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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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und sein Daumen zart mein Ohrläppchen streichelte.
    »Goldene Augen; solche habe ich bisher nur einmal gesehen - bei einem Leoparden.« Jamie schüttelte den Kopf. »Nein, Mädel. Du könntest Französin sein, aber du bist es nicht.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich habe viel mit dir geredet, und ich habe dir zugehört. Dougal meint, du seist Französin, weil du sehr gut Französisch sprichst.«
    »Danke«, sagte ich ironisch. »Und daß ich gut Französisch spreche, ist der Beweis dafür, daß ich keine Französin bin?«
    Jamie lächelte und legte mir die Hand auf den Nacken. »Vous parlez très bien - aber nicht so gut wie ich«, fügte er hinzu. Er ließ mich plötzlich los. »Ich habe, nachdem ich Burg Leoch verlassen hatte, ein Jahr in Frankreich verbracht und später noch einmal zwei, beim Heer. Ich höre es sofort, wenn jemandes Muttersprache Französisch ist. Und deine Muttersprache ist es nicht.« Jamie schüttelte langsam den Kopf.
    »Also bist du vielleicht eine Spanierin? Kann sein, nur - warum? Spanien schert sich nicht um die Highlands. Oder eine Deutsche? Mit Sicherheit nicht.« Jamie zuckte die Achseln. »Was immer du bist, die Engländer würden es herausfinden wollen. Sie können es sich nicht leisten, da im dunkeln zu tappen - die Clans geben keine Ruhe, und in Frankreich wartet Prinz Charlie nur darauf, die Segel zu setzen. Die englischen Verhörmethoden sind nicht sehr behutsam. Davon kann ich selber ein Lied singen.«
    »Und woher willst du wissen, daß ich keine englische Spionin bin? Colum hat mich für eine gehalten, das hast du selber gesagt.«
    »Es wäre möglich, obwohl dein Englisch ziemlich sonderbar ist. Doch wenn du eine englische Spionin wärst, hättest du mich dann
geheiratet, statt zu deinen Leuten zurückzukehren? Das war ein weiterer Grund für unsere Ehe - um zu sehen, ob du im letzten Augenblick fliehen würdest.«
    »Ich bin aber nicht geflohen. Und was beweist das?«
    Jamie lachte und legte sich zurück, einen Arm über den Augen, um sie vor dem Kerzenlicht abzuschirmen.
    »Soll mich der Teufel holen, ich weiß es nicht, Sassenach. Es gibt keine vernünftige Erklärung für dich. Du könntest eine von den kleinen Feen sein…« Jamie lugte unter seinem Arm hindurch - »aber nein, wohl doch nicht. Dafür bist du zu groß.«
    »Hast du keine Angst, ich könnte dich eines Nachts im Schlaf töten, wenn du nicht weißt, wer ich bin?«
    Jamie antwortete nicht; er nahm den Arm von den Augen, und sein Lächeln wurde breiter. Er öffnete sein Hemd und zog den Stoff beiseite. Er zückte seinen Dolch und warf ihn mir zu. Die Waffe landete mit einem dumpfen Geräusch auf den Bohlen zu meinen Füßen.
    Dann legte Jamie den Arm wieder über die Augen und bog den Kopf zurück.
    »Unter dem Brustbein geradewegs nach oben«, riet er. »Rasch und sauber, wenn es auch einer gewissen Kraft bedarf. Die Kehle durchschneiden ist einfacher, aber eine ziemliche Sudelei.«
    Ich bückte mich und hob den Dolch auf.
    »Geschähe dir recht, wenn ich’s täte«, bemerkte ich. »Alter Angeber.«
    Jamies Grinsen wurde noch breiter.
    »Sassenach?«
    Ich hielt inne, nach wie vor den Dolch in meiner Hand.
    »Ja?«
    »Ich sterbe als glücklicher Mann.«

17
    Wir begegnen einem Bettler
    Am nächsten Morgen schliefen wir ziemlich lange, und die Sonne stand schon hoch am Himmel, als wir den Gasthof verließen, diesmal in südlicher Richtung. Die meisten Pferde waren aus der Koppel verschwunden, und keiner der Männer aus unserer Gruppe schien in der Nähe zu sein. Ich fragte mich laut, wohin sie wohl alle gegangen waren.
    Jamie grinste. »Sicher bin ich mir ja nicht, aber ich könnte raten. Die Wache hat gestern jenen Weg genommen«, Jamie deutete nach Westen, »und so würde ich behaupten, Rupert und die anderen haben sich hierhin gewandt.« Jamie zeigte nach Osten.
    »Vieh«, erklärte er, da er merkte, daß ich immer noch nicht begriff. »Die Gutsbesitzer bezahlen die Wache dafür, daß sie auf ihre Rinder aufpaßt. Aber wenn die Wache nach Westen reitet, in Richtung Lag Cruime, sind die Herden im Osten ungeschützt. Dort liegen die Ländereien der Grants, und Rupert ist einer der besten Viehdiebe, die ich kenne. Und da es hier keine andere Unterhaltung gibt, ist er vermutlich unruhig geworden.«
    Jamie schien selbst ziemlich unruhig und schlug ein flottes Tempo an. Ein Wildpfad führte durch die Heide; es ging recht mühelos voran, und ich hielt ohne Schwierigkeiten mit Jamie Schritt. Nach einer

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