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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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gehen«, stimmte er zu. »Wir haben uns recht gut verstanden. Abends saßen wir im Jagdhaus am Kamin und haben bis tief in die Nacht geredet. Er ist jedenfalls sehr viel gescheiter, als es scheint; er weiß, welchen Eindruck seine Stimme erweckt, und ich glaube, es ist ihm ganz recht, daß die Leute ihn für einen Hanswurst halten und nicht merken, was für ein kluger Kopf er ist.«
    »Mmmm. Genau das läßt mich auf der Hut sein. Hast du… hast du ihm etwas gesagt?«

    Er zuckte mit den Schultern. »Ein wenig. Er erinnerte sich natürlich an mich.«
    Ich lachte. »Habt ihr euch über die guten alten Zeiten unterhalten?«
    Er grinste. Der Herbstwind blies ihm die Haare ins Gesicht.
    »Nur beiläufig. Er hat mich gefragt, ob ich immer noch an Verdauungsstörungen leide. Ich habe ein harmloses Gesicht gemacht und gesagt, nein, in der Regel nicht, aber im Moment spüre ich ein leichtes Zwicken. Er hat gelacht und gemeint, er hoffe, daß ich meine schöne Gattin nicht inkommodiere.«
    Darüber mußte auch ich lachen. Was der Herzog tat oder nicht tat, schien derzeit nicht von großer Bedeutung. Gleichwohl könnte seine Gunst eines Tages nützlich sein.
    »Ich habe ihm ein bißchen von mir erzählt«, fuhr Jamie fort. »Daß ich zu Unrecht geächtet bin, aber kaum eine Möglichkeit hätte, das zu beweisen. Er schien wohlwollend zuzuhören, aber ich hütete mich, ihm die näheren Umstände mitzuteilen, geschweige daß ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt ist. Ich war noch nicht sicher, ob ich ihm ganz vertrauen könnte, als… als der alte Alec hereingerast kam, als wäre ihm der Teufel auf den Fersen, und Murtagh und ich sofort in den Sattel sprangen.«
    »Wo ist Murtagh eigentlich?« fragte ich. »Er ist doch mit dir nach Leoch zurückgekommen?« Ich hoffte, daß er nicht bei Colum oder den Bewohnern von Cranesmuir in Ungnade gefallen war.
    »Er ist mit mir losgeritten, aber sein Gaul konnte mit Donas nicht mithalten. Was für ein guter Kerl du bist, Donas, mo buidheag .« Er tätschelte den glänzenden Hals des Fuchses, und Donas schnaubte und schüttelte seine Mähne. Jamie lächelte mich an.
    »Mach dir keine Gedanken um Murtagh. Der lustige Vogel kommt allein gut zurecht.«
    »Lustig? Murtagh? Ich glaube, ich habe ihn noch nie lächeln sehen. Und du?«
    »Aye. Mindestens zwei Mal.«
    »Seit wann kennst du ihn?«
    »Seit dreiundzwanzig Jahren. Er ist mein Patenonkel.«
    »Ach, das erklärt einiges. Ich habe nicht angenommen, daß er sich meinetwegen so verausgabt hat.«
    Jamie tätschelte mir den Schenkel. »Doch, natürlich. Er mag dich.«

    »Nun, wenn du es sagst …«
    Ich holte tief Luft, um etwas zu fragen, was mir die ganze Zeit nicht aus dem Sinn ging. »Jamie?«
    »Ja?«
    »Geillis Duncan. Wird man sie… werden sie sie wirklich verbrennen?«
    Er zog die Stirn in Falten und nickte.
    »Ich fürchte, ja. Aber nicht, bevor das Kind geboren ist. Liegt dir das auf dem Herzen?«
    »Unter anderem. Jamie, schau hier.« Ich zog das Hemd über die Schulter, um ihm meine Impfnarbe zu zeigen.
    »Gott im Himmel«, sagte er langsam, nachdem ich ihm meine Entdeckung erklärt hatte. Er sah mich scharf an. »Deswegen… sie kommt also auch aus deiner Zeit?«
    Ich zuckte hilflos mit den Achseln. »Ich weiß es nicht. Ich kann nur sagen, daß sie vermutlich nach 1920 geboren wurde, denn erst seitdem gibt es allgemeine Impfungen.« Ich blickte zurück, aber niedrige Wolken verhüllten die Felsen, die uns jetzt von Leoch trennten. »Vermutlich werde ich es nun nie erfahren.«
    Jamie führte Donas vom Weg ab zu einem kleinen Kiefernwäldchen am Ufer eines Baches. Er faßte mich um die Taille und hob mich herunter.
    »Würde nicht um sie trauern«, sagte er und hielt mich fest. »Sie ist eine böse Frau, eine Mörderin, wenn sie schon keine Hexe ist. Sie hat ihren Mann doch umgebracht, oder nicht?«
    »Ja«, antwortete ich, und der Gedanke an Arhtur Duncans glasige Augen ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen.
    »Ich verstehe nicht, warum sie ihn umgebracht hat«, sagte er kopfschüttelnd. »Er hatte Geld, eine gute Position, und ich glaube nicht, daß er sie geschlagen hat.«
    Staunend schaute ich ihn an.
    »Und das ist deine Definition eines guten Ehemanns?«
    »Nun ja«, sagte er stirnrunzelnd. »Was könnte sie denn sonst noch wollen?«
    »Was sonst ?« Ich war so perplex, daß ich ihn einfach nur anstarrte, mich ins Gras setzte und anfing zu lachen.
    »Was ist daran so komisch? Ich denke, wir reden über einen Mord?«

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