Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer / Thriller

Feuer / Thriller

Titel: Feuer / Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
Vom Netzwerk:
und unter der Matratze nachsah. »Die Spurensicherung kann nach Rückständen suchen, aber …« Er ließ den Satz offen. Bei Jugendlichen, die Drogen nahmen, fand sich eigentlich immer etwas, was darauf hinwies, und Kane war jemand, der wusste, wo er suchen musste.
    »Hat er öfter bei anderen übernachtet?«, fragte Olivia.
    »Nein. Er wollte ins Wohnheim, aber wir haben gesagt, das könne er erst ab dem dritten Jahr.«
    Kane hielt ein dickes Fachbuch hoch. »
Umweltethik.
Was war sein Hauptfach?«
    »Philosophie«, murmelte Mr. Fischer.
    Kane blätterte das Buch durch und zog die Brauen hoch. »Hatte er eine Freundin?«
    »Nein. Das Studium kostete ihn zu viel Zeit. Außerdem wollte er auf ein jüdisches Mädchen warten.«
    »Wie hießen seine Freunde?«, fragte Olivia.
    Mr. Fischer schloss die Augen. »Die Söhne der Feinsteins und Kaufmans aus der Hebräisch-Schule und Eric. Eric Marsh. Sie kannten sich schon aus dem Kindergarten.«
    Kane schrieb die Namen auf. »Wissen diese Jungen, wofür Joel sich interessiert hat?«
    »Das weiß ich nicht. Kaufmans Sohn geht auf ein College irgendwo im Westen, der Sohn der Feinsteins hier in der Stadt, aber ob Joel sie oft gesehen hat, kann ich nicht sagen. Eric studiert hier in Minneapolis Ingenieurswissenschaften. Die beiden sind, soweit ich weiß, ab und zu zusammen gekommen. Eric war immer die Konstante in Joels Leben. Hat ihm gezeigt, wie schrullig seine Pläne oft waren.« Unglücklich schüttelte er den Kopf. »Ich weiß nicht einmal, ob Eric schon von Joels Unfall erfahren hat.«
    »Okay«, sagte Kane. »Hier haben wir’s.« Er hatte den Stapel College-Unterlagen durchgesehen und hielt nun einen Ordner hoch. Ein Referat. »›Preston Moss – Held oder Ungeheuer?‹ Auf der letzten Seite kommt Joel zu dem Schluss, dass Moss ein Held gewesen ist.«
    Aus Fischers Kehle drang ein erstickter Laut. »Junge, was hast du getan?«, wisperte er.
    Olivia blickte sich im Raum um. An einer Wand hingen Plaketten und Schilder, die seine ehrenamtliche Arbeit würdigten, und sie dachte unwillkürlich an Davids Wohnung in Chicago. An seinen Wänden war nichts dergleichen zu finden gewesen, denn David half nicht, weil er die Würdigung brauchte.
Teschuwa.
David tat Buße, aber wofür? Und was war es, was er im Zusammenhang mit Lincoln verstanden hatte?
    »Mehr, als er ursprünglich geplant hatte, schätze ich.«
    Fischers Blick war gequält. »O Gott, er hat es getan. Er hat diese schreckliche Tat getan.«
    »Es tut mir leid, Sir«, sagte sie. »Wir werden die Spurensicherung herrufen müssen.«
    Er nickte unsicher. »Ich verstehe.«
    Seine Gesichtsfarbe machte ihr plötzlich Sorgen. Er war aschfahl geworden. »Soll ich Ihnen rasch etwas Kaltes zu trinken holen?«
    »Nein. Nichts.« Er wandte sich ab, und Olivia hörte das gedämpfte Wimmern, das sie nur allzu gut kannte. Es war unverschleierter Kummer, der hervorbrach, und es traf sie immer mitten ins Herz.
    »Verdammt«, murmelte sie.
    »Du hast getan, was du konntest, Liv«, sagte Kane leise. »Mehr, als die meisten tun würden. Aber woher wusstest du so viel über diese Tesch… – wie hast du es genannt?«
    »Teschuwa«,
sagte sie seufzend.
    »Genau. Das hast du aber doch nicht bei ein, zwei Besuchen bei deinen Nachbarn aufgeschnappt, oder?«
    »Nein. Auf dem College hatte ich eine Phase der Sinnsuche«, gab sie zu. »Warum sind wir hier und so weiter – du kennst das. In dieser Zeit habe ich mich mit verschiedenen Religionen beschäftigt, und meine Nachbarn mochte ich sehr. Sie schienen glücklich zu sein. Ich dachte, es läge vielleicht an ihrem Glauben. Also ging ich eine lange Zeit zum Tempel. Ich war neugierig. Ähnlich wie Joel.«
    Kane hielt das Fachbuch hoch. »Er hatte doch eine Freundin. Da ist ein Briefchen mit Herzen und ›x‹ und ›o‹. ›Wir treffen uns an der Bücherei. M.‹«
    Sie nahm das Kissen von Joels Bett. »Rosafarbene Flecken. Lippenstift.« Sie schnupperte am Kissen, und ihre Gedanken rasten zurück zu David.
Ich hatte keine Ahnung, was Wirklichkeit war und was ich mir zusammengeträumt hatte. Doch dann roch ich deinen Duft auf meinem Kissen und wusste, dass du da gewesen warst.
Ihr Herzschlag beschleunigte sich. »Parfum. Schwach, aber existent.«
    »Wäre ja nicht das erste Mal, dass sich zwei hinter dem Rücken der Eltern zusammentun.«
    »Ich rufe Micki an und sage ihr, dass sie ein Team schicken soll.«
    »Es ist spät«, sagte Kane, »und ich bin erledigt. Der Tag war verdammt lang.

Weitere Kostenlose Bücher