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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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einer Ohrfeige belohnt. Grimmig schloß ich den Mund und drehte den Kopf weg, damit ich nicht in Versuchung geriet, weitere unkluge Bemerkungen zu machen. Ob er mich nun vergewaltigte oder nicht, ich erkannte, daß ich schon wegen Randalls unausgeglichener Art in erheblicher Gefahr war. Als ich von ihm wegsah, bemerkte ich eine plötzliche Bewegung am Fenster.
    »Ich wäre Ihnen dankbar«, sagte eine kühle, gelassene Stimme, »wenn Sie Ihre Finger von meiner Frau nehmen würden.« Randall erstarrte, eine Hand nach wie vor auf meiner Brust. Jamie kauerte im Fensterrahmen und hatte eine große Pistole mit Messinggriff im Anschlag.
    Randall stand noch eine Sekunde reglos da, als traute er seinen Ohren nicht. Während er den Kopf langsam zum Fenster wandte, nahm er die Hand, die Jamies Blick entzogen war, von meiner Brust und tastete vestohlen nach dem Messer, das er neben mir auf den Schreibtisch gelegt hatte.
    » Was haben Sie gesagt?« fragte Randall ungläubig. Als er das Messer packte, hatte er sich weit genug gedreht, um zu sehen, wer gesprochen hatte. Er hielt einen Moment inne und begann zu lachen.
    »Gott sei unserer armen Seele gnädig, es ist der junge schottische Wildkater! Ich dachte, mit dir sei ich ein für allemal fertig! Dann ist dein Rücken doch verheilt, wie? Und das ist deine Frau, hast du gesagt? Ein köstliches Weib, genau wie deine Schwester.« Randalls Hand, die noch immer von seinem Körper verdeckt wurde, bewegte sich aufwärts; die Klinge zeigte jetzt auf meinen Hals. Ich
konnte Jamie über die Schulter des Hauptmanns hinweg sehen; er hielt sich bereit wie ein Panther vor dem Sprung. Weder zitterte der Lauf der Pistole, noch veränderte sich Jamies Gesichtsausdruck. Ein leichtes Erröten war der einzige Hinweis auf seine Gefühle.
    Fast beiläufig hob Randall das Messer, bis auch Jamie es sehen konnte. Die Spitze berührte fast meine Kehle. Der Hauptmann dreht sich halb zu Jamie herum.
    »Vielleicht wirfst du deine Pistole jetzt hier herüber - es sei denn, du bist des Ehelebens müde. Wenn du es freilich vorziehst, Witwer zu sein…« Die Blicke der beiden Männer begegneten sich und ließen einander nicht los; eine Minute lang rührte sich keiner. Schließlich lockerte sich Jamies Körper ein wenig. Er stieß einen resignierten Seufzer aus und warf die Pistole in den Raum. Sie schlitterte Randall vor die Füße.
    Der Hauptmann bückte sich und hob die Waffe auf. Als er das Messer von meinem Hals nahm, versuchte ich, mich aufzusetzen, aber er drückte mich wieder nach unten. Mit der einen Hand hielt er mich nieder, mit der anderen zielte er auf Jamie. Das Messer liegt irgendwo auf dem Boden, dachte ich, nicht weit von meinen Füßen entfernt. Wenn ich bloß Greifzehen hätte… Der Dolch in meiner Tasche war so unerreichbar wie der Mond.
    Seit Jamies Erscheinen war das Lächeln nicht aus Randalls Zügen gewichen. Nun wurde es breiter.
    »So ist es besser.« Die Hand des Hauptmanns wanderte zu seinem mittlerweile schwellenden Hosenschlitz zurück. »Ich war gerade beschäftigt, als du hier eingetroffen bist, mein Teuerster. Du wirst verzeihen, wenn ich damit fortfahre, ehe ich mich dir widme.«
    Jamie war mittlerweile dunkelrot angelaufen, aber er stand reglos da. Die Pistole zeigte auf seine Brust. Als Randall mit dem Herumfingern aufhörte, stürzte sich Jamie der Mündung der Waffe entgegen. Ich wollte ihn aufhalten, schreien, doch mein Mund war trocken vor Entsetzen. Randalls Knöchel traten weiß hervor, als er abdrückte.
    Der Hahn klickte, aber kein Schuß löste sich, und Jamie rammte Randall die Faust in den Bauch. Es gab ein dumpfes, knirschendes Geräusch, als er dem Hauptmann mit der anderen die Nase brach. Ein zweiter Blutregen benetzte meinen Rock. Randall verdrehte die Augen und ging zu Boden.

    Jamie war hinter mir, zog mich hoch und zerrte an dem Strick um meine Hände.
    »Du hast dich mit einer ungeladenen Pistole hier hereingemogelt?« krächzte ich.
    »Wenn sie geladen gewesen wäre, hätte ich ihn ja wohl gleich totgeschossen, oder?« zischte Jamie.
    Draußen auf dem Flur näherten sich Schritte. Der Strick zerriß, und Jamie zog mich ans Fenster. Bis zur Erde waren es an die drei Meter, doch die Schritte waren jetzt fast bei der Tür. Wir sprangen gemeinsam.
    Ich landete mit einem Aufprall, den ich in allen Knochen spürte, und kugelte in einem Durcheinander von Röcken und Unterröcken auf dem Boden herum. Jamie riß mich auf die Beine und drückte mich gegen die Mauer

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