Feuer in eisblauen Augen
als ‘Special Agent Annie’ vorzubereiten. Sie hoffte, dass Emily ihr ein wenig mit dem elektronischen Kram helfen würde, bevor Mark merkte, warum Annie nicht zum Secret Service gegangen war, sondern sich für den Beruf eines Clowns entschieden hatte.
Sie hasste allen elektronischen Klimbim. Sie kam sehr gut ohne das Zeug aus. Sie überlegte: Welches war noch der Knopf, um den Hund laut bellen zu lassen? Sie wusste es nicht mehr. Ihr neuer Boss aber ging zufrieden mit sich und der Welt den Flur hinunter und verschwand in seinem Büro.
Wenige Minuten später kam er zurück, um sich zu verabschieden. An der Tür blieb er kurz stehen und machte sich an dem versteckten Kästchen zu schaffen. “So, ich habe den Code jetzt gleichgeschaltet. Der Kühlschrank ist vollgepackt. Nehmen Sie alles, was Sie brauchen, um für sich und Emily heute das Abendessen zuzubereiten. Ich werde unterwegs etwas essen.” Das Letzte sagte er schon im Hinausgehen.
Annie lächelte und hoffte nur, dass Mark nicht auch noch einen Geheimcode am Kühlschrank angebracht hatte. Sie hatte wenig Neigung, Mahlzeiten zu kochen, und war ohnehin der Meinung, dass Nahrungsmittel in naturbelassenem Zustand am besten seien. Hoffentlich würde Emily auch dieser Ansicht sein.
Annie stand in der Küche und zerpflückte mit Hingabe frischen Spinat. Emily sah ihr zu. Annie ließ ihre Gedanken schweifen. Meistens kamen ihr bei solchen banalen Aufgaben die besten Ideen für neue Tricks.
“Was wäre, wenn ich aus Hühnereiern Küken schlüpfen lassen würde?”, fragte sie.
“Bist du denn eine Zauberin?”, fragte Emily mit weit aufgerissenen Augen.
“Einige Jungs, mit denen ich befreundet war, haben das sicher geglaubt”, antwortete Annie und kicherte. “Oder was hältst du davon, wenn ich ein Ei aufschlagen würde, und ein Frosch käme heraus?”
“Sprichst du von einem richtigen Frosch?”
“Nein, wahrscheinlich wird es einer aus Plastik sein.” Sie überlegte. Bis jetzt war die Idee noch nicht gut. “Vielleicht nehme ich lieber einen Gummifrosch, der könnte ganz langsam aus einem Ei kriechen.”
“Frösche kommen doch aus schlammigen Teichen und nicht aus Eiern”, gab Emily zu bedenken.
“Ich verstehe, das ist keine gute Idee. Was hältst du denn davon, wenn ich mit Eiern und Fröschen jongliere?”
“Jonglier doch nur mit Fröschen!”, erwiderte Emily begeistert.
“Aber wo ist da denn der Gag?”
“Er könnte doch verschwinden.”
“Warte, Emily. Das könnte funktionieren.” Annie überlegte, wie sie die Idee umsetzen konnte, als Emily sie plötzlich unterbrach.
“Was machst du da?”
“Spinatsalat. Was ziehst du denn für ein Gesicht? Der ist sehr gesund.” Annie schaute in die Schüssel, und jetzt kamen ihr selbst Bedenken. Der Spinat erinnerte sie an Teeblätter nach dem Aufguss und sah gar nicht appetitlich aus. Doch da sie ein Vorbild sein musste, ließ sie sich nichts anmerken. “Du wirst sehen, das schmeckt gut, ähnlich wie Weißkohlsalat, den magst du doch?”
“Ja, aber kann ich nicht doch lieber einen Hotdog haben?”
“Hotdogs sind Junkfood, und Junkfood ist nicht gesund.” Das fing ja gut an. Als Kindermädchen war sie wirklich unbrauchbar. Annie nagte ratlos an ihrer Unterlippe. Mark hatte ihr eine Unmenge an Informationen gegeben, aber kein Wort darüber verlauten lassen, was sie für Emily kochen sollte.
Emily schien Annies Gedanken zu lesen. “Onkel Mark und ich essen immer Hotdogs, wenn Bea nicht hier ist.”
Sieh an, Mr Perfect hatte tatsächlich auch menschliche Schwächen. “Also gut, Emily, wenn du den Spinatsalat isst, bekommst du einen Hotdog. Einverstanden?”
“Ja, okay.”
Annie öffnete die Schranktüren und warf mutig alles in den Salat, was ihr in die Finger fiel: Rosinen, Nüsse, Mandeln, getrocknete Aprikosen. Zum Schluss gab sie noch einen Schuss Gourmetdressing dazu. “Siehst du Emily, wie gut der Salat auf den hellgrünen Tellern deines Onkels aussieht.”
“Die gehörten meiner Mom. Ich durfte die aussuchen. Grün ist meine Lieblingsfarbe.”
“Oh, hätte ich lieber andere Teller nehmen sollen?”
“Nein, ich mag diese sehr gern, weil sie mich immer an Mom und Dad erinnern.”
Annie war den Tränen nahe, als sie daran dachte, dass dieses kleine Mädchen so früh beide Eltern verloren hatte. Und Mark überraschte sie einmal mehr, dass er das Porzellan nicht einfach in Kisten verwahrt hatte, bis Emily größer war.
Das Mädchen schien mit diesem Schicksalsschlag
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