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Feuer um Mitternacht

Feuer um Mitternacht

Titel: Feuer um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boy Lornsen
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Fremdeinwirkung — Unglücksfall.
    Aussage der Witwe: ...wollte eine Kassette mit Papieren und Geld bergen.
    Wie entstand das Feuer...
    Keine Beweise für Selbstentzündung, Fahrlässigkeit oder Unglück. Zeugen? Bisher noch keine. Vermutung: Pfeile mit roten Hähnen... Pfeil mit einem Brandsatz?
    Personen:
    Tackert, Willi, Polizeiobermeister, verheiratet, eine Tochter, zwölf Jahre Dienst in Tarrafal...
    Eigentlich ein sympathischer Kollege. Gutmütige Natur. Lebt gern in Tarrafal. Korrekter Beamter? Ja — menschlich — korrekt. Mangelnde Mitarbeit, was Markus Unschlitt betrifft. Grund: Lebensrettung der Tochter durch Markus. (Tackert ist befangen — verständlich.) Wer konnte an die Pfeile und Karten, wer konnte an die Schlüssel heran? Eigentlich nur: Tackert, Frau und Tochter. War Tackerts Tochter mit Markus Unschlitt befreundet? Diesbezügliche Frage an Markus Unschlitt nicht vergessen. David Küppers, Nachbar von Sönderup, Tischlermeister, Bestattungsunternehmen, Leiter der örtlichen Feuerwehr... Wichtigtuer. Unsympathischer Menschentyp. Nach eigener Aussage gutnachbarliches Verhältnis zu Sönderup. Behauptet Aktientips mit ihm ausgetauscht zu haben. (Nach Aussage von Frau Steenkamp unglaubhaft.) Schade — gutes Motiv. Machte in der Brandnacht einen Besuch bei Anton Sellmer . Verließ dessen Haus um 23 Uhr 25. (Aussage von Sellmer .)
    Anton Sellmer , verheiratet, Antiquitätenhändler... Nachbar von P. Sönderup. Verließ das Haus nicht. Kein Motiv.
    Helene Steenkamp, unverheiratet, pensionierte Postbeamtin, Nachbarin und Nenn-Tante von Markus Unschlitt... Persönlichkeit. Kluge Frau. Liebt Markus wie einen Sohn — würde alles tun, um ihm zu helfen. Glaubwürdig, soweit Markus Unschlitt nicht betroffen wird. War mit P. Sönderup vor fünfzig Jahren verlobt. War in der Brandnacht unterwegs. Fernglas auf der Fensterbank: Beobachtete sie Markus Unschlitt? Weiß sie mehr über ihn, als sie zugibt? Bestimmt!
    Christine Sönderup, Witwe des P. Sönderup...
    Steht immer noch unter Schock. Wohnt bei Verwandten im Nachbardorf. Nur ganz kurzes Gespräch: Gibt an, daß sie und ihr Mann von einem Steinwurf durch das Schlafzimmerfenster geweckt wurden!
    Niklas Hageldorn, verheiratet, Kaufmann...
    Sönderups gegenüber wohnender Nachbar. Zur Zeit verreist, um sein erstes Enkelkind zu sehen. Kommt Freitag zurück. (Schild im Schaufenster.)

Markus Unschlitt:
ich sagte fast alles

    Bis jetzt hatte ich ihn öfter von hinten als von vorn gesehen. Und immer verdrückte ich mich rechtzeitig.
    Nun kam Graueule auf mich zu, und ich ließ ihn herankommen. Zwei dünne Hosenbeine schwangen vor und zurück. Ziemlich schnell. Von vorn sah er noch magerer aus als von hinten.
    Ich ballte die Hände in den Anoraktaschen. Ich würde mich nicht überrumpeln lassen.
    „Also du bist Markus Unschlitt“, sagte er und setzte die Hosenbeine nebeneinander. „Ich heiße Bank. Daß ich Kriminalbeamter bin, weißt du. Und warum ich nach Tarrafal gekommen bin, weißt du auch.“
    ..Ja.“
    Ich hatte mir vorgenommen, nicht unnötig viel zu reden. Er zog die Hand aus der Manteltasche, streckte sie mir hin. Ich holte meine heraus, und wir gaben uns die Hand.
    „Jeder in Tarrafal, scheint mir, weiß über mich Bescheid. Nicht alle Kriminalbeamten können sich als Feriengäste oder Gasmänner tarnen.“
    „Wir haben hier kein Gas“, sagte ich.
    „Eben“, antwortete er.
    Wollte er Witzchen machen? Aber er lächelte nicht.
    „Schön ist es hier draußen am Wasser.“ Und weil ich nicht antwortete, sprach er weiter: „Laß uns einen Spaziergang am Strand entlang machen. Dort treffen wir keine Menschen an. Ich kann mir vorstellen, daß du nicht gern mit mir zusammen gesehen werden möchtest.“
    „Nein. Lieber nicht.“
    Er faßte meine Schulter und drehte mich in Richtung Strand.
    Jumbo Tackerts Pranke wog viel schwerer. Jumbo war väterlich und gemütlich. Dieser magere Kriminalobermeister war nicht gemütlich — das roch ich jetzt schon.
    Wir gingen nebeneinander auf dem gelben Sandstreifen entlang, den die Flut zweimal in vierundzwanzig Stunden anfeuchtete, so daß er nie ganz austrocknete. Darauf ließ sich gut gehen, ohne daß einem der lose Sand in die Schuhe rieselte wie zwei Meter daneben. Links von uns lagen ein paar Meter Wattenschlick bloß, und dann erst häkelte das Wasser seinen Schaumrand. Die Flut kam eine Stunde später als gestern. Ungefähr alle zweihundert Schritte mußten wir einen kleinen Schlenker um die Buhnenenden

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