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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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der mein Blut vergossen hat.«
    » Deine Frau! Deine Frau! Du scherst dich doch keinen Deut um mich! Ich bin bloß dein Eigentum, und all das zählt nur für dich, weil du meinst, daß ich dir gehöre, und es nicht erträgst, daß sich jemand an dem vergreift, was dir gehört!«
    »Du gehörst mir allerdings!« brüllte Jamie und grub mir die Finger wie Stacheln in die Schultern. »Und du bist meine Frau, ob es dir gefällt oder nicht!«
    »Es gefällt mir nicht! Es gefällt mir kein bißchen. Aber das zählt auch nicht, oder? Solange ich dein Bett wärme, ist es dir egal, was ich denke und wie es mir geht! Mehr ist eine Frau nicht für dich - etwas, in das du deinen Schwanz steckst, wenn du den Drang dazu verspürst!«
    Jamies Gesicht wurde weiß wie eine Wand, und er begann mich ernstlich zu schütteln. Mein Kopf flog hin und her, meine Zähne schlugen aufeinander, und ich biß mir schmerzhaft auf die Zunge.
    »Laß mich los!« schrie ich. »Laß mich los, du -«, ich gebrauchte absichtlich die Worte von Harry dem Deserteur, weil ich Jamie kränken wollte, »du lüsterner Bock!« Er gab mich frei und trat mit flammenden Augen einen Schritt zurück.
    »Du lästerliche Schlampe! So redest du nicht mit mir!«
    »Ich rede mit dir, wie ich will! Du kannst mir nicht vorschreiben, was ich zu tun habe!«
    »Das scheint mir auch so! Du tust, was du willst, gleichgültig, wen du damit verletzt, wie? Du selbstsüchtige, dickköpfige -«
    »Verletzt ist bloß dein verdammter Stolz!« schrie ich. »Ich habe dich und mich vor den Deserteuren gerettet, und das verträgst du nicht, oder? Du hast einfach danebengestanden! Wenn ich keinen Dolch gehabt hätte, wären wir jetzt beide tot!«

    Bis ich die Worte aussprach, hatte ich nicht geahnt, daß ich böse auf Jamie war, weil er mich nicht vor den englischen Deserteuren beschützt hatte. In einer vernünftigeren Stimmung wäre mir das nie in den Sinn gekommen. Es war nicht seine Schuld, hätte ich gesagt. Doch nun erkannte ich, daß ich - ob es fair war oder nicht, rational oder nicht - irgendwie doch das Gefühl hatte, er wäre für mein Wohl verantwortlich und hätte mich im Stich gelassen.
    Jamie stand keuchend da und funkelte mich an. Als er wieder sprach, war seine Stimme leise, aber voller Leidenschaft.
    »Du hast den Pfahl auf dem Hof des Forts gesehen?« Ich nickte.
    »Nun, an diesen Pfahl hat man mich gebunden wie ein Tier, und man hat mich ausgepeitscht, bis mir das Blut über den Leib rann! Die Narben davon werde ich behalten, bis ich sterbe. Wenn ich heute nachmittag nicht unsäglich viel Glück gehabt hätte, wäre dies das wenigste gewesen, was mir geschehen wäre. Vermutlich hätten sie mich ausgepeitscht und dann aufgeknüpft.« Jamie schluckte.
    »Ich wußte das und habe nicht einen Augenblick gezögert, dir an diesen Ort zu folgen, obwohl ich dachte, vielleicht hätte Dougal doch recht! Weißt du, woher ich die Pistole hatte?« Ich schüttelte wie betäubt den Kopf; mein Zorn begann zu verrauchen. »Ich habe in der Nähe der Mauer einen Wachtposten getötet. Er hat auf mich gefeuert; deshalb war die Waffe nicht geladen. Er hat mich verfehlt, und ich habe ihn mit dem Dolch erstochen. Den habe ich in seiner Brust stecken lassen, als ich dich schreien hörte. Ich hätte ein Dutzend Männer getötet, um zu dir zu kommen, Claire.« Die Stimme versagte Jamie.
    »Und als du geschrien hast, bin ich zu dir geeilt, mit nichts bewaffnet als einer ungeladenen Pistole.« Jamie sprach nun ein wenig ruhiger, aber sein Blick war immer noch wild vor Schmerz und Zorn. Ich schwieg. Vor lauter Entsetzen über meinen Zusammenstoß mit Randall hatte ich es nicht gewürdigt, welch verzweifelten Mutes es bedurfte, daß Jamie mir ins Fort gefolgt war.
    Er wandte sich plötzlich mit hängenden Schultern von mir ab.
    »Du hast recht«, sagte er.»Ja, du hast völlig recht.« Der Zorn war aus seiner Stimme verschwunden, und an seine Stelle war ein Ton getreten, den ich noch nie bei ihm gehört hatte.
    »Ich bin in meinem Stolz gekränkt. Und mein Stolz ist so ziemlich das einzige, was ich noch habe.« Jamie stützte sich mit den
Unterarmen gegen eine Kiefer und ließ erschöpft den Kopf darauf sinken. Seine Stimme war so leise, daß ich ihn kaum verstand.
    »Du reißt mir die Seele aus dem Leib, Claire.«
    Mir geschah etwas Ähnliches. Zögernd trat ich hinter Jamie. Er rührte sich nicht, nicht einmal, als ich ihm die Arme um die Taille legte. Ich drückte die Wange gegen seinen gebogenen

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