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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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warf Rupert eine Kußhand zu. Er schlug die Rechte vors Gesicht, als würde ihn das umwerfen, stolperte mit einem Aufschrei rückwärts und torkelte in den Schankraum wie betrunken, was er nicht war.
    Nach all der Ausgelassenheit unten schien unsere Kammer eine Zuflucht der Stille und des Friedens. Jamie streckte sich auf dem Bett aus,
    Ich lockerte mein unbequemes Mieder und setzte mich, um mich zu kämmen.
    Jamie beobachtete mich. »Du hast wunderschöne Haare«, sagte er.
    »Wie bitte? Die da?« Verlegen berührte ich meine Locken, die man, wenn man höflich sein wollte, als wirr bezeichnen konnte.
    Jamie lachte. »Nun, die anderen mag ich auch«, erwiderte er, ohne eine Miene zu verziehen, »aber gemeint habe ich tatsächlich die da.«
    »Die sind doch so… kraus«, sagte ich, ein wenig errötend.
    »Gewiß.« Jamie schaute mich verwundert an. »Auf der Burg habe ich gehört, wie eine von Dougals Töchtern zu einer Freundin gesagt hat, sie müßte ihre Haare drei Stunden mit der Brennschere bearbeiten, bis sie so sind wie deine. Sie hat gesagt, am liebsten würde sie dir die Augen auskratzen, weil du solche Haare hast und keinen Finger dafür krumm zu machen brauchst.« Jamie setzte sich auf und zog behutsam an einer meiner Locken, so daß sie, geglättet, fast bis zu meiner Brust reichte. »Meine Schwester Jenny hat auch lockige Haare, aber nicht so lockig wie du.«
    »Sind sie so rot wie deine?« fragte ich und versuchte mir vorzustellen, wie die geheimnisvolle Jenny aussah.

    Jamie schüttelte den Kopf. »Nein, Jenny hat schwarze Haare. So schwarz wie die Nacht. Ich habe rote wie meine Mutter, aber Jenny ist nach meinem Vater geraten. Brian Dhu haben sie ihn genannt, den Schwarzen Brian, wegen seiner Haare und seines Bartes.«
    »Ich habe gehört, daß man Hauptmann Randall Black Jack nennt«, sagte ich. Jamie lachte freudlos.
    »Ja. Aber das liegt an seiner schwarzen Seele, nicht an seinen Haaren.« Jamie musterte mich scharf.
    »Du machst dir doch seinetwegen keine Sorgen, Mädchen? Das sollst du nicht.« Jamie nahm die Hände von meinen Haaren und schloß sie fast besitzergreifend um meine Schultern.
    »Ich habe es ernst gemeint«, sagte er leise. »Ich werde dich beschützen. Vor ihm und vor allen anderen. Bis zum letzten Blutstropfen, mo duinne .«
    »Mo duinne?« fragte ich, ein wenig verstört durch die Eindringlichkeit von Jamies Worten. Ich wollte nicht dafür verantwortlich sein, daß er irgendeinen Tropfen seines Blutes vergoß.
    »Das heißt ›Meine Braune‹.« Jamie hob eine von meinen Locken an die Lippen und lächelte mit einem Ausdruck in den Augen, bei dem alle meine Blutstropfen in Wallung gerieten. »Mo duinne« , wiederholte er sanft. »Ich habe mich danach gesehnt, dir das zu sagen.«
    »Ich habe immer gefunden, daß Braun eine ziemlich langweilige Farbe ist«, erwiderte ich nüchtern.
    Jamie schüttelte, nach wie vor lächelnd, den Kopf.
    »Nein, das würde ich nicht sagen, Sassenach. Es ist überhaupt nicht langweilig.« Er faßte meine Haare mit beiden Händen. »Es ist wie das Wasser in einem Bach, wenn es über Steine rinnt. Dunkel, wo es sich kräuselt, silbrig, wo Sonnenschein es trifft.«
    Nervös und ein bißchen atemlos entzog ich mich Jamie, um den Kamm aufzuheben, den ich zu Boden hatte fallen lassen. Als ich mich aufrichtete, sah ich, daß Jamie mich betrachtete.
    »Ich habe gesagt, ich würde dir keine Fragen stellen, die du mir nicht beantworten willst«, begann er, »und ich werde es nicht tun, aber meine Schlüsse ziehe ich trotzdem. Colum dachte, du könntest eine englische Spionin sein, obwohl er dann nicht versteht, warum du kein Gälisch sprichst. Dougal vermutet, du seist eine französische Spionin, die um Unterstützung für König James wirbt. Aber ihm ist rätselhaft, warum du allein bist.«

    »Und du?« fragte ich. »Wofür hältst du mich?«
    Jamie legte den Kopf schief und beäugte mich.
    »Dem Äußeren nach könntest du eine Französin sein. Du hast das feine Gesicht, das manchen Damen aus Anjou eigen ist. Doch Französinnen sind gewöhnlich fahl und dein Teint erinnert an einen Opal.« Langsam zog Jamie einen Finger über mein Schlüsselbein, und ich spürte, wie meine Haut, unter seiner Berührung glühte.
    Der Finger bewegte sich zu meinem Gesicht, fuhr von der Schläfe zur Wange, strich die Locken hinter meinen Ohren glatt. Reglos verharrte ich unter Jamies prüfendem Blick und versuchte, mich nicht zu bewegen, als seine Hand über meinen Hals strich

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