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Feuer um Mitternacht

Feuer um Mitternacht

Titel: Feuer um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boy Lornsen
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Ausbeute. Ich hatte meinen Rundgang gerade beendet, als quer durch den Garten ein langer dünner Mann auf mich zu eilte. Er kam aus dem Haus mit der wedelnden Gardine. Ich ging ihm nicht entgegen. Leute, die von allein kommen, soll man kommen lassen.
    „Küppers ist mein Name, David Küppers. Chef der hiesigen Feuerwehr“, flüsterte er atemlos. „Sie sind doch von der Kriminalpolizei. Stimmt’s?“ Er rückte unangenehm nahe an mich heran, als sei ich sein Mitverschwörer.
    „Ja“, sagte ich, „Bank. Vom Brandermittlungsdezernat.“ Als Feuerwehrchef war ihm meine Dienststelle bekannt. Wir arbeiten, was die Brandursache angeht, mit den Feuerwehren zusammen. Er wußte ebenfalls, daß einer von uns baldmöglichst in den Brandort geschickt wurde. Nicht schwer zu erraten, daß ich derjenige war. Von den Dorfbewohnern würde wohl kaum einer nachdenkliche Rundgänge um eine kalte Brandstätte machen.
    Küppers stand auf meiner Liste. Er kam von selber, ohne daß ich ihn rufen oder aufsuchen mußte. Er redete gern, fand ich bald heraus.
    „Floren Sie, wir von der Feuerwehr haben bei unserer Untersuchung nichts gefunden, und wir wissen, wonach wir suchen müssen. Verlassen Sie sich drauf! Flab’ solch ein Feuer noch nie erlebt! Ein Vulkan, war nicht zu stoppen, und meine Leute sind erstklassig. In einer guten Viertelstunde war alles vorbei. Mein eigenes Haus wäre fast draufgegangen — Funkenflug, verstehen Sie...“ Er zog den Kopf zwischen die mageren Schultern, um ihn dann schlangengleich wieder vorzuschnellen. „Wenn Sie meine Meinung wissen wollen: Ich sage trotzdem Brandstiftung! Und zwar eine ganz raffinierte.“
    „Ihre Meinung ist mir sehr wertvoll“, bemerkte ich glattzüngig. Solche Leute mußte man zum Reden ermuntern; manchmal fand sich etwas Brauchbares zwischen vielen überflüssigen Worten. „Sie sind doch Fachmann, Herr Küppers. Warum tippen Sie so sicher auf Brandstiftung? Ihre Goldgräberei hat doch keine Beweise dafür erbringen können, wie Sie selber sagten.“
    „Goldgräberei? Ach, so...“ Er lachte meckernd, hörte aber nach einem Augenblick auf, als sei es unpassend, in Gegenwart verkohlter Balken zu lachen.
    „Na, wissen Sie“, zischelte er vertraulich. „Drei rote Hähne auf Peters Hausdach und nach dem dritten brannte es — reicht das etwa nicht?“
    „Vielleicht — “, murmelte ich unverbindlich. Von den roten Hähnen waren meine Brandstiftungs-Überlegungen auch ausgegangen.
    Nur reichte mir das nicht! Von mir erwartete man mehr als bloße Vermutungen.
    Ob er Sönderup gut gekannt, die Pfeile und die Karten gesehen, sie in der Hand gehalten habe?
    Natürlich, natürlich — sogar alle drei. Eine Drohung, sonnenklar. Scheußlich, daß sie eintraf...
    Wie es mit der ersten Karte gewesen sei? Ob die Abbildung des roten Hahns der auf der zweiten oder der auf der dritten Karte geglichen hätte?
    Was für komische Fragen ich stellte... Hahn sei bei ihm Hahn. Unterschiede seien ihm nicht aufgefallen. Warum? Ob das wichtig wäre?
    „Wichtig nicht“, sagte ich. „Hat Sönderup sich über diese roten Hähne geäußert? War er wütend? Fühlte er sich bedroht?“
    „Wütend war er! Peter, hab’ ich gesagt, nimm das nicht auf die leichte Schulter. Halte die Augen offen, hab’ ich gesagt. Ich will es auch tun. Und...“
    So ging es noch eine Weile weiter. Was Peter gesagt hatte... Was er dazu gesagt hatte... Und was Peter wieder darauf antwortete...
    Ein Schwätzer! Aber manchmal lohnte es sich, auch einem Schwätzer geduldig zuzuhören.
    Ob er Sönderup gut gekannt, mit ihm in guter Nachbarschaft gelebt habe?
    In bester Nachbarschaft! Ein prächtiger Mann sei Peter Sönderup gewesen. Ein Mann, mit dem sich über Finanzen reden ließ. Ein Jammer, daß es so kommen mußte. Hatte etwas „an den Hacken“, wenn ich wüßte, was er damit meine: Geld! Und nicht zu knapp! Na ja — vielleicht kein Mensch, der es mit allen Leuten hielt. Aber er und Peter hätten sich großartig verstanden, sich gegenseitig Tips gegeben: Aktien und so... Küppers Stimme wurde immer leiser, als spräche er von Geheimnissen, die man eigentlich nur in geschlossenen Räumen weitergeben durfte.
    Nach Aktien sah er mir nicht aus.
    „Herr Küppers, ich weiß, daß man ungern Namen ausspricht: Haben Sie einen Verdacht?“
    Ich merkte es, obgleich er es geschickt tarnte — die Frage behagte ihm. Er zögerte, pendelte abwägend mit dem Kopf, preßte die Lippen zusammen, spielte mir eine schwere

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