Feuer / Thriller
und nahm seine Aktenmappe in die verschwitzte Hand. »Nur noch ein paar Minuten. Dieses Treffen ist sehr wichtig.«
»Tut mir leid, Sir. Ich muss jetzt wirklich schließen. Sie können ja draußen vor der Tür noch ein paar Minuten warten.«
Und das tat Dorian, ganz wie er es geahnt hatte. Er schloss ab und ging hinaus, um seinen Van zu holen. Bald würde Dorian sich wünschen, er hätte seine Rechnung pünktlich bezahlt.
Dienstag, 21. September, 21.05 Uhr
David stand am Ende des Anlegers und hielt sein Gesicht in die kühle Luft, die über den See wehte. Es war nach neun, und Olivia hatte sich noch nicht gemeldet.
Fast hätte er seinem Bedürfnis nachgegeben und sie angerufen, hatte es dann aber doch nicht getan. Nun war der Ball auf ihrer Seite. Vielleicht war sie noch beschäftigt. Vielleicht konnte sie gerade nicht anrufen. Vielleicht wollte sie aber auch einfach nicht.
Er blickte auf die unbenutzte Angel und die Angelkiste auf dem Anleger. Er hatte vorgehabt, es noch einmal zu versuchen, letztlich aber nur dagestanden und nachgedacht. Über alles.
Er hatte darüber nachgedacht, was Evie über verpasste Gelegenheiten gesagt hatte, über Glenn, der Danas und sein Leben verglichen hatte. Dienst an der Gemeinschaft und kein Raum für etwas anderes. Dana hatte für den Tod ihrer Mutter durch die Hand des Stiefvaters Buße tun wollen.
Und ich …
für Megans Tod und den Tod ihrer ganzen Familie. Ebenfalls durch die Hand des Stiefvaters. Seltsam, dass ihm die Parallele niemals zuvor aufgefallen war. Dennoch war sie immer da gewesen, und jeder hätte den Vergleich sehen können. Wenn jemand die Wahrheit gewusst hätte.
Was ihn zu Olivias Frage zurückführte:
Wer bist du?
Er war noch immer nicht sicher, was er antworten sollte – falls sie überhaupt jemals hier eintraf.
Seine Gedanken wanderten zu Lincoln und seinem Helfer, der vielleicht gar nicht existierte.
Er konnte nur hoffen, dass Tom mit der Website mehr Glück hatte als er mit den Telefonnummern, die er auf Lincolns Handy gefunden hatte. Die einzigen Anrufe, die sich zurückverfolgen ließen, waren an Lincolns Mutter und seinen Bruder Truman gegangen. Eine weitere Nummer war nicht zuzuordnen, sie konnte zu einem Prepaid-Handy gehören. Er war sogar so weit gegangen, sich auf dem Weg zur Hütte selbst eins zu kaufen, hatte jedoch schließlich davon abgesehen, irgendwo anzurufen. Wenn diese Nummer wichtig war, durfte er niemanden warnen.
Wer immer diese Leute waren. Denn obwohl er ziemlich sicher war, dass Lincoln Hilfe gehabt hatte, fragte er sich immer noch nach dem Sinn.
Warum will jemand, der nicht durchgeknallt ist, etwas von mir? Ich habe diese blöde Kugel doch nur gefangen!
Er hörte ein Geräusch in der Ferne, schwach erst, doch es wurde lauter. Ein Auto. Entweder hatte Olivia wieder vergessen, ihn anzurufen, oder jemand anderer war auf dem Weg zu ihm. Er packte die Angelausrüstung zusammen und lief zurück zum Haus, wo er die Sachen hinten auf der Veranda verstaute. Dann betrat er den kleinen Wohnbereich. Er hatte erneut den Tisch gedeckt und aufgeräumt, was Lincoln durchwühlt hatte. Das Haus war bereit für Olivia.
Aber war sie es?
Und ich?
Mit bebenden Händen riss er die Tür auf und sah sie mit zum Klopfen erhobener Faust vor sich. Langsam senkte sie die Hand, während sie ihn ansah, und er musste sich zwingen, zu atmen.
Sie trug einen sandfarbenen Trenchcoat, der in der Taille gegürtet war, doch darunter lugte das Kleid von gestern hervor, das Kleid, das sie getragen hatte, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Ihre Füße steckten in High Heels, die ihre Beine unglaublich lang wirken ließen, und auf dem Kopf saß der Filzhut, den sie sich tief ins Gesicht gezogen hatte. Er hoffte, dass er die Botschaft richtig verstand.
»Darf ich?«, fragte sie. Er trat zur Seite, und sie kam herein und sah sofort den gedeckten Tisch. Als sie ihn anblickte, lag ein leichtes Lächeln auf ihrem Gesicht. »Genau wie gestern Abend.«
»Ja. Ich hatte gehofft …« Die Worte verklangen. Sie stand vor ihm und sah so unendlich appetitlich aus, und jeder Muskel in seinem Körper spannte sich an. Rigoros schob er die Fäuste in die Taschen. »Ich würde dir ja den Mantel abnehmen«, sagte er rauh, »aber wenn ich dich einmal anfasse, kann ich nicht mehr loslassen.«
Ihr Blick begann zu glühen, und er sah das Pochen an ihrem Hals. Sie zog an dem Gürtel, dann knöpfte sie den Mantel auf und streifte ihn ab. Sie legte ihn über die
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