Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
geschehen.
Andrew muss sich der Realität endlich stellen: Er ist ihr völlig verfallen. Je schneller er das akzeptiert, umso besser für ihn und für sie.
Als es dämmert, machen er und Josie sich auf den Heimweg.
Zuvor saßen sie mit Stephen, Sarah und Julia beisammen. Enkel Austin hatte sich nach der kurzen Unterredung ziemlich schnell verabschiedet. Andrew schätzt, der Mann muss dringend nachdenken. Julias Stimmung hatte sich etwas gebessert und Josie wirkte spätestens nach einem weiteren Cocktail locker und relaxt. Sie plauderte mit seinen Eltern und alberte mit seiner Schwester, als würde man sich bereits seit Jahren kennen.
Und er?
Andrew beobachtete das Szenario von der Ecke der Couch aus – mit dem üblichen Dauergrinsen, zu dem er sich nicht einmal zwingen musste. Natürlich hat er gewusst, dass Josie von seiner Familie akzeptiert wird. Doch dass sie einschlägt wie ein Tornado, traf ihn etwas unerwartet.
Obwohl ...
Im Grunde war selbst das vorhersehbar. Ist sie nicht auch über ihn wie ein Hurrikan hinweggefegt? Heimlich betrachtet er das Mädchen, denn mit einem Mal befindet sich eine völlig andere Josephine neben ihm. Eine mit roten Wangen und glänzenden Augen. Eine, die gerade zum zwanzigsten Mal an diesem Nachmittag ihr helles, unbefangenes Lachen zum Besten gibt.
Nie zuvor hat er sie so ausgelassen erlebt.
Falsch! Korrekt formuliert muss es wohl heißen: Noch nie hat er Josie wirklich erlebt. Das ist sie also, wenn alle Angst und der Argwohn, jedes negative Gefühl von ihr abgefallen ist. Josie pur. So ist sie, wenn nichts mehr auf ihrer Seele lastet.
Die liebt er am meisten und die will er haben. Andrew vermutet, dass diese Josie ihn vielleicht sogar lieben kann. Er meint, wirklich lieben.
Könnte er sie in diesem Zustand konservieren, wäre er wunschlos glücklich – mehr braucht er dazu nicht.
Im Auto muss er dann erkennen, dass eine Konservierung leider nicht möglich ist. Wieder hätte ihn absolut nichts darauf vorbereiten können, auch wenn sich die Dinge zunächst durchaus vielversprechend anlassen. Als sie auf seinem Schoß sitzt, die Arme um seinen Hals, mit glänzenden Augen, geröteten Wangen, lässt er sich vom Zauber des Moments mitreißen. Nur wenige Sekunden der Unachtsamkeit, die trotzdem genügen, um jede Hoffnung in ihm zu vernichten. Garantiert sind die vier Martinis, die er über den Nachmittag getrunken hat, ein weiterer Faktor, der zu seiner Dämlichkeit mit beiträgt. Kaum fühlt er ihr Gewicht auf sich, macht sich die Erregung in ihm breit. Josie ignoriert es wie immer. Andrew gelingt das nicht.
Dann wird er wieder mit ihrem forschenden Blick konfrontiert, und er weiß, dass sie diesmal finden wird, wonach sie sucht. Er hat nicht die geringste Chance, seine Begierden vor ihr zu verbergen. Und damit meint er nicht unbedingt den penetranten Druck, den er auf ihren Hintern ausübt. Nein, den kann er zwar nicht verhindern, aber sie beherrscht die Verdrängung diesbezüglich umso perfekter.
Er ist nicht mehr in der Lage, sein Verlangen zu kontrollieren. Sie wird es in seinen Augen sehen und jenen Mann aufspüren, der sie will und den sie so fürchtet.
Genauso kommt es auch, doch die Katastrophe bleibt aus. Stattdessen fixiert sie ihn für eine lange, endlose Minute, während ihre Finger langsam in seinem Nacken auf und ab streichen.
Oh – verdammter – Mist!
Wenn Andrew bis dahin noch nicht verloren war, jetzt ist er es! Mit Haut und Haaren im Eimer.
Seine aufgestauten Emotionen brechen sich ihren Bann, und er möchte ihr zeigen dürfen, wie sehr er sie braucht, will sie daran teilhaben lassen. Sie soll es erfahren und verstehen, dass es keine Bedrohung, sondern nur der ultimative Ausdruck dafür ist, wie umfassend er sie anbetet. Trotzdem wagt er nicht, sich zu bewegen, als sie ihn schließlich küsst.
Und diesmal wird das kein Babykuss.
Kaum berührt sie seine Lippen, stöhnt sie dunkel auf und vergräbt ihre Hände in seinem Haar. Sie drängt ihre Zunge in seinen Mund und überrumpelt ihn auf so hemmungslose, wilde Art, dass Andrew alle Bedenken über Bord wirft.
Gewissenlos und losgelöst – wie es nur die Liebe und die Leidenschaft zustande bringen. Er will sie!
Sie!
Schon so lange. Ihm kommt es vor, als würde er sich seit Jahrzehnten nach ihr sehnen. Und für glorreiche fünf Minuten vergisst Andrew, dass sie dazu tendiert, ihre Atmung zu verweigern, dass sie sich den körperlichen Freuden verwehrt. Darüber hinaus entfällt ihm, dass er im
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