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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Natürlich. Ein Film! Ich schüttelte den Kopf über meine Begriffsstutzigkeit. Die Leute drehten einen historischen Schinken, Bonnie Prince Charlie im Wald und auf der Heide, etwas in der Art, kein Zweifel.
    Nun denn. Ob ihr Streifen künstlerisch wertvoll war oder nicht, die Filmcrew würde es mir nicht danken, wenn ich eine anachronistische Note ins Spiel brachte. Ich kehrte in den Wald zurück, wollte einen weiten Bogen um die Lichtung schlagen und bei der
Straße herauskommen, wo ich das Auto geparkt hatte. Nur ging es schwieriger voran, als ich dachte. Der Wald war jung und voll dichtem Unterholz, in dem sich meine Kleider immer wieder verfingen. Ich mußte behutsam laufen und meine Röcke ständig von Dornenzweigen lösen.
    Wäre er eine Schlange gewesen, ich wäre auf ihn getreten. Er stand so reglos zwischen den Bäumen, als gehörte er dazu, und ich sah ihn nicht, bis eine Hand vorschoß und mich am Arm packte.
    Die andere hielt mir den Mund zu, während ich, panisch um mich schlagend, in den Eichenhain geschleift wurde. Der Mann schien nicht viel größer zu sein als ich, aber er hatte eine bemerkenswerte Kraft in den Armen. Ich roch einen schwach blumigen Duft, der mich an Lavendelwasser erinnerte, daneben noch etwas Würzigeres, vermischt mit dem scharfen Gestank von Männerschweiß. Während die Zweige, die wir auf unserem Weg beiseite drückten, zurückschnellten, erkannte ich etwas Vertrautes an der Hand und dem Unterarm, der um meine Taille geschlungen war.
    Ich schüttelte den Kopf, bis ich meinen Mund freibekam.
    »Frank!« rief ich. »Was soll das denn, um Himmels willen!« Ich war hin- und hergerissen zwischen Erleichterung, ihn hier zu finden, und Verärgerung über diesen groben Unfug. Ich war von meinem Erlebnis im Steinkreis noch ziemlich mitgenommen und nicht in der richtigen Stimmung für solche Späße.
    Der Mann ließ mich los, doch als ich mich zu ihm umdrehte, spürte ich bereits, daß etwas nicht in Ordnung war. Es lag nicht nur an dem mir fremden Rasierwasser, es war subtiler. Ich stand stocksteif da und merkte, wie sich mir die Nackenhaare sträubten.
    »Sie sind ja gar nicht Frank«, flüsterte ich.
    »Nein«, sagte der Mann, während er mich überaus interessiert betrachtete. »Obwohl ich einen Cousin dieses Namens habe. Ich möchte aber bezweifeln, daß Sie mich mit ihm verwechselt haben, Madam. Wir ähneln einander kaum.«
    Wie immer der Cousin des Mannes aussehen mochte, er selbst hätte Franks Bruder sein können. Der gleiche geschmeidige, feinknochige Körperbau; die gleichen zart gemeißelten Gesichtszüge; die ziemlich geraden Brauen und großen, haselnußbraunen Augen; die gleichen dunklen, über der Stirn leicht gewellten Haare.
    Doch die Haare dieses Mannes waren lang, aus dem Gesicht gekämmt und hinten mit einem Lederriemchen zusammengebunden.
Und die Haut wies das tiefe, fast ledrige Braun auf, das sich nach Monaten, nein, Jahren in Wind und Wetter einstellt, nicht den zarten Goldton, den Franks Haut während unseres Urlaubs in Schottland angenommen hatte.
    »Und wer sind Sie?« fragte ich voller Unbehagen. Frank hatte zwar viele Verwandte, aber ich glaubte, daß ich den britischen Zweig der Familie kannte. Unter ihnen gab es niemanden, der so aussah wie dieser Mann. Und Frank hätte einen nahen Verwandten, der im schottischen Hochland wohnte, doch sicher erwähnt. Und ihn nicht nur erwähnt, sondern darauf bestanden, ihn zu besuchen, bewaffnet mit Stammbäumen und Notizbüchern, begierig, auch noch das kleinste Detail der Familiengeschichte über den berühmten Black Jack Randall aufzustöbern.
    Der Fremde zog die Augenbrauen hoch.
    »Wer ich bin? Dasselbe könnte ich Sie fragen, Madam, und dies mit weitaus größerer Berechtigung.« Er musterte mich langsam von Kopf bis Fuß. Sein Blick wanderte mit dreister Anerkennung über das dünne, mit Päonien bedruckte Kleid, das ich trug, und verweilte merkwürdig amüsiert auf meinen Beinen. Ich verstand diesen Blick nicht, aber er machte mich äußerst nervös, und ich trat ein, zwei Schritte zurück, bis ich abrupt von einem Baum aufgehalten wurde.
    Schließlich wandte der Mann den Blick ab und drehte sich zur Seite. Es war, als hätte er mir eine Fessel abgenommen, und ich atmete erleichtert aus.
    Der Mann hatte sich weggedreht, um seinen Rock vom untersten Ast einer jungen Eiche zu nehmen. Er entfernte einige Blätter und zog ihn an.
    Ich mußte nach Luft geschnappt haben, denn er blickte auf. Der Rock war scharlachrot,

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