Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
Qualitätskontrolle, und vor dir sitzt der verantwortliche Prüfer. Wenn du glaubst, ich wäre als Geschäftsmann ein harter Brocken, dann hast du mich nicht als Bruder erlebt.
Hargreve zuckt mit keiner Wimper und hält dem Blick stand:
Kein Problem, Mr. Andrew harter Brocken Norton. Nenn mir Zeit und Ort und ich stehe zu deiner Verfügung.
Ja, Andrew mag den Enkel.
Nach dem Essen bittet Mr. Norton, Senior seine Gäste und die Familie auf die Couch.
Dort bekommt Andrew endlich seinen Martini – danke –, die Frauen ihren leichten Cocktail – Josie akzeptiert ihren dankend –, während Austin und Stephen sich einen Cognac genehmigen.
Trotz Julias eingeschränkter Einsatzfähigkeit gelingt es Andrew, die Stimmung gelassen zu halten. Vielleicht liegt es an dem Mädchen neben ihm, das ihn immer noch verwundert betrachtet. Möglicherweise ist der Grund auch nur, weil sich scheinbar alles verändert.
Sein Leben ist ein Chaos. Hey! Warum sollte dieser Teil davon verschont bleiben?
Als der Nachmittag älter wird, lockert sich die Runde ein wenig. Julia überredet Josie zu einem Besuch in ihrem Zimmer; Stephen entschuldigt sich, um einen wichtigen Anruf zu tätigen; Sarah geht in die Küche, um nach dem Essen aufzuräumen und Claudia macht sich zu einem Treffen mit Freunden auf. Sie hebt ihre Brauen, als Austin keine Anstalten unternimmt, sie zu begleiten. Dann zuckt sie gleichmütig mit den Schultern und verschwindet. Wie zu erwarten war.
Das lässt den Konzernchef mit Enkel Hargreve – mutiger Interessent an seiner Schwester – allein. Andrew ist tatsächlich kein Mann vieler Worte, daher erspart er ihnen jedes unsinnige Geplänkel und kommt sofort zum Wesentlichen. »Julia, ja?«
»Ja.« Das klingt nicht besonders fröhlich.
»Wo liegt das Problem?«
Hargreve zögert und mustert ihn unsicher. »Sie glaubt, ich wäre an Claudia interessiert.«
Sofort sind Andrews Augen groß. »Aber das entspricht nicht der Realität?«
»Natürlich nicht. Claudia und ich waren immer nur gute Freunde.«
Langsam nickt Andrew. »Welche Absichten verfolgst du bei Julia?«
Das ist der entscheidende Satz. Mit einem Mal richtet sich der Enkel in seinem Sessel auf. »Hör zu ... Andrew«, beginnt er zögernd.
Der betrachtet ihn abwartend, nicht bereit, helfend einzugreifen.
Austin holt tief Luft. »Würde ich sagen, ich will deine Schwester morgen heiraten, dann wäre das gelogen.« Er fixiert seinen Gegenüber, ohne zu blinzeln. Als die Detonation ausbleibt, spricht er weiter. »Verstehe das nicht falsch. Ich schließe es nicht aus. Wir kennen uns nur nicht gut genug, um zu wissen, ob dies infrage kommt.« Jetzt wagt er ein vorsichtiges Grinsen. »Und ich kann nicht einmal ahnen, wie Julia darüber denkt.«
»Austin«, entgegnet Andrew eher gelangweilt. »Ich habe keineswegs vor, dich zu einem Eheversprechen zu erpressen. Ich will nur erfahren, ob deine Gefühle für meine jüngere Schwester ehrlicher Natur sind, das ist alles.«
»Ja.«
Er hebt die Schultern. »Hervorragend. Trotzdem gebe ich dir eines mit auf den Weg ... Und ich möchte, dass du es genauso verstehst, wie ich es formuliere ...«
Lächelnd funkelt er den Enkel an, der ein hörbares Schlucken in den Äther entsendet.
»Mir ist durchaus bekannt, dass Beziehungen scheitern können. Das Letzte, was ich will ist, dir zu drohen. Ich kläre dich lediglich über die Realitäten auf.« Damit lehnt Andrew sich mit plötzlich erkalteter Miene zurück. »Sollte mir zu Ohren kommen – und das wird es, verlass dich darauf – du hättest nicht alles in deiner Macht Stehende getan, um sie glücklich zu machen, reiße ich dir höchstpersönlich den Arsch auf! Es gab bereits einige Idioten, die glaubten, Julia zum Weinen bringen zu müssen und dies bitter bereuten. Wenn dein Ziel ein äußerst langsamer und schmerzhafter Tod ist und dein größter Wunsch, auf der Wiese meiner Eltern beigesetzt zu werden, dann existiert ein simpler Weg, beides zu erreichen: Sorge dafür, dass meine kleine Schwester deinetwegen eine winzige Träne vergießt. Sie hat den Besten verdient, ich hoffe für dich, du bist der Beste. Kein Grund, sich unter Druck gesetzt zu fühlen, du sollst lediglich eine Ahnung davon bekommen, was genau ich von dir erwarte.«
Hargreve schluckt erneut, senkt jedoch nicht den Blick. Gut. »Ich versichere dir, mich nach allen mir zur Verfügung stehenden Kräften zu bemühen ...«
Andrews Lächeln wird sanft. »Das will ich hören. Du kommst am Montag zu der
Weitere Kostenlose Bücher