Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
hätte er sie seit Tagen nicht gesehen. Er drängt sie gegen die Wand neben dem Rahmen und presst seine Lippen auf ihre. Folgsam gleiten ihre Finger in sein Haar. Sie stöhnt, als er den Kuss intensiviert; grob packt er ihr dichten Locken, seine Hand wird zur Faust, während er von ihrem Mund Besitz nimmt. Doch erst jetzt erkennt er, welche Ängste er ausgestanden hat. Sie nicht in seiner Nähe zu haben, nicht auf sie aufpassen zu können , verdeutlicht ihm die ständig lauernde Gefahr, sie zu verlieren. Ein Autounfall, Einbrecher, Mord auf offener Straße – warum nicht zur Abwechslung einmal in Tampa? – oder mit Abstand am schlimmsten:
Was, wenn sie beschließt, ihn zu verlassen und sie sich dafür genau den Zeitpunkt aussucht, in dem sein sofortiges Eingreifen vereitelt wird, weil er nichts von ihrer feigen Desertion weiß ? Diese apokalyptische Vorstellung verselbstständigt sich innerhalb von Sekundenbruchteilen in seinem Hirn. Schon sieht er sich auf der Suche nach ihr durch die gesamten Staaten hetzen, während sie sich wahrscheinlich gerade mit anderen Männern vergnügt. Irgendwelche schmierigen Typen, die sie an heruntergekommenen Raststätten aufgegabelt hat.
Abrupt distanziert er sich etwas von ihr, Josies Keuchen erfüllt den Raum. »Du gehörst mir. Vergiss das nicht!« Seine Stimme ist eisig.
Sie nickt.
»Hast du mich verstanden?«
»Ja.«
»Wie bitte?«
»Ja!«
Lächelnd küsst er ihre Stirn. »Wie war dein Morgen?«
Ihr Blick ist nach wie vor argwöhnisch. »Einsam.“
»Es tut mir leid, dass ich dich verlassen musste. Ich hatte in der Früh ein wichtiges Meeting und wollte dich nicht wecken.«
»Ich war erschrocken, als ich um kurz vor neun aufwachte und du verschwunden warst«, gesteht sie leise und immer noch ein wenig atemlos.
Andrews Lachen bringt die Röte auf ihren Wangen wieder zum Vorschein. »Ich nehme an, wenn man sich im Haus nicht auskennt, kann es mitunter etwas groß wirken.«
»Es wirkt nicht, es ist groß«, informiert sie ihn trocken.
»Damit könntest du recht haben. Hast du gefrühstückt?«
Sie verdreht die Augen. »Mr. Johnson kam mit einer Verpflegung für mindestens vier Personen ... war es Zufall, dass ich unter seiner Aufsicht essen musste?« Andrew spitzt die Lippen und zieht es vor, auf diese Frage nicht zu antworten.
Sie nickt. »Dachte ich mir.«
»Hast du deine Kleidung gefunden?« Es ist möglicherweise am besten, das Thema zu wechseln, bevor sie auf die Idee kommt, an seiner Strategie, auf ihr Wohl zu achten, herumzumäkeln. Nicht, dass er etwas daran ändern wird, doch er will nicht mit ihr streiten. Viel lieber hat Andrew es, wenn sie so hingebungsvoll und anschmiegsam ist, wie im Moment.
»Ja, danke«, murmelt sie.
»Wie bitte?«
»Danke.« Laut und deutlich.
Er nimmt ihre Hand und gemeinsam setzen sie sich auf die Couch. »Ich habe heute um zwölf Uhr dreißig einen Termin bei meiner Bank ...«
»Ja, ich weiß ...«
Diesen Einwurf lässt er unkommentiert. »Ich möchte, dass du mich begleitest.«
»Sicher.« Arglos und bereitwillig.
»Danach werde ich dich zum Lunch ausführen.«
»Ja.«
»Und dir einige Sachen besorgen.« Forschend betrachtet er sie und wird nicht enttäuscht.
»Andrew ...«, beginnt Josie doch er unterbricht sie, bevor sie ihm ihre seltsamen Überlegungen offenbaren kann.
»Josephine! Du verfügst aufgrund des gestrigen Vorfalls über ein Kostüm und ein Kleid, dazu zwei Paar Schuhe. Ich mag nicht viel von Frauen wissen, aber dass dies nicht genügt, ist selbst mir geläufig. Darüber hinaus lege ich großen Wert darauf, dass du angemessen gekleidet bist. Daher liegt es auch in meiner Verantwortung, dafür zu sorgen, dass dir die Möglichkeit eingeräumt wird. Hast du das verstanden?«
Ihr Ausdruck ist vorsichtig geworden und Widerstand keimt darin auf. »Ja ...«
»Wie bitte?«
Unvermittelt fährt ihr Kopf hoch. »Hör mal, Andrew! Warum tust du das immer?«
»Was?«
Sie verdreht erneut die Augen. »WIE BITTE!«
Er hebt die Schultern. »Ich hasse es, wenn mir nicht in der angemessenen Lautstärke geantwortet wird, daher erwarte ich, dass man ordentlich mit mir spricht. Das ist nur die Höflichkeit, die ich jedem meiner Mitmenschen auch entgegen bringe. Sollte dich das verärgern, dann tut es mir leid. Aber so bin ich nun einmal.«
Sie seufzt. »Ich weiß.«
»Ich denke, du solltest das respektieren. Ist es denn wirklich so schwer, mit mir in vertretbarem Ton und akzeptabler Artikulation zu
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