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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Belustigung.
    »Sie hat mir nicht alles gesagt, aber sie hat ihm wohl keine Ruhe mehr gelassen und verlangt, daß er Leute hinunterschicken soll, um dich mit Waffengewalt zu befreien. Er behauptete, es wäre ganz unmöglich, jetzt noch in das Verfahren einzugreifen, es läge jetzt in den Händen der Richter. Muß ein rechtes Spektakel gegeben haben, als diese zwei Sturköpfe aufeinander losgegangen sind.«
    Am Schluß hatte sich keiner durchsetzen können, aber auch keiner nachgegeben. Ned Gowan, immer in der Lage, einen Kompromiß zu finden, hatte angeboten, selbst hinunterzugehen, nicht als Vertreter des Burgherrn, sondern als unabhängiger Advokat.
    »Hat sie geglaubt, ich könnte eine Hexe sein?«
    Murtagh schnaubte.
    »Ich muß die Frau erst noch finden, die an Hexen glaubt. Es sind die Männer, die glauben, daß in Frauen Hexenwerk und Zaubersprüche stecken, und dabei ist es nichts anderes als ihre Natur.«
    »Ach, jetzt dämmert mir, warum du nicht geheiratet hast«, meinte ich.
    »So, so, es dämmert dir also?« Er stieß abrupt den Stuhl zurück, stand auf und zog sich das Plaid über die Schultern.

    »Ich gehe. Grüße an den Hausherrn«, sagte er zu Jenny, die von der Eingangshalle hereinkam, wo sie Pächter begrüßt hatte. »Er ist bestimmt recht beschäftigt.«
    Jenny reichte ihm einen stattlichen Beutel mit Lebensmitteln, dessen Inhalt für eine Woche gereicht hätte, und knotete ihn oben zu.
    »Ein bißchen Proviant für die Heimreise«, sagte sie grinsend. »Es könnte reichen, bis das Haus außer Sichtweite ist.«
    Sie steckte ihm den Knoten des Beutels in den Gürtel, nickte kurz und wandte sich zur Tür.
    »Und wenn nicht, dann werden sich die Raben versammeln, um mir das Fleisch von den Knochen zu picken.«
    »Was für ein Festmahl!« antwortete sie mit einem Blick auf die dürre Gestalt ironisch. »Da gibt ja ein Besenstiel mehr her als du.«
    Murtaghs mürrisches Gesicht veränderte sich kaum, nur in seinen Augen zeigte sich ein kleiner Funken.
    »Ich will dir eins sagen, Mädel…« Die Stimmen, die liebenswürdige Beleidigungen austauschten, verloren sich auf dem Weg zur Eingangshalle.
    Ich blieb noch einige Augenblicke am Tisch sitzen und strich geistesabwesend über das warme Elfenbein der beiden Armreife von Ellen MacKenzie. Als ich die Eingangstür ins Schloß fallen hörte, schüttelte ich mich kurz und stand auf, um meinen Platz als Herrin von Lallybroch einzunehmen.
     
    Im Herrenhaus herrschte immer viel Betrieb, aber am Quartalstag war die Hölle los. Den ganzen Tag gingen die Pächter ein und aus. Manche kamen nur, um ihre Pacht zu bezahlen, andere blieben bis zum Abend, spazierten auf dem Anwesen herum, plauderten mit Freunden und stärkten sich an den Erfrischungen, die im Salon gereicht wurden. Jenny, die in ihrem blauen Seidenkleid blühend aussah, und Mrs. Crook - in gestärktem weißen Leinen - waren ständig auf den Beinen, um nach dem Rechten zu sehen und die zwei Dienstmädchen zu beaufsichtigen, die riesige Platten mit Obst-und Streuselkuchen und sonstigen Köstlichkeiten auftrugen.
    Jamie hatte mich den Pächtern in aller Form vorgestellt und hatte sich dann mit Ian ins Arbeitszimmer zurückgezogen, wo er die Pächter einzeln empfing, um mit ihnen über die notwendigen Vorbereitungen für die Frühjahrssaat zu sprechen, über den Verkauf
von Wolle und Korn und was es für das nächste Vierteljahr sonst noch zu regeln gab.
    Ich mischte mich unter die Leute, plauderte mit den Pächtern, half bei der Verköstigung und zog mich manchmal in den Hintergrund zurück, um dem Treiben zuzusehen.
    Ich dachte an das Versprechen, das Jamie der alten Frau an der Mühle gegeben hatte, und wartete gespannt auf die Ankunft von Ronald MacNab.
    Er kam bald nach Mittag auf einem hochbeinigen Maulesel angeritten, hinter sich einen kleinen Jungen, der sich an seinem Gürtel festhielt. Ich betrachtete sie verstohlen von der Salontür aus und prüfte, ob die Beschreibung, die die alte Frau von ihrem Sohn gegeben hatte, zutraf.
    Ich kam zu dem Schluß, daß Grannie MacNabs Beschreibung nicht weit von der Wahrheit entfernt war. Ronald MacNabs Haare waren lang und fettig und schlampig mit einem Stück Schnur zurückgebunden, sein Kragen und seine Manschetten starrten vor Schmutz. Obwohl er sicherlich ein oder zwei Jahre jünger war als Jamie, sah er mindestens fünfzehn Jahre älter aus; sein Gesicht war aufgedunsen, und die kleinen grauen Augen waren stumpf und blutunterlaufen.
    Auch das Kind

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