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Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Titel: Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Calahan
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bekommen? Wie haben Sie das denn angestellt?« Siegel war charismatisch und zugänglich. Nach der neurologischen Untersuchung streckte er meiner Mutter die Hand hin und sagte: »Wir werden das herausfinden. Susannah wird es wieder gut gehen.« Meine Mutter klammerte sich an diese Worte wie an ein Rettungsfloß und gab dem Arzt den Beinamen »Bugsy« – ihr persönlicher Gangster-Arzt.

Kapitel 17
Multiple Persönlichkeitsstörung
    D as Gehirn ähnelt einem Schaltkreis von Christbaumlichtern. Wenn das Gehirn gut arbeitet, leuchten alle elektrischen Kerzen hell und das System ist anpassungsfähig genug, selbst wenn ein Licht ausgeht, die anderen weiterleuchten zu lassen. Aber je nachdem, wo der Schaden auftritt, kann eine einzige erloschene Glühbirne manchmal dafür sorgen, dass auch alle anderen Lichter ausgehen.
    Einen Tag nachdem wir Dr. »Bugsy« kennengelernt hatten, kam Dr. Sabrina Khan von der Psychiatrie-Abteilung und stellte sich Stephen und mir vor. Sie war die vierte Ärztin im Team und hatte bereits von meinen beiden Fluchtversuchen gehört: einem am frühen Morgen bei Frau Dr. Russo und den zweiten an diesem Nachmittag. In ihrer Verlaufsnotiz beschrieb Frau Dr. Khan mich als leicht ungepflegt und zappelig, erwähnte, dass ich »einen freizügigen Pyjama trage« (meine enge Leggins und ein durchsichtiges weißes Shirt) und mit den baumelnden EEG-Kabeln spiele. Sie fand es wichtig, ein optisches Bild von mir zu liefern, um es mit dem psychologischen Bild abzustimmen, da meine zerzauste, anzügliche Erscheinung ein Zeichen der Manie sein konnte: Patienten mit starker Psychose verzichten häufig auf Körperpflege und weisen eine geringere Impulskontrolle auf, sodass sie sich auf destruktive Handlungen wie sexuelle Promiskuität einlassen. Auch wenn ich keine Geisteskrankheit in meiner Vorgeschichte hatte, gehörte ich in die Altersgruppe für psychotische Ausbrüche, die oft gegen Ende des Teenageralters oder Anfang 20, bei Frauen aber auch häufig später auftreten.
    Während sie schrieb, verkündete ich spontan: »Ich habe eine multiple Persönlichkeitsstörung.«
    Frau Dr. Khan nickte geduldig. Ich hatte mir eine der umstrittensten Diagnosen im psychiatrischen Bereich ausgesucht. Bei diesem Leiden, das heute als Dissoziative Identitätsstörung (DIS) bezeichnet wird, zeigt der Betroffene mehrere verschiedene und völlig voneinander getrennte Identitäten, was so weit gehen kann, dass der Patient sich seiner anderen Seiten der Persönlichkeit gar nicht bewusst ist. Einige Ärzte glauben, dass es diese Störung gibt, andere glauben nicht daran (insbesondere angesichts der Kunde, dass es sich bei Sybil, dem Paradebeispiel für die Krankheit, um einen Betrug handelte). Viele Patienten vereinen DIS mit anderen Arten von Geisteskrankheiten wie Schizophrenie. Wie auch immer, ich war eindeutig verwirrt.
    »Wurde bei Ihnen in der Vergangenheit schon von einem Psychiater oder Psychologen eine Diagnose gestellt?«, fragte sie freundlich.
    »Ja. Eine Psychiaterin sagte, dass ich eine bipolare Störung habe.«
    »Und haben Sie dagegen Medikamente eingenommen?«
    »Ich weigerte mich, sie einzunehmen. Ich habe sie ausgespuckt. Ich muss hier raus. Ich gehöre nicht hierher. Ich gehöre in eine psychiatrische Abteilung. Ich gehöre nach Bellevue. Hier bin ich nicht sicher.«
    »Warum sind Sie hier nicht sicher?«
    »Alle reden über mich. Alle reden sie über mich und machen sich hinter meinem Rücken lustig. Ich gehöre nach Bellevue, wo sie sich um meine Störung kümmern können. Ich weiß nicht, warum ich hier bin. Ich höre, was die Schwestern über mich sagen. Ich kann ihre Gedanken hören, und sie sagen nichts Nettes.«
    Frau Dr. Khan notierte: »Paranoide Gedanken«.
    »Sie können ihre Gedanken hören?«, wiederholte sie.
    »Ja. Die ganze Welt macht sich über mich lustig.«
    »Was können Sie sonst noch hören?«
    »Auch die Leute im Fernsehen reden über mich.«
    Frau Dr. Khan schrieb: »Beziehungsideen«, was den Glauben einer Patientin oder eines Patienten bezeichnet, dass Zeitungsartikel, Songs oder Fernsehsendungen einen direkten Bezug zu ihr oder ihm haben.
    »Gibt es in Ihrer Familie Fälle von Geisteskrankheit?«
    »Ich weiß nicht. Meine Großmutter könnte eine bipolare Störung gehabt haben. Aber sie sind eigentlich alle verrückt.« Ich lachte. Dann wandte ich mich ihr zur. »Sie wissen, dass ich mich selbst entlassen kann, richtig? Ich kann hier rausgehen. Ich kann rechtlich nicht gegen meinen

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