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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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waren die anderen?«
    Es war schon so dunkel, daß ich Jamies Gesicht nicht mehr deutlich erkennen konnte, doch er schien verlegen zu sein.
    »Es gab nur noch zwei«, antwortete er schließlich.
    »Und welche?«
    »Nun«, sagte Jamie fast zaghaft, während er einen Stein aus dem Weg trat, »ich wollte, daß wir richtig heiraten, in der Kirche und mit einem Priester. Nicht nur kraft eines Vertrages. Und dann wollte ich noch, daß Dougal ein passendes Hochzeitskleid für dich auftreibt.« Jamie wich meinem Blick aus, und seine Stimme war so leise, daß ich ihn kaum verstand.
    »Ich… ich wußte, daß du nicht heiraten mochtest. Ich wollte es … so angenehm wie möglich für dich machen. Ich dachte mir, vielleicht fühlst du dich nicht ganz so … kurz und gut, ich wollte, daß du ein anständiges Kleid hast.«
    Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Jamie wandte sich ab und steuerte auf den Gasthof zu.
    »Komm, Sassenach«, sagte er barsch. »Ich habe Hunger.«
     
    Wir mußten das Essen mit Geselligkeit bezahlen, das war uns sofort klar, als wir in den Schankraum traten. Rauhes Hurrageschrei schallte uns entgegen, und wir ließen uns eilends am Tisch nieder, wo man bereits mit Hingabe schmauste.
    Nachdem ich diesmal besser darauf vorbereitet war, stieß ich mich nicht an den rüden Späßen und ungehobelten Bemerkungen. Ich war zufrieden, mich bescheiden in meine Ecke zu drücken und Jamie die Auseinandersetzung mit den derben Foppereien und anzüglichen Vermutungen darüber, was wir den ganzen Tag getrieben hatten, zu überlassen.
    »Wir haben geschlummert«, antwortete Jamie auf eine diesbezügliche Frage. »Hab’ gestern nacht kein Auge zugetan.« Das
brüllende Gelächter, das daraufhin ertönte, steigerte sich zu ohrenbetäubendem Gewieher, als Jamie, scheinbar vertraulich, hinzufügte: »Sie schnarcht, müßt ihr wissen.«
    Ich erhob pflichtschuldigst die Hand gegen ihn, und er nahm mich in die Arme und küßte mich, was mit großem Beifall aufgenommen wurde.
    Nach dem Essen wurde getanzt; der Wirt spielte mit seiner Geige auf. Frauen waren knapp, und so rafften die Wirtin und ich die Röcke und drehten uns unablässig, bis ich aufhören und mich gegen eine Bank lehnen mußte, rot im Gesicht und nach Atem ringend.
    Die Männer waren wirklich unermüdlich; sie wirbelten pausenlos herum, allein oder miteinander. Schließlich traten sie an die Wand zurück und jubelten und klatschten Beifall, als Jamie meine Hände nahm und mit mir etwas sehr Schnelles und Lebhaftes tanzte, »The Cock o’ the North«.
    Am Fuß der Treppe drehten wir uns noch einmal im Kreis. Dann blieben wir stehen, und Jamie hielt eine kurze Rede, teils gälisch und teils englisch, die heftig beklatscht wurde, besonders als er in seine Felltasche griff, dem Wirt einen kleinen Lederbeutel zuwarf und ihn anwies, Whisky auszuschenken, solange das Geld reichte. Ich erkannte den Beutel wieder: Jamies Anteil an den Wetten, die auf seinen Sieg in Tunnaig abgeschlossen worden waren. Wohl alles Bare, das er besaß, auf dieser Welt; ich dachte mir, besser könnte es nicht angelegt werden.
    Wir waren schon oben auf der Balustrade, als eine laute Stimme Jamies Namen rief.
    Ich drehte mich um und sah Ruperts breites Gesicht, röter als sonst über dem gestrüppartigen schwarzen Bart. Er grinste zu uns herauf.
    »Sinnlos, Rupert!« rief Jamie. »Sie gehört mir.«
    »Sie ist zu schade für dich, Junge«, sagte Rupert und wischte sich die Stirn. »Binnen einer Stunde wird sie dich zu Boden zwingen. Diese grünen Knaben haben kein Stehvermögen!« rief er mir zu. »Wenn du einen Mann willst, der seine Zeit nicht mit Schlummern vergeudet, dann laß es mich wissen, Mädel. Unterdessen…« Er warf etwas auf die Balustrade.
    Ein praller kleiner Beutel fiel mir vor die Füße.
    »Ein Hochzeitsgeschenk«, erklärte Rupert. »Bedankt euch bei den Leuten von der Shimi-Bogil-Wache.«

    »Wie?« Jamie bückte sich, um den Beutel aufzuheben.
    »Einige von uns haben nicht den ganzen Tag im Gras herumgelungert, Junge«, sagte Rupert tadelnd und verdrehte lüstern die Augen. »Das ist schwerverdientes Geld.«
    »Ach«, erwiderte Jamie schmunzelnd. »Würfel oder Karten?«
    »Beides.« Rupert grinste. »Wir haben sie bis aufs Hemd ausgeplündert, Junge. Bis aufs Hemd!«
    Jamie öffnete den Mund, aber Rupert hielt seine breite, schwielige Hand empor.
    »Nein, Junge, bedank dich nicht. Gib ihr einen Schmatz von mir, ja?«
    Ich drückte die Finger an die Lippen und

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