. Vanessa duscht warm und ausgiebig, wäscht sich die Haare und entwirrt die verfilzten Strähnen. Ganz oben im Regal entdeckt sie eine Schere und gleicht die ausgefransten Spitzen an.
Sie geht ins Schlafzimmer zurück und sucht den einzigen BH raus, der einigermaßen passt. Anna-Karin trägt die völlig falsche Größe, und Vanessa denkt, dass sie Anna-Karin darüber irgendwann mal aufklären muss. Falls sie noch so lange leben.
Als sie anfängt, zielgerichtet Anna-Karins Kleiderschrank zu durchstöbern, verliert sie beinahe alle Hoffnung. Hilflos wühlt sie in Trainingsanzügen und Jogginghosen herum.
Sie hätte es wissen müssen. Sie verflucht sich selbst und geht in die Küche zurück.
»Du bist schon auf?«, sagt Mia Nieminen, ohne ihre Tochter anzusehen.
»Mama«, sagt Vanessa, obwohl es sich so unglaublich falsch anfühlt. »Darf ich an deinen Kleiderschrank?«
Mia dreht den Kopf und schaut sie überrascht an.
»Und wozu soll das gut sein?«
»Ich muss so eine Sache für die Schule machen.«
Mia steht langsam vom Tisch auf und geht mit ihr ins Schlafzimmer. Über dem Bett hängt ein Wandbehang, den jemand mit EIGNER HERD
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