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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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denkst du?« fragte ich.
    Jamie antwortete nicht; er schnaubte nur kurz. Immerhin hatte er soviel Mitleid mit mir, daß er sein Plaid abnahm und es mir über die Schultern hängte, doch er legte weder seinen Arm um mich, noch berührte er mich mehr als unbedingt nötig. Er ritt in grimmigem Schweigen dahin und führte die Zügel im Gegensatz zu seiner gewohnten Eleganz mit zorniger Fahrigkeit.
    Ich war selbst erregt und aufgewühlt und mochte mich nicht mit solchen Launen abfinden.
    »Was ist?« fragte ich ungeduldig. »Jetzt schmoll doch nicht, um Himmels willen!« Ich sprach in schärferem Ton, als ich vorgehabt hatte, und ich spürte, wie sich Jamie noch mehr verhärtete. Plötzlich hielt er am Straßenrand an. Ehe ich’s mich versah, war er vom Pferd gestiegen und riß auch mich aus dem Sattel. Ich landete unbeholfen und taumelte.
    Dougal und die anderen verharrten, als sie uns anhalten sahen. Jamie schickte sie mit einer knappen Gebärde weiter. Dougal nickte zum Zeichen seines Einverständnisses. »Braucht nicht zu lange!« rief er und ritt mit den anderen davon.
    Jamie wartete, bis sie außer Hörweite waren. Dann packte er mich und drehte mich grob herum, damit ich ihm in die Augen sah. Er war wirklich wütend. Auch in mir regte sich Zorn; welches Recht hatte er, mich so zu behandeln?
    »Schmollen!« fauchte er. »Schmollen! Ich bringe alle Selbstbeherrschung auf, über die ich gebiete, um dich nicht zu schütteln, daß dir die Zähne klappern, und du sagst, ich soll nicht schmollen!«

    »Was ist los mir dir, in Gottes Namen?« fragte ich erbost. Ich versuchte, mich seinem Griff zu entwinden, doch seine Finger gruben sich in meine Oberarme wie die Zähne eines Fangeisens.
    »Was mit mir los ist? Ich werde es dir sagen, wenn du’s unbedingt wissen willst!« knurre Jamie. »Ich habe es satt, immer wieder beweisen zu müssen, daß du keine englische Spionin bist. Ich habe es satt, dich ständig im Auge zu behalten aus Angst vor der nächsten Dummheit, die du begehen wirst. Und ich habe es erst recht satt, daß ich dauernd mit ansehen soll, wie man dich schändet! Das macht mir keine Freude!«
    »Glaubst du vielleicht, daß mir das Freude macht?« schrie ich. »Oder willst du behaupten, es sei meine Schuld?«
    Jamie schüttelte mich. »Ja, es ist deine Schuld! Wärst du in dem Wäldchen geblieben, wie ich es dir befohlen habe, so wäre das alles nicht geschehen! Aber nein, du hörst nicht auf mich, ich bin ja nur dein Mann, warum solltest du dich nach mir richten? Du tust, was dir beliebt, und als nächstes finde ich dich auf dem Rücken, die Rökke hochgeschlagen und den ärgsten Lumpen des Landes zwischen deinen Beinen, im Begriff, dich vor meinen Augen zu nehmen!«
    Jamie war zornesrot, und ich spürte, wie auch mir das Blut in die Wangen stieg.
    »Es ist deine Schuld! Du hast mich die ganze Zeit verdächtigt! Ich habe dir gesagt, wer ich bin! Und ich habe dir gesagt, es sei keine Gefahr dabei, wenn ich dich begleite, aber wolltest du auf mich hören? Nein! Ich bin ja nur eine Frau, warum solltest du dich darum kümmern, was ich sage! Frauen sind bloß dazu da, daß sie gehorchen und mit demütig gefalteten Händen herumsitzen, bis die Männer zurückkommen und ihnen sagen, was sie zu tun haben!«
    Jamie war nicht mehr in der Lage, sich zu zügeln, und schüttelte mich.
    »Und wenn du dich daran gehalten hättest, wären wir jetzt nicht auf der Flucht vor Hunderten von Rotröcken! O Gott, Frau, ich weiß nicht, ob ich dich erwürgen oder bewußtlos schlagen soll, aber, bei unserem Erlöser, irgend etwas möchte ich dir antun!«
    An diesem Punkt wollte ich Jamie zwischen die Beine treten, doch er wich aus und rammte sein Knie zwischen meine Schenkel, womit er jeden weiteren Versuch unterband.
    »Wag das nicht noch einmal, sonst setzt es Maulschellen, daß dir die Ohren klingen«, zischte er.

    »Du bist ein Vieh und ein Narr«, keuchte ich und bemühte mich, mich aus seinem Griff zu befreien. »Glaubst du, ich hätte mich absichtlich von den Engländern fangen lassen?«
    »Ja, ich glaube, du hast dich absichtlich fangen lassen, um mir das heimzuzahlen, was auf der Lichtung geschehen ist.«
    Ich sperrte den Mund auf.
    »Auf der Lichtung? Mit den englischen Deserteuren?«
    »Ja. Du glaubst, ich hätte dich beschützen müssen, und du hast recht. Aber ich konnte nicht; du mußtest es selber tun, und jetzt hast du versucht, es mir heimzuzahlen, indem du, meine Frau, dich in die Hände des Mannes gegeben hast,

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