Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)
genug gehört. Wir werden morgen das Urteil verkünden.«
Minoo bekommt fast einen Sauerstoffrausch, als sie endlich aus dem Herrenhof in die Abendluft treten. Deprimierenderweise macht ihr das nur noch bewusster, wie dringend sie eine Zigarette braucht. Sie kramt die Schachtel aus Linnéas Handtasche und steckt sich eine an.
»Kann ich auch eine haben?«, fragt Adriana und Minoo schaut sie erstaunt an.
»Klar«, sagt sie und reicht ihr die Schachtel.
»Ich bin total fertig«, sagt Vanessa.
»Es war ein langer Tag«, sagt Adriana und legt Vanessa eine Hand auf den Arm. »Besonders für dich, Anna-Karin.«
»Lang, aber erfolgreich«, sagt Linnéa.
»Wirklich«, sagt Adriana und zündet sich eine Zigarette an. »Und ich will nicht wissen, wie ihr das gemacht habt.«
Sie und Minoo ziehen gleichzeitig und schauen sich an. Adriana darf niemals erfahren, wie sie es geschafft haben, durch den Prozess zu kommen. Sie hat schon zu viele Informationen, die ihr gefährlich werden könnten.
»Gleichfalls«, sagt sie zu Adriana.
In Wirklichkeit wüsste sie nichts lieber als das.
»Wie geht es morgen weiter?«, fragt Vanessa.
»Ich bezweifle, dass Alexander die Anklage gegen dich aufrechterhalten wird«, sagt Adriana und sieht sie mit einem Blick voller Wärme an. »Er würde nur riskieren, sich noch mehr der Lächerlichkeit auszusetzen. Das Verfahren wird vermutlich eingestellt. Sie haben keine Beweise.«
Viktor betritt die Treppe. Er sieht sie und das tiefe Blau seiner Augen verdunkelt sich. Minoo spürt den Triumph im ganzen Körper knistern.
»Glückwunsch«, sagt er und schaut Linnéa an. »Ihr habt es geschafft. Ihr habt uns blamiert, genau, wie du gesagt hast. Zumindest das war nicht gelogen.«
Linnéa grinst und zwirbelt eine von Vanessas blonden Strähnen.
»Wie habt ihr das gemacht?«, fragt Viktor.
»Ich weiß nicht, was du meinst«, sagt Minoo.
»Linnéa«, sagt er vorwurfsvoll und schaut sie an. »Ich habe dir das Leben gerettet.«
»Und dafür bin ich dir dankbar«, sagt Minoo.
»Du weißt natürlich auch nicht, wie sie das geschafft haben?«, sagt Viktor und wendet sich Adriana zu.
»Nein, Viktor«, sagt sie. »Das weiß ich wirklich nicht.«
Er starrt Adriana an, und Minoo versteht, dass er in diesem Augenblick versucht, sie zu lesen, versucht, sie bei einer Lüge zu ertappen.
»Und wie hast du es gemacht?«, fragt er.
Adriana verzieht keine Miene.
Viktor schnaubt, macht auf dem Absatz kehrt, dass der Kies knirscht, und verschwindet ins Haus.
»Spätestens jetzt hasst Alexander uns endgültig«, sagt Linnéa und lacht auf.
»Definitiv«, sagt Adriana ernst. »Ihr habt ihn und Viktor vor einigen der einflussreichsten Mitglieder des Rats gedemütigt. Er wird sich rehabilitieren wollen. Ich denke, für dieses Mal habt ihr es überstanden, und ich bin wahnsinnig erleichtert und froh. Aber Alexander wird warten, bis seine Zeit gekommen ist.«
»Heißt dass, wir werden ihn nie los?«, fragt Anna-Karin.
»Ich denke, fürs Erste schon«, sagt Adriana und lächelt, wenn auch nur zaghaft. »Hier in Engelsfors bleibt nichts mehr für ihn zu tun.«
Minoo betrachtet die anderen und wünschte, sie könnte genauso erleichtert sein. Sie hatte noch keine Gelegenheit, ihnen von ihrem Traum zu erzählen.
Nach dem Prozess müsst ihr den Gesegneten finden und aufhalten.
Die Zeit drängt.
61. Kapitel
E
s ist ein seltsames Gefühl für Minoo, mit allen Auserwählten in ihrem Zimmer zu sein. Vor allem, sich selbst dabei auf ihrem eigenen Bett sitzen zu sehen. Der Gedanke, dass Ida dort die beiden letzten Nächte geschlafen hat, ist ihr unangenehm. Und Minoo konnte vorher nicht mal mehr ihr Tagebuch verstecken. Sie kann nur hoffen, dass Ida Besseres zu tun hatte, als herumzuschnüffeln.
Minoo hat den anderen gerade von ihrem Traum erzählt und von dem Auftrag, den Matilda ihnen gegeben hat.
»Jetzt haben wir wenigstens eine Spur, der wir nachgehen können. Wir wissen, dass derjenige, der Diana gelenkt hat, keine gewöhnliche Hexe ist, sondern der Gesegnete der Dämonen«, sagt Vanessa. »Und auch wenn wir nicht sicher sind, scheint es mir eine gute Idee zu sein, mit der Suche im Zentrum für ein Positives Engelsfors anzufangen.«
»Minoo! Ich bräuchte mal eine helfende Hand!«, ruft Papa von unten aus der Küche.
Ida fährt sich so intensiv mit den Fingern durch die Haare, dass Minoo Angst bekommt, sie könnte sie ausreißen. Ida schaut sie nervös an.
»Ich komme mit«, sagt Minoo und zusammen
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