Feuer Und Stein
geworden. Er wußte das und hatte sich darauf eingestellt zu ertragen, was immer da kommen mochte, er hoffte nur, daß es nicht zu bald über seine Kräfte ginge. Die Aussicht auf Vergewaltigung erregte nur noch milden Ekel in ihm. Verzweiflung war auch eine Art Betäubungsmittel.
Es gab kein Fenster in dem Verlies, das ihm erlaubt hätte, die Zeit zu schätzen. Es war Mittag gewesen, als man ihn dorthin gebracht hatte, aber sein Zeitgefühl war nicht mehr zuverlässig. Wie viele Stunden mochten es noch bis zum Morgengrauen sein, bis alles vorbei wäre? Mit bitterem Humor dachte er, daß Randall ihn immerhin soweit gebracht hatte, daß er nun den Tod willkommen hieß.
Als sich die Tür öffnete, hatte er aufgeblickt. Was er wohl erwartet hatte? Da war nichts weiter als ein schlanker, gutaussehender Mann, mit zerrissenem Leinenhemd und zerzausten Haaren, der sich gegen die Holztür lehnte und ihn beobachtete.
Nach ein paar Augenblicken ging Randall wortlos durchs Zimmer und stellte sich neben ihn. Er legte die Hand auf Jamies Hals, beugte sich dann vor und zog mit einem heftigen Ruck den Nagel aus Jamies Hand. Jamie wurde fast ohnmächtig vor Schmerz, aber es wurde ein Glas Brandy vor ihn hingestellt, und eine feste Hand hielt ihm den Kopf und half ihm trinken.
»Er nahm mein Gesicht zwischen beide Hände und leckte die Brandytropfen von meinen Lippen. Ich wollte ihn zurückstoßen, aber ich hatte mein Wort gegeben, und so ließ ich es geschehen.«
Randall hatte Jamies Kopf gehalten und ihm fragend in die Augen geblickt, hatte ihn dann losgelassen und sich neben ihn auf den Tisch gesetzt.
»Dort saß er eine ganze Weile, ohne etwas zu sagen, und baumelte mit einem Bein. Ich hatte keine Ahnung, was er vorhatte, und auch keine Lust, mir darüber Gedanken zu machen. Ich war müde, und mir war übel vor Schmerzen. Nach einer Weile legte ich einfach den Kopf auf die Arme und drehte mein Gesicht weg.« Er seufzte schwer.
»Im nächsten Augenblick fühlte ich eine Hand auf meinem Kopf, aber ich bewegte mich nicht. Er streichelte mir über die Haare, ganz zart, immer wieder. Es war kein Geräusch zu hören außer dem heiseren Atmen seines Handlangers in der Ecke und dem Knistern des Feuers im Kamin, und ich glaube … ich glaube, ich bin kurz eingenickt.«
Als er aufwachte, stand Randall vor ihm.
»Geht es dir etwas besser?« hatte Randall sich höflich erkundigt.
Jamie hatte wortlos genickt und war aufgestanden. Randall zog ihn aus, wobei er sorgfältig auf die verletzte Hand achtgab, und führte ihn zum Bett.
»Ich hatte mein Wort gegeben, daß ich nicht kämpfen würde, aber helfen wollte ich ihm auch nicht, also stand ich einfach da, als wäre ich aus Holz. Ich dachte, ich würde ihn tun lassen, was er wollte, ohne irgendwie daran beteiligt zu sein - ich würde Abstand von ihm halten, zumindest im Kopf.« Randall hatte gelächelt und nach Jamies rechter Hand gegriffen, so fest, daß Jamie vor Schmerz schwindlig wurde und er sich fast erbrochen hätte, bevor er aufs Bett sank. Randall hatte sich dann vor ihn auf den Boden gekniet und ihn in ein paar fürchterlichen Minuten gelehrt, daß Distanz eine leere Hoffnung war.
»Als er aufstand, nahm er das Messer und zog es mir quer über die Brust, von einer Seite zur anderen. Es war kein tiefer Schnitt, aber es blutete ein bißchen. Er beobachtete mich, streckte dann einen Finger aus und fuhr über den Schnitt.« Jamie sprach stockend und machte immer wieder Pausen. »Er leckte sich mein Blut vom Finger, lächelte ein wenig und beugte den Kopf zu meiner Brust. Ich war nicht gefesselt, aber ich hätte mich nicht bewegen können. Ich … ich saß einfach da, während er mit der Zunge… Es tat nicht direkt weh, aber es fühlte sich sehr eigenartig an. Nach einer Weile stand er auf und reinigte sich sorgfältig mit einem Handtuch.«
Ich beobachtete Jamies Hand. Da sein Gesicht noch immer abgewandt war, waren Jamies Gefühle hier am besten abzulesen. Sie klammerte sich krampfhaft an den Bettrand, als er weitererzählte.
»Er - er erzählte mir, daß … ich köstlich schmecke. Der Schnitt hatte aufgehört zu bluten, aber er nahm das Handtuch und rieb mir fest über die Brust, damit die Wunde wieder aufging.« Jamies Knöchel zeichnete sich weiß ab. »Er knöpfte sich die Reithosen auf und beschmierte sich mit dem frischen Blut. Dann sagte er, jetzt sei ich an der Reihe.«
Danach hielt Randall ihm den Kopf und half ihm beim Erbrechen, wischte ihm das Gesicht zart
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