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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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mit einem feuchten Tuch ab und gab ihm Brandy, um seinen Mund von dem üblen Geschmack zu befreien. Er war abwechselnd brutal und zart, benutzte den Schmerz als Waffe und brach auf diese Weise Leib und Seele.
    Ich wünschte, Jamie würde aufhören, wollte ihm sagen, daß er nicht weitererzählen brauchte, aber ich biß mir hart auf die Lippen, um nichts zu sagen, und verkrampfte die Hände ineinander, damit ich ihn nicht berührte.
    Er erzählte mir den Rest; die langsamen, gezielten Peitschenhiebe,
dazwischen Küsse. Der entsetzliche Schmerz der Brandwunden, die Randall ihm zufügte, damit er nicht - wonach Jamie sich verzweifelt sehnte - bewußtlos wurde. Er erzählte mir alles, stockend und stotternd, manchmal weinend, und viel mehr, als ich ertragen konnte, aber ich hörte ihm zu, still wie ein Beichtvater. Er schaute schnell zu mir auf und wandte sich wieder ab.
    »Ich hätte es aushalten können, verletzt zu werden, wie schwer auch immer. Ich erwartete… mißbraucht zu werden, und ich dachte, ich könnte auch das durchstehen. Aber ich konnte es nicht… ich… er…« Ich bohrte mir die Nägel in die Handballen, um ja still zu bleiben. Er zitterte am ganzen Körper.
    »Er hat mich nicht nur gequält oder mich mißbraucht. Er hat mich geliebt, Claire. Für mich war es entsetzlich, aber für ihn war es ein Akt der Liebe. Und er hat mich soweit gebracht, zu reagieren - verdammt sei seine Seele! Er hat meine Lust geweckt!« Die Hand ballte sich zur Faust und schlug mit ohnmächtiger Wut auf das Bett.
    »Beim ersten Mal war er sehr vorsichtig mit mir. Er benutzte Öl und ließ sich lange Zeit, um mich einzureiben … berührte mich überall sanft. Ich konnte es ebensowenig verhindern, von seiner Berührung erregt zu werden, wie ich das Bluten nach dem Schnitt hätte verhindern können.« Jamies Stimme war elend und völlig verzweifelt. Er hielt inne und schaute mich zum ersten Mal, seit ich hereingekommen war, direkt an.
    »Claire, ich wollte nicht an dich denken. Es war unerträglich, dort nackt zu liegen… und… daran zu denken, wie ich dich geliebt habe. Es war Blasphemie. Ich wollte dich aus meinen Gedanken verbannen und einfach nur existieren, so lange ich mußte. Aber er ließ es nicht zu.« Sein Gesicht war feucht, aber diesmal nicht von Tränen.
    »Er redete, die ganze Zeit redete er dabei. Zum Teil waren es Drohungen, zum Teil war es Liebesgeflüster, aber oft hat er von dir gesprochen.«
    »Von mir?« Meine Stimme, die ich so lange nicht gebraucht hatte, kam krächzend aus meiner zugeschnürten Kehle. Er nickte und schaute wieder auf das Kissen.
    »Ja. Er war entsetzlich eifersüchtig auf dich, weißt du?«
    »Nein. Nein, das wußte ich nicht.«
    Wieder nickte er. »O doch. Er fragte mich - während er mich berührte, fragte er mich: ›Tut sie das auch? Kann sie dich so erregen?
‹« Seine Stimme zitterte. »Ich gab ihm keine Antwort - ich konnte es nicht. Und dann fragte er, wie du dich wohl fühlen würdest, wenn du zuschauen würdest, wenn du mich sehen würdest…« Er biß sich fest auf die Lippen, einen Augenblick lang unfähig weiterzusprechen.
    »Er quälte mich ein bißchen, hörte dann auf und weckte meine Lust… dann fügte er mir Schmerz zu und nahm mich mittendrin, und die ganze Zeit sprach er von dir, so daß ich dich immer vor Augen hatte. Ich kämpfte dagegen an … ich versuchte mich irgendwie von ihm fernzuhalten, meinen Geist von meinem Körper zu trennen, aber der Schmerz brach durch, immer wieder, durch jede Mauer, die ich in mir aufbaute. Ich hab es versucht, Claire - mein Gott, wie sehr ich es versucht habe, aber…«
    Er stützte den Kopf in die Hände und preßte die Fingerspitzen an die Schläfen. Er sagte abrupt: »Ich weiß jetzt, warum der junge Alex MacGregor sich aufgehängt hat. Ich würde es auch tun, wenn ich nicht wüßte, daß es eine Todsünde ist. Er hat mir das Leben zur Hölle gemacht, aber ich wollte nicht über den Tod hinaus verdammt sein.« Er rang nach Selbstbeherrschung. Das Kissen auf seinen Knien hatte feuchte Flecken, und ich wollte aufstehen, um ihm ein anderes zu geben. Er schüttelte langsam den Kopf und starrte immer noch auf seine Füße.
    »Es … es ist jetzt alles für mich verkettet. Ich kann nicht an dich denken, Claire, oder daran, daß ich dich küsse oder auch nur deine Hand berühre, ohne daß die Angst und der Schmerz und die Übelkeit wiederkommen. Ich liege hier mit dem Gefühl, daß ich ohne deine Nähe sterbe, aber wenn du mich

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