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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Bücherregale sahen so aus wie die, die ich kannte: Die Bücher standen darin Rücken an Rücken. In anderen lagen die Bücher flach, um ihre alten Einbände zu schützen. Es gab sogar eine Glasvitrine, in der Pergamentrollen aufbewahrt wurden. In der Luft lag ein stilles Frohlocken, als ob die kostbaren Werke zwischen den Buchdeckeln ein lautloses Lied singen würden. Ich verließ die Bibliothek mit einem Gefühl heiterer Gelassenheit und schlenderte neben Vater Anselm gemächlich über den Haupthof.
    Noch einmal wollte ich ihm für seine Hilfe danken, aber er unterbrach mich.
    »Sie brauchen sich nicht zu bedanken, mein Kind. Ich hoffe, daß es Ihrem Gatten heute bessergeht.«
    »Das hoffe ich auch«, sagte ich. Ich wollte das Thema nicht ausweiten und fragte: »Was ist Ewige Anbetung? Sie haben gesagt, daß Sie das gestern nacht tun wollten.«
    »Sind Sie keine Katholikin?« fragte er überrascht. »Ah, ich vergaß, daß Sie Engländerin sind. Natürlich, Sie sind also sicherlich Protestantin.«
    »Ich fürchte, daß ich keines von beidem bin, was den Glauben angeht. Aber rein theoretisch bin ich katholisch.«
    »Theoretisch?« Die glatten Augenbrauen schossen erstaunt nach oben. Ich zögerte, weil mich meine Erfahrungen mit Vater Bain zur Vorsicht mahnten. Aber dieser Mann sah nicht so aus, als würde er mir jeden Moment ein Kruzifix unter die Nase halten.
    »Nun«, begann ich und bückte mich, um zwischen den Pflastersteinen ein Unkraut herauszuziehen. »Ich wurde katholisch getauft.
Aber meine Eltern starben, als ich fünf war, und dann lebte ich bei meinem Onkel Lambert…« Ich hielt inne und erinnerte mich an Onkel Lamberts Wissensdurst und den fröhlichen Zynismus, mit dem er die Religion als ein Merkmal unter vielen definierte, mittels derer man eine Kultur einordnen konnte. »Er war alles und nichts, was den Glauben angeht. Er kannte alle Religionen, glaubte aber an keine. Niemand hat sich je um meine religiöse Bildung gekümmert. Und mein… erster Mann war katholisch, aber leider auch mehr auf dem Papier. Also dürfte ich wohl eher eine Heidin sein.«
    Ich war skeptisch, wie er reagieren würde, aber anstatt schokkiert zu sein, lachte er herzlich.
    »Alles und nichts - das gefällt mir. Aber bei Ihnen geht das nicht, fürchte ich. Wenn Sie einmal ein Mitglied der Mutter Kirche geworden sind, dann bleiben Sie auf ewig ihr Kind. Wie wenig Sie auch vom Glauben wissen mögen, Sie sind nicht mehr und nicht weniger katholisch als der Heilige Vater.« Er schaute zum bewölkten Himmel.
    »Der Wind hat nachgelassen. Ich wollte einen kurzen Spaziergang machen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Warum begleiten Sie mich nicht? Sie brauchen Luft und Bewegung, und vielleicht kann ich Ihnen bei dieser Gelegenheit ein wenig Aufschluß über das Ritual der Ewigen Anbetung geben.«
    »Drei Fliegen mit einer Klappe?« antwortete ich ein bißchen schnippisch. Aber die Aussicht auf frische Luft war verlockend, und so holte ich ohne Widerrede meinen Mantel.
    Auf dem Weg nach draußen warfen wir einen Blick ins Innere der Kapelle, wo einige Mönche mit gesenktem Haupt ins Gebet vertieft waren; dann führte mich Anselm durch den Kreuzgang in den Garten.
    Als wir weit genug entfernt waren, um die Mönche in der Kapelle nicht zu stören, sagte er: »Es ist eine ganz einfache Idee. Sie erinnern sich an die Geschichte von Gethsemane, wo unser Herr die Nacht vor seiner Gefangennahme und Kreuzigung im Gebet verbrachte und seine Freunde, die mit ihm hätten wachen sollen, fest schliefen?«
    »Ja«, sagte ich, und ein Licht ging mir auf. »Hat er nicht gesagt: ›Könnt ihr nicht eine Stunde mit mir wachen?‹ Und das ist es, was Sie tun - mit ihm eine Stunde wachen -, um das wiedergutzumachen.« Mir gefiel die Idee, und die Dunkelheit in der Kapelle erschien mir plötzlich lebendig und tröstlich.

    »Oui, Madame«, sagte er zustimmend. »Ganz einfach. Wir wechseln uns ab, und das Allerheiligste auf dem Altar wird nie allein gelassen.«
    »Ist es nicht schwer, wach zu bleiben?« fragte ich. »Oder wachen Sie immer in der Nacht?« Er nickte. Eine leichte Brise fuhr ihm ins seidige braune Haar. Die Tonsur konnte eine Rasur vertragen, sie war mit kurzen Stoppeln bedeckt.
    »Jeder sucht sich die Zeit aus, die ihm am liebsten ist. Für mich ist es zwei Uhr früh.« Er schaute mich zögernd an, als fragte er sich, wie ich das, was er jetzt sagen wollte, aufnehmen würde.
    »Für mich ist es…, als würde die Zeit stillstehen. Die Säfte

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