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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Nachkriegszeit hatte sich in neuen Anstrichen niedergeschlagen, und auch das Pfarrhaus, das mindestens hundert Jahre alt war, prunkte mit hellgelbem Putz um die verzogenen Fensterrahmen.
    Die Haushälterin des Pfarrers, hochaufgeschossen und dürr, mit drei Reihen Zuchtperlen um den Hals, öffnete die Tür. Als sie hörte, wer ich war, bat sie mich herein und führte mich durch einen langen, schmalen Flur, in dem Sepiadrucke von Menschen hingen, die berühmte historische Persönlichkeiten oder Verwandte des Pfarrers darstellen mochten, genausogut aber auch die königliche Familie - besser konnte ich die Gesichtszüge in der Düsternis nicht erkennen.
    Das Arbeitszimmer des Pfarrers war im Gegensatz dazu gleißend hell. Das Licht fiel durch hohe Fenster, die an einer Wand fast von der Decke bis zum Boden reichten. Eine Staffelei neben dem Kamin, auf der ein halbfertiges Ölbild stand - schwarze Felsen vor einem Abendhimmel -, gab Aufschluß darüber, warum die Fenster, sicher lange nach Errichtung des Hauses, eingebaut worden waren.
    Frank und ein kleiner, wohlgenährter Mann mit dem hohen steifen Kragen des Geistlichen beugten sich behaglich über einen Haufen zerfledderter Papiere auf dem Schreibtisch an der Wand. Frank blickte kaum auf, um mich zu begrüßen, doch der Pfarrer ließ höflich von seinen Erläuterungen ab, eilte herüber und faßte meine Hand; sein rundes Gesicht strahlte vor Freude.
    »Mrs. Randall!« sagte er und riß mir vor Herzlichkeit fast die Rechte aus. »Wie schön, Sie wiederzusehen! Und Sie sind gerade rechtzeitig gekommen, um das Allerneueste zu hören!«
    »Das Allerneueste?« Ich warf einen Blick auf den Schreibtisch und datierte dieses Allerneueste anhand von Schmutz und Typographie auf etwa 1750.
    »Ja. Wir sind den Spuren von Jack Randall, dem Vorfahren Ihres Mannes, in den damaligen Kriegsberichten gefolgt.« Der Pfarrer
beugte sich vor und sprach aus dem Mundwinkel wie ein amerikanischer Filmgangster. »Ich habe die Originale aus dem Archiv der hiesigen Historischen Gesellschaft, äh, ›entliehen‹. Sie werden das, bitte sehr, niemandem verraten?«
    Amüsiert versprach ich, das hochbrisante Geheimnis für mich zu behalten, und sah mich nach einem Sitzmöbel um, in dem ich die jüngsten Offenbarungen aus dem achtzehnten Jahrhundert entgegennehmen konnte. Der Ohrensessel am Fenster wirkte geeignet, aber als ich die Hand ausstreckte, um ihn zum Schreibtisch zu drehen, stellte ich fest, daß er schon belegt war. Der Bewohner, ein kleiner Junge mit glänzenden schwarzen Haaren, hatte sich in den Tiefen des Möbels zusammengerollt und schlief fest.
    »Roger!« Der Pfarrer war genauso überrascht wie ich. Der Junge schrak aus dem Schlaf auf, setzte sich kerzengerade hin und blickte uns mit großen, moosgrünen Augen an.
    »Was willst du denn hier, du kleiner Frechdachs?« schalt der Pfarrer liebevoll. »Oh, mal wieder beim Heftchenlesen eingeschlafen?« Er hob die bunten Seiten auf und reichte sie dem Jungen. »Jetzt geh schön, ich habe mit den Randalls zu reden. Nein, warte noch einen Moment, ich habe vergessen, dich vorzustellen - Mrs. Randall, das ist mein Sohn Roger.«
    Ich war ein wenig verwundert, denn ich hatte Reverend Wakefield für einen eingefleischten Junggesellen gehalten. Trotzdem ergriff ich die mir artig dargereichte Pfote und schüttelte sie freundlich, wonach ich dem Drang widerstand, mir die nunmehr recht klebrigen Finger am Rock abzuwischen.
    Der Junge zog in Richtung Küche ab, und Reverend Wakefield schaute ihm liebevoll nach.
    »Eigentlich der Sohn meiner Nichte«, vertraute er mir an. »Aber der Vater ist über dem Kanal abgeschossen worden und die Mutter bei einem Luftangriff auf London gestorben, also habe ich ihn aufgenommen.«
    »Wie nett von Ihnen«, murmelte ich und dachte an Onkel Lamb. Auch er war bei einem Luftangriff auf London gestorben, und zwar durch einen Volltreffer auf das Auditorium des British Museum, wo er gerade einen Vortrag hielt. Da ich ihn kannte, dachte ich mir, er hätte vor allem Dankbarkeit dafür empfunden, daß der Flügel mit den persischen Altertümern verschont geblieben war.
    »Ach was.« Der Pfarrer machte eine verlegen flatternde Handbewegung.
»Es ist hübsch, ein bißchen junges Leben im Haus zu haben. Und nun setzen Sie sich doch bitte.«
    Frank begann zu reden, bevor ich meine Handtasche abgestellt hatte. »Ein verblüffender Glücksfall, Claire«, schwärmte er und blätterte in den eselsohrigen Papieren. »Der Pfarrer hat

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