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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Aber er lächelte und legte den Arm um mich.
    »Ich habe nur gedacht, wenn das deine Definition von einem guten
Ehemann ist: Geld, Position und die Frau nicht schlagen … was bist denn dann du? «
    »Oh«, sagte er und grinste. »Nun, Sassenach, ich habe nie behauptet, daß ich ein guter Ehemann bin. Und du auch nicht. Sadist hast du mich, glaube ich, genannt und noch ein paar andere Dinge, die ich lieber nicht wiederholen will. Aber nie einen guten Ehemann.«
    »Um so besser. Dann werde ich dich auch nicht mit Zyankali vergiften müssen.«
    »Zyankali?« Er schaute mich neugierig an. »Was ist das?«
    »Das Zeug, das Arthur Duncan getötet hat. Es ist ein verdammt schnelles und sehr wirksames Gift. In meiner Zeit ziemlich verbreitet, aber nicht hier.« Ich fuhr mir nachdenklich mit der Zunge über die Lippen.
    »Ich habe es auf seinen Lippen geschmeckt, und dieses winzige bißchen hat ausgereicht, um mein ganzes Gesicht zu betäuben. Es wirkt augenblicklich, wie du gesehen hast. Ich hätte es wissen müssen - was mit Geillis los ist, meine ich. Vermutlich hat sie das Gift aus Kirschkernen herausgeholt, auch wenn das verdammt mühselig ist.«
    »Hat sie dir gesagt, warum sie es getan hat?«
    Ich seufzte und rieb mir die Füße. Meine Schuhe waren beim Kampf am Loch verlorengegangen, und die Sohlen taten mir weh.
    »Ja. Das und vieles mehr. Wenn es in deiner Satteltasche etwas zu essen gibt, dann hol es doch, und ich erzähle dir alles.«
     
    Am nächsten Tag erreichten wir das Tal Broch Tuarach. Als wir die Hügel hinunterkamen, entdeckte ich in der Ferne einen einzelnen Reiter, den ersten Menschen, den ich zu Gesicht bekam, seit wir Cranesmuir verlassen hatten.
    Der Mann war kräftig und offensichtlich wohlbetucht. Eine schneeweiße Halsbinde ragte über den Kragen seines gediegenen grauen Rocks. Bei unserem Anblick zögerte er kurz und lenkte dann sein Pferd in unsere Richtung.
    Wir waren nun schon bald eine Woche unterwegs, und unser Aussehen ließ zu wünschen übrig. Mit Jamie war wahrlich kein Staat zu machen. Die Hose war bis zu den Knien mit rötlichem Staub bedeckt, das Hemd schmutzig und zerrissen, und da er sich seit einer Woche nicht mehr rasiert hatte, standen ihm borstige Bartstoppeln im Gesicht. Seine Haare waren in den letzten Monaten
so gewachsen, daß sie ihm bis zu den Schultern herabhingen. Normalerweise trug er sie zusammengebunden oder in einer Spange, aber jetzt hingen die kupferfarbenen Locken zerzaust herab, gespickt mit Blättern und Ranken. Das Gesicht war braungebrannt, die Stiefel aufgeplatzt, und Dolch und Schwert staken im Gürtel. Alles in allem war er der Inbegriff eines wilden Hochlandschotten.
    Ich sah nicht viel besser aus. Über den Resten meines zerfetzten Unterkleids trug ich Jamies bestes Hemd. Sein Plaid hing über meinen Schultern, und unten schauten nackte Füße heraus. Mein Haar war seit Tagen nicht mehr mit einem Kamm in Berührung gekommen, und so stand es mir wüst um den Kopf.
    Ich strich mir die widerspenstigen Locken aus den Augen und beobachtete, wie sich der Herr in Grau bedachtsam näherte. Jamie brachte unser Pferd zum Stehen und wartete, bis er nah genug war, um sprechen zu können.
    »Es ist Jock Graham«, sagte er zu mir, »aus Murch Nardagh.«
    Der Mann hielt ein paar Meter vor uns an und musterte uns skeptisch. Plötzlich riß er die Augen, die zwischen Fettwülsten hervorschauten, weit auf.
    »Lallybroch?« fragte er ungläubig.
    Jamie nickte huldvoll. Mit einer Geste völlig unbegründeten Besitzerstolzes legte er eine Hand auf meinen Schenkel und sagte: »Und meine Lady Lallybroch.«
    Jock Grahams Mund stand einen Augenblick offen, schloß sich aber schnell wieder. Mit einem Ausdruck verwirrter Ehrerbietung sagte er: »Ah … my … Lady«, und mit einiger Verspätung führte er die Hand an den Hut und verbeugte sich vor mir. »Sie sind also, äh, Sie gehen also nach Hause?« fragte er und versuchte den Blick von meinem Bein abzuwenden, das durch einen Riß in meinem Unterkleid hervorlugte.
    »Aye. Sind Sie in letzter Zeit mal dagewesen, Jock?«
    »Wie? O aye, ich bin dortgewesen. Es geht ihnen allen gut. Sie werden sich freuen, Sie zu sehen, denke ich. Alles Gute dann, Fraser.« Und er drückte seinem Pferd die Fersen in die Weichen und machte, daß er fortkam.
    Wir sahen ihm nach. Plötzlich hielt er noch einmal an, drehte sich um, stellte sich in den Steigbügel auf und legte die Hände an den Mund. Der Ruf wurde uns vom Wind

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