Feuer Und Stein
Nach langem Schweigen seufzte er und erhob sich. Er schlug mit dem Gürtel leicht gegen sein Bein.
»Nun denn«, sagte er. »Bringen wir’s hinter uns. Du hast erheblichen Schaden angerichtet, weil du meine Befehle mißachtet hast, und ich werde dich dafür bestrafen, Claire. Du erinnerst dich noch daran, was ich gesagt habe, als ich dich heute vormittag verließ?« Ich erinnerte mich nur zu gut und warf mich hastig übers Bett, so daß mein Rücken gegen die Wand gepreßt war.
»Was meinst du?«
»Du weißt genau, was ich meine«, erwiderte Jamie mit fester Stimme. »Knie dich vors Bett und heb die Röcke, Mädel.«
»Nein, das tue ich nicht!« Ich packte den Bettpfosten mit beiden Händen und verkroch mich weiter in die Ecke.
Jamie beobachtete mich abwägend. Ich erkannte, daß es nichts gab, was ihn daran hindern könnte, mit mir zu verfahren, wie er wollte; er war an die dreißig Kilo schwerer als ich. Doch schließlich entschied er sich dafür, zu reden statt zu handeln, und legte den Gürtel beiseite, ehe er sich neben mich setzte.
»Claire -«, begann er.
»Ich habe gesagt, daß es mir leid tut!« erwiderte ich heftig. »Und es tut mir wirklich leid. Ich werde so etwas nie wieder machen.«
»Das ist der springende Punkt«, sagte Jamie langsam. »Vielleicht machst du’s doch wieder. Und zwar, weil du die Dinge einfach nicht ernst genug nimmst. Du kommst, denke ich, aus einer Gegend, wo alles einfacher ist. Dort geht es, wenn man einen Befehl mißachtet, nicht gleich um Leben oder Tod. Schlimmstenfalls bereitest du jemandem Unbehagen oder fällst ein wenig lästig, aber es bringt niemanden um.« Ich beobachtete, wie Jamies Finger den bräunlichen Plaid seines Kilts kneteten, während er seine Gedanken ordnete.
»Die harte Wahrheit lautet aber, daß eine scheinbar geringfügige Handlung an einem Ort wie diesem und zu einer Zeit wie dieser sehr böse Folgen haben kann - besonders für einen Mann wie mich.« Jamie sah, daß ich den Tränen nahe war, und tätschelte mir die Schulter.
»Ich weiß, du würdest mich oder jemand anderen niemals absichtlich gefährden. Aber du könntest es unabsichtlich tun - so wie heute -, weil du mir nicht wirklich glaubst, wenn ich dir sage, daß einige Dinge gefährlich sind.« Jamie warf mir einen Seitenblick zu. »Ich weiß, du bist es gewohnt, selbständig zu denken, und du bist es nicht gewohnt, dir von einem Mann sagen zu lassen, was du tun sollst. Doch das mußt du, um unser aller willen, lernen.«
»In Ordnung«, sagte ich langsam. »Ich verstehe. Du hast natürlich recht. Ich werde also deinen Befehlen gehorchen, auch wenn ich nicht mit ihnen einverstanden bin.«
»Gut.« Jamie stand auf und nahm den Gürtel in die Hand. »Dann komm jetzt vom Bett herunter, und wir bringen es hinter uns.«
Mein Mund stand vor Empörung offen. »Wie bitte? Ich habe doch gesagt, daß ich dir gehorchen werde!«
Jamie seufzte entnervt und setzte sich wieder auf den Hocker. Er betrachtete mich ruhig.
»Du hast gesagt, daß du es verstehst, und ich glaube dir. Aber es ist ein Unterschied, ob man etwas mit dem Verstand begreift oder ob man es im Innersten weiß.« Ich nickte widerwillig.
»Gut. Ich muß dich jetzt bestrafen, und zwar aus zwei Gründen. Erstens, damit du es wirklich begreifst.« Jamie lächelte plötzlich. »Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, daß du die Dinge nach einer Tracht Prügel in einem anderen Licht siehst.« Ich hielt mich noch verbissener am Bettpfosten fest.
»Der zweite Grund«, fuhr Jamie fort, »sind die anderen Männer. Du wirst bemerkt haben, wie sie sich heute abend verhalten haben?« Das hatte ich; und ich hatte es sehr ungemütlich gefunden.
»Es gibt so etwas wie Gerechtigkeit, Claire. Du hast ihnen allen geschadet, und dafür wirst du büßen müssen.« Jamie holte tief Luft. »Ich bin dein Mann; es ist meine Pflicht, mich darum zu kümmern, und ich habe vor, es zu tun.«
Was immer in dieser Lage gerecht sein mochte - und ich mußte zugeben, daß Jamies Argumente nicht ganz aus der Luft gegriffen waren -, die Vorstellung, geschlagen zu werden, egal, von wem und aus welchen Gründen, verletzte mich tief.
Ich fühlte mich verraten, weil mir der Mann, der mir Freund, Beschützer und Liebhaber war, so etwas antun wollte. Und ich war insgeheim entsetzt bei dem Gedanken, mich auf Gedeih und Verderb jemandem auszuliefern, der ein fünfzehnpfündiges Schwert so leicht führte wie eine Fliegenklatsche.
»Ich dulde es nicht, daß du mich
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