Feuer und Eis
du recht hast!“
Erst jetzt wurde ihr klar, dass er sie aufzog. Zögernd erschien ein vorsichtiges Lächeln auf ihren Lippen.
„Nur habe ich das meiner Mutter noch nicht erzählt“, fuhr Xante fort. „Du möchtest also nackt umherlaufen?“
Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht, als er ihr das Glas aus der Hand nahm.
„Es war mehr eine prinzipielle Frage.“
„Verstehe.“ Er zwinkerte ihr zu. Und Karin hatte keine Ahnung, wohin sie schauen sollte. Immer wieder kehrte ihr Blick zu seinen Augen zurück. „Du verwirrst mich, Karin“, gestand er, klang aber alles andere als verwirrt. Xante griff nach ihrer Hand. „Du behauptest, nicht interessiert zu sein, doch ich habe durchaus mitbekommen, wie du mich ansiehst.“ Er zog ihre Hand gegen seine Brust.
Beschämt und möglichst unbeteiligt saß sie da, versuchte, ihm nicht zuzuhören, versuchte zu ignorieren, dass er ihre Gedanken lesen konnte. Xante schob ihre Hand unter sein Hemd und presste sie auf die nackte Haut, sodass sie seinen Herzschlag spürte.
„Hierhin hast du gesehen.“ Er drückte ihre Hand fester auf seine Brust. „Ich weiß, dass du mich willst, Karin.“
„Warum muss ich dich wollen, wenn ich doch schon einverstanden bin, dass du mich nimmst?“ Tränen schimmerten in ihren Augen, als ihr die Bedingungen ihrer Abmachung wieder ins Bewusstsein kamen.
„Du belügst dich sogar selbst“, sagte Xante. „Ich würde nie mit einer Frau schlafen, die mich nicht will.“ Er schob ihre Hand in gefährlichere Gefilde, damit sie begriff, wie sehr er sie begehrte. „Dorthin hast du auch gesehen.“
„Du bist ja widerlich.“ Sie versuchte, ihm die Hand zu entziehen, aber er hielt sie fest und schaute Karin tief in die Augen.
„Als du mich angeschaut hast, fandest du es nicht widerlich.“
„Es könnte jemand kommen.“
„Mach dir keine Sorgen. Ich bezahle meine Leute gut, damit sie im richtigen Moment verschwinden.“
Durch die Hose fühlte sie seine Erregung. Spürte, wie er ihre Hand über den Stoff rieb. Und ganz gegen ihren Willen wurde ihr heiß. Sie sah ihre manikürten Fingernägel, sah ihre Finger, halb zur Faust geballt, während sie ihn streichelte. Das Atmen fiel ihr zunehmend schwerer. Sie spürte seinen brennenden Blick auf ihr ruhen. Und dann, plötzlich, ließ er sie los. Einen Moment früher hätte sie ihre Hand sofort zurückgezogen, als habe sie sich verbrannt. Doch nun, eine viel zu viel sagende Weile, fuhr sie fort, seine Männlichkeit zu liebkosen.
„Jederzeit, Karin. Wenn du bereit bist.“ Seine Stimme schien sie zu verspotten. „Ich freue mich schon auf heute Nacht.“
Ein Wagen samt Fahrer erwartete sie im Hafen. Sie fuhren durch kleine Gassen zu einer traditionellen griechischen Kirche. Als Karin die Menschentraube erblickte, die sich vor der Kirche versammelt hatte, stieg ihre Nervosität ins Unermessliche. Jeder Blick, so kam es ihr vor, war auf sie gerichtet.
„Hast du ihnen gesagt, dass du mich mitbringst?“
„Was, und die schöne Überraschung verderben?“
Hand in Hand schlenderten sie auf die wartende Versammlung zu. Karin lächelte steif, während Xante herzlich begrüßt wurde.
„Karin?“ Sie hörte die Verwunderung in den Stimmen der Gäste, als Xante sie vorstellte. Glücklicherweise ließ seine Exverlobte sich nicht blicken, dafür machten die dunklen Augen seiner Mutter sie am meisten nervös. Von Kopf bis Fuß in schwarz gekleidet, schien sie im direkten Widerspruch zu der allgemeinen heiteren Stimmung zu stehen. Die Umarmung ihres Sohnes akzeptierte sie, Karin würdigte sie keines Blickes. Sie war viel jünger, als Karin sie sich vorgestellt hatte. Und trotz ihrer schwarzen Kleidung strahlte sie etwas Lebendiges aus, das Xantes gramgebeugten und altmodischen Beschreibungen widersprach.
Als sie die Kirche betraten, überlief Karin ein Schauer. Mochte es für diese Jahreszeit warm sein, in der Kirche war es ziemlich kühl. Unvermittelt wurde Xantes Griff fester.
Sie fragte sich schon, ob sie etwas falsch gemacht hatte – vielleicht musste sie sich ja bekreuzigen oder verbeugen? Aber als sie ihn ansah, wusste sie, dass seine finstere Miene nichts mit ihr zu tun hatte.
„Alles okay?“
„Alles gut“, lautete die knappe Antwort. Doch so verschieden die Welten auch sein mochten, aus denen sie stammten, mit Trauer kannte sie sich aus. Und diesmal war sie es, die seine Hand drückte. Überrascht runzelte er die Stirn. Trotzdem hielt sie seine Hand fest in ihrer. Erst als das Protokoll
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