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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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lächelt er sie an und schlendert auf sie zu.
    »Ich wollte mich nur entschuldigen«, sagt er. »Ich war euch gegenüber neulich wirklich ziemlich arrogant. Ich könnte das jetzt darauf schieben, dass ihr in einer blöden Situation vorbeigekommen seid, aber … Ich glaube, es ist besser, wenn ich mich schlicht und ergreifend entschuldige. Es tut mir leid. Ganz einfach.«
    Minoo weiß nicht, was sie darauf antworten soll. Das Einzige, woran sie denken kann, ist, dass er ihre Füße hoffentlich nicht bemerkt hat. Mit etwas Glück haben die neuen Pickel auf ihrer Stirn ihn davon abgelenkt.
    »Ist schon okay«, sagt sie.
    »Ich will nicht schlecht über deine Heimat reden. In Engelsfors ist es bestimmt total nett. Aber die Entscheidung für den Umzug fiel total plötzlich, und ich glaube, mir ist in dem Moment gerade aufgegangen, was für eine …«
    Viktor scheint nach dem passenden Wort zu suchen.
    »…
Umstellung
das für mich werden würde.«
    »Das verstehe ich. Ich meine, du musstest schließlich deine ganzen Freunde zurücklassen. Und Engelsfors ist ja nun auch nicht gerade Stockholm. Nicht, dass ich Stockholm nicht mögen würde. Im Gegenteil«, sagt sie und merkt, wie ihre Fähigkeit, sich um Kopf und Kragen zu plappern, zu neuem Leben erwacht. »Ich wollte schon immer in Stockholm leben. Ich habe Verwandte da. Ich denke, für mich wäre das auch eine Umstellung, natürlich, aber auf eine gute Art, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Minoo weiß nicht, wo sie hinschauen soll. Ihr Blick fällt auf das Buch, das Viktor in der Hand hält. Es ist eine zerfledderte Taschenausgabe ihres Lieblingsbuchs
Die geheime Geschichte
, aber auf Englisch.
    »Magst du es?«, fragt sie.
    »Nein. Ich liebe es.«
    Es gab eine Zeit, da hat Minoo sich eingebildet, eine Person mit gutem Buchgeschmack wäre automatisch ein guter Mensch. Diese Illusion hat Max pulverisiert, der sich trotz seines hervorragend bestückten Bücherregals als psychopathischer Hoffnungsträger der Dämonen entpuppte. Dennoch kann sie nicht bestreiten, dass Viktor ihr gleich etwas sympathischer wird.
    »Ich auch«, sagt sie. »Aber ich habe es noch nie auf Englisch gelesen.«
    »Ich lese Bücher immer in der Originalsprache«, sagt Viktor und sieht für einen Moment genauso herablassend aus wie neulich auf dem Herrenhof. »Man verpasst sonst eine Menge. Eine Übersetzung steht immer wie eine Barriere zwischen dir und dem, was der Autor vermitteln will.«
    »Aha …«, sagt Minoo. »Du … liest also viel?«
    Viktor setzt gerade zur Antwort an, als etwas angeflogen kommt und ihn am Rücken trifft. Ein Chemiebuch.
    Viktor dreht sich nicht um. Stattdessen beugt er sich ein Stück weiter zu Minoo.
    »Das war einer dieser drei Neandertaler, oder?«, fragt er.
    Minoo nickt und schaut zu ihnen rüber. Kevin kichert vor sich hin. Robin und Erik wirken nicht besonders interessiert.
    »Willkommen in Engelsfors«, sagt Minoo zu Viktor.
    Er seufzt. Dann hebt er das Buch auf, öffnet es und liest Kevins Namen.
    »Schwuchtel!«, blafft Kevin.
    Viktor schlägt das Buch zu und dreht sich um.
    »Willst du was von mir, Kevin?«, fragt er lächelnd.
    Die Hannas kichern. Viktor geht zu Kevin und reicht ihm das Buch.
    »Du weißt schon, dass wir hier auf einem Gymnasium sind, oder?«, sagt er. »Also, das mit dem Bücherwerfen …«
    »Halt’s Maul, Stockholmer! Bilde dir bloß nicht ein, du wärst was Besseres«, grunzt Kevin und dreht sich zu Erik und Robin, um sich bei ihnen Rückendeckung zu holen.
    Aber die beiden beachten ihn nicht. Kevin sieht plötzlich verunsichert aus. Er tut Minoo beinahe leid. Erik und Robin sind immer der Kopf des Trios gewesen. Kevin ist nur das Werkzeug fürs Grobe, das sie sich zunutze machen können. Wäre er keiner von ihnen, würden sie ihn vermutlich mobben.
    Kevin begegnet ihrem Blick.
    »Was glotzt du so, blöde Schlampe?«
    Minoos Sympathie löst sich schlagartig in Luft auf. Viktor schaut Kevin angewidert an.
    »Bist du jetzt sauer, weil ich deine Freundin beleidigt habe, oder was?«, sagt Kevin.
    »Was denn nun – bin ich schwul oder mit Minoo zusammen? Wie hättest du es denn gerne?«
    Kevin leckt sich die Schneidezähne, angelt seinen Kautabakprim mit der Zunge nach vorne und spuckt ihn aus. Die braune Spucke hinterlässt eine Schleimspur auf Viktors hellem Hosenbein.
    Viktor legt den Kopf schief und betrachtet Kevin. Und gerade da kommt die Chemielehrerin mit energischem Schritt, schließt die Tür zum Klassenzimmer auf und lässt

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