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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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schaute
ihm über die Schulter, als könnte er es nicht ertragen, die Papiere auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen.
    Ich befingerte die schmuddeligen Dokumente und sagte höflich: »Ja? Mhm - sehr interessant.« Tatsächlich war die krakelige Handschrift so verschnörkelt und verblaßt, daß es kaum der Mühe wert schien, sie zu entziffern. Auf dem oberen Rand eines Bogens, der besser erhalten war als die anderen, befand sich ein Wappen.
    Ich starrte auf den verblichenen Panther und die Druckbuchstaben darunter, die lesbarer waren als die Schreibschrift. »Der Herzog von… Sandringham, ja?« fragte ich.
    »In der Tat«, bestätigte der Pfarrer noch strahlender. »Ein inzwischen erloschener Titel, wie Sie sicher wissen.«
    Ich wußte es nicht, nickte jedoch verständnisvoll, da mir Historiker im Entdeckungsrausch durchaus nicht fremd waren. Man mußte selten mehr tun, als sporadisch zu nicken und in passenden Abständen »Ach, wirklich?« oder »Wie ungeheuer faszinierend!« zu sagen.
    Nach einigem Hin und Her zwischen Frank und dem Pfarrer wurde letzterem die Ehre zuteil, mir von ihrer gemeinsamen Entdeckung zu berichten. Offenbar legte all dieser Plunder die Vermutung nahe, daß Franks Vorfahr, der berühmt-berüchtigte Black Jack Randall, nicht nur ein tapferer Soldat der Krone, sondern auch ein bewährter - und geheimer - Agent des Herzogs von Sandringham gewesen war.
    »Fast ein Lockspitzel, meinen Sie nicht auch, Dr. Randall?« Der Pfarrer spielte Frank großmütig den Ball zu, und Frank ließ sich nicht zweimal bitten.
    »Doch. Alles ist natürlich äußerst zurückhaltend formuliert…« Frank drehte die Seiten behutsam um.
    »Ach, wirklich?« sagte ich.
    »Aber es möchte scheinen, daß Jonathan Randall mit der Aufgabe betraut war, bei den maßgeblichen schottischen Familien in der hiesigen Region jakobitische Gefühle zu schüren, wenn es denn solche gab. Wobei der springende Punkt war, Baronets und Clan-Oberhäupter, die derartige Sympathien hegen mochten, zu entlarven. Das ist allerdings seltsam. Stand Sandringham nicht selbst im Verdacht, Jakobit zu sein?« Frank wandte sich dem Pfarrer zu, die Stirn fragend gerunzelt. Reverend Wakefield wiegte den glatten, kahlen Kopf, und in sein Gesicht trat ein ähnlicher Ausdruck.

    »Ja, ich glaube, Sie haben recht. Aber schauen wir sicherheitshalber im Cameron nach …« - der Pfarrer eilte zum Regal, das mit kalbsledernen Folianten vollgestopft war -, »da wird Sandringham bestimmt erwähnt.«
    »Wirklich faszinierend«, murmelte ich und gestattete mir, meine Aufmerksamkeit auf die Korktafel zu lenken, die eine ganze Wand des Arbeitszimmers einnahm.
    Sie war mit einem erstaunlichen Allerlei von Dingen bespickt, hauptsächlich Papieren der einen oder anderen Art - Gasrechnungen, Briefe, Benachrichtigungen vom Diözesanrat, lose Blätter aus Romanen, Notizen von der Hand des Pfarrers -, aber auch Gegenständen wie Schlüsseln, Flaschenverschlüssen und, so schien es, kleinen Wagenteilen, mit Bindfaden und Reißzwecken befestigt.
    Ich betrachtete müßig diese Sammlung und lauschte mit halbem Ohr dem Disput, der hinter mir geführt wurde. (Die Herren kamen zu dem Schluß, wahrscheinlich sei der Herzog von Sandringham in der Tat Jakobit gewesen.) Mein Blick fiel auf einen Stammbaum, mit besonderer Sorgfalt sowie vier Reißzwecken an einem Ehrenplatz aufgehängt. Die oberste Reihe enthielt Namen, die auf das frühe siebzehnte Jahrhundert datiert waren. Doch ins Auge gesprungen war mir der Name ganz unten: »Roger W. (MacKenzie) Wakefield« stand dort.
    »Verzeihung«, sagte ich in ein letztes Nachgeplänkel des Disputs hinein (ob der Panther auf dem Wappen des Herzogs nun eine Lilie oder einen Krokus in der Pranke halte), »ist das der Stammbaum Ihres Sohnes?«
    »Wie? Oh - ja. Ja, das ist der Stammbaum meines Sohnes.« Abgelenkt und wieder strahlend eilte der Pfarrer zu mir herüber. Er nahm das Blatt zärtlich von der Wand und legte es vor mir auf den Schreibtisch.
    »Ich wollte nicht, daß Roger seine Familie vergißt«, erklärte er. »Es ist ein ziemlich altes Geschlecht, reicht bis ins siebzehnte Jahrhundert zurück.« Ein Wurstfinger fuhr den Stammbaum beinahe ehrfürchtig nach.
    »Ich habe ihm, da er bei mir lebt, meinen Namen gegeben, das schien mir passender. Darüber soll er aber nicht vergessen, woher er stammt.« Reverend Wakefield verzog abbittend das Gesicht. »Meine Familie macht, genealogisch gesehen, leider nicht viel her. Pfarrer und

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