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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Tibs Mutter erwischt hatte, wachte ich im Morgengrauen auf. Ich hatte von ihr geträumt - von Tib, meine ich, nicht von ihrer Mutter - und war nicht überrascht, eine Hand an meinem Schwanz zu spüren. Überraschend war nur, daß es nicht meine war.«
    »Doch nicht Tibbys?«
    »Nein, sondern die von ihrem Vater.«
    »Wie bitte? Dougal -«
    »Ich starrte ihn an, und er lächelte auf mich herab, sehr freundlich. Er saß auf der Bettkante, und wir hatten einen netten kleinen Plausch, von Onkel zu Neffe. Er sagte, wie sehr er sich darüber freue, daß ich hier sei, da er ja keinen eigenen Sohn habe. Und wie sehr seine ganze Familie mich ins Herz geschlossen habe. Und daß er es entsetzlich finden würde, wenn man die unschuldigen Gefühle seiner Töchter ausnutzen würde, aber froh sei, daß er sich auf mich wie auf einen eigenen Sohn verlassen könne.
    Und die ganze Zeit hatte er die eine Hand am Dolch und die andere an meinem hübschen jungen Sack. Und so sagte ich ›Ja, Onkel‹ und ›Nein, Onkel‹, und als er weg war, rollte ich mich in meine Decke und träumte von Schweinen. Und ich habe nie wieder ein Mädchen geküßt, bis ich sechzehn war und nach Leoch ging.«

    Er schaute lächelnd zu mir herüber. Sein Haar war mit einem Lederband zurückgebunden und glänzte rotgold in der frischen klaren Luft. Seine Haut war während der Reise goldbraun geworden, und er sah aus wie ein Blatt, das vom Herbstwind herumgewirbelt wird.
    »Und du, meine hübsche Sassenach? Waren dir die kleinen Jungen auf den Fersen, oder warst du schüchtern und jungfräulich?«
    »Nicht ganz so wie du«, antwortete ich vorsichtig. »Ich war acht.«
    »Du verruchtes Weib! Wer war der Glückliche?«
    »Der Sohn des Dragoman. Es war in Ägypten. Er war neun.«
    »Na ja, dann kann man dir keinen Vorwurf machen. Wurdest von einem älteren Mann verführt, noch dazu von einem verdammten Heiden.«
    Unter uns tauchte die Mühle auf. Tiefroter Wein bedeckte eine Seite der gelb verputzten Mauern, die Fensterläden standen offen, um die Sonne einzulassen, und obwohl die grüne Farbe nicht gerade frisch war, sah alles schmuck und ordentlich aus. Das Wasser rauschte fröhlich unter dem stehenden Mühlrad hindurch, und auf dem Mühlteich machten Enten auf ihrem Flug nach Süden gerade Pause.
    »Schau«, sagte ich und legte eine Hand auf Jamies Arm. »Ist das nicht schön?«
    »Wäre noch schöner, wenn sich das Rad drehen würde«, gab er trocken zurück. Aber dann lächelte er mich an.
    »Ja, Sassenach, es ist wirklich schön hier. Als Junge bin ich zum Schwimmen hergekommen - weiter unten ist ein Teich.«
    Als wir den Hügel herunterkamen, sahen wir den Teich durch ein Geflecht von Weidenzweigen. Vier Knaben plantschten johlend darin herum, alle splitterfasernackt.
    »Brrr«, sagte ich und schüttelte mich. Es war ein sonniger Herbsttag, aber doch so kühl, daß ich froh war, ein Wolltuch über den Schultern zu haben. »Allein vom Zuschauen gefriert mir das Blut in den Adern.«
    »So? Dann laß es mich mal wärmen.«
    Mit einem Blick auf die Knaben zog er mich in den Schatten einer großen Kastanie. Er legte die Arme um mich und zog mich eng an sich.
    »Du warst nicht die erste, die ich geküßt habe«, sagte er zärtlich, »aber ich schwöre, daß du die letzte bist.«

    Nachdem der Müller aus dem Haus hervorgekommen war und wir einander vorgestellt worden waren, setzte ich mich ans Ufer des Mühlteichs, während Jamie sich das Problem erklären ließ. Die Männer einigten sich darauf, daß der Müller versuchen sollte, den Stein von innen zu drehen, während Jamie den Schaden unter Wasser beheben wollte. Einen Augenblick starrte er ins dunkle Wasser, zuckte resigniert die Achseln und begann sich auszuziehen.
    »Es geht nicht anders«, meinte er zu mir. »Ian hat recht: Es steckt etwas im Mühlwerk. Dann muß ich wohl oder übel -« Von meinem Gekicher unterbrochen, drehte er sich zu mir um.
    »Was gibt’s da zu lachen? Hast du noch nie einen Mann in Unterhosen gesehen?«
    »Nicht… nicht in solchen «, stieß ich mühsam hervor. Unter seinem Kilt trug er ein unglaublich betagtes Kleidungsstück; ursprünglich muß es wohl einmal aus rotem Flanell gewesen sein, jetzt bestand es hauptsächlich aus bunten Flicken. Offenbar hatte es vorher jemandem gehört, der einen stattlichen Bauch gehabt hatte, denn es hing in tiefen Falten von Jamies Hüften herab.
    »Von deinem Großvater?« fragte ich und unternahm einen höchst erfolglosen Versuch, mein Kichern

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