Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
– ganz ehrlich – mir ist scheißegal, ob es dir gefällt oder nicht! So! Und ich begleite ihn heute zu seinem Termin bei der Bank! Ich! Du nicht!
Okay, das ist unfair. Die ältere Frau hat Josie sehr geholfen, stand ihr besonders am ersten Tag zur Seite, als Mr. Perfekt versehentlich – sicher doch! – vergessen hatte, ihr zu den Kostümen die passenden Schuhe zu kaufen, und natürlich alle anderen dafür verantwortlich machte, nur nicht sich selbst. Sie ist nett – das bestreitet das Mädchen überhaupt nicht. Aber aus ihren gespitzten Lippen und den erhobenen Augenbrauen, die sie gerade zum Besten gibt, schließt sie messerscharf, dass die Dame die neusten Entwicklungen nicht unbedingt befürwortet.
Das ist Mist und Josie zieht es vor, sich an ihrem Arbeitsplatz ganz klein und unsichtbar zu machen.
Nur für alle Fälle.
Glücklicherweise wird sie nicht lange von Gails einschüchternder Mimik gefoltert.
Keine zehn Minuten später kommt Andrew aus dem Chefbüro. Die Anwesenheit seiner echten Assistentin interessiert ihn weniger, denn er sieht ausschließlich zur ungelernten Kraft und lächelt.
Hastig steht Josie auf. »Bye, Gail.« Deren Nicken scheint völlig normal, trotzdem ist sie nicht sicher, ob man das als Entwarnung betrachten darf.
Andrew hält ihr die Tür auf und das Mädchen tritt hinaus in den Flur. Noch ist es nicht Mittag, daher begegnen sie nicht vielen Leuten, selbst im Aufzug befinden sich nur zwei Männer von irgendeiner Wartungsfirma.
Zum Glück. Josie hasst es , mit irgendwelchen Typen in dieser winzigen Kabine eingepfercht zu sein!
Bevor sie sich diesem ehrlich unerfreulichen Gedanken intensiver hingeben kann, fühlt sie seine Hand auf ihrer, und ehe sie ein Ah oder OH zustande bringt, hat er sie an sich gezogen und küsst sie.
Vor diesen Fremden!
Schätzungsweise wirkt sie momentan nicht besonders intelligent, weil sie ewig vor sich hin grinst, obwohl sie ihn manchmal noch immer von sich schieben will. Der Impuls ist nicht überwältigend, aber ständig da, mittlerweile beherrscht sie ihn nur recht gut.
Findet sie jedenfalls.
Auch in der Tiefgarage lässt er sie nicht los, und als Mr. Johnson ihnen das Auto öffnet, wagt sie nicht, den Fahrer anzusehen. Derzeit kaut sie noch an den morgendlichen Vorfällen, als sie sich plötzlich auf sich gestellt mit diesem total unbekannten Mann in Andrews Haus wiederfand.
Er hat sie nicht vergewaltigt oder so, eigentlich war er sogar ganz freundlich. Und er hat gelächelt. Zum ersten Mal, soweit Josie das einschätzen kann. Trotzdem wäre es ihr lieber gewesen, Andrew hätte sie nicht mit ihm alleingelassen.
Am Ende ist er ein Kerl und die sind nun mal gefährlich!
Im Wagen klettert sie auf Andrews Schoß. Ihm gefällt es so, hat er gesagt. Josie findet das zwar ziemlich eigenartig und kommt sich vor wie ein Windelkind, aber wenn es ihn glücklich macht ...
Dabei kostet es sie einiges. Sie ist es nämlich nicht gewöhnt, einem Mann so nah zu sein, selbst bei Andrew ist das noch so. Trotzdem hofft sie, sich daran zu gewöhnen. Ein kleines Opfer schadet doch nichts, oder? Außerdem riecht er echt verdammt gut.
Leider gibt es bei dieser seltsamen Art zu reisen etliche widerliche Nebeneffekte. Denn sobald sie sitzen, umarmt er sie, was Josie nun einmal überhaupt nicht mag. Er ist stärker, gegen ihn hat sie keine Chance. Und wenn er sie in diesem Fesselgriff hält, muss sie sich ziemlich konzentrieren, um nicht durchzudrehen. Auch hierin wird sie besser, die grauenvolle Klaustrophobie und ständige Atemnot ist dennoch kaum erträglich.
Seine Lippen auf ihrer Schläfe entschädigen – ein wenig. »Ich könnte immer so mit dir sitzen bleiben.« Seine Stimme wirkt wie Balsam auf das ehrlich unangenehme Gefühl, das sich mit Macht in ihr breitmacht.
Unwillkürlich schließt sie die Augen, als er seinen Finger unter ihr Kinn legt. Und als sie kurz darauf seinen Kuss spürt, vergräbt sie die Hände in seinem Haar, so wie Andrew es mit seinen tut.
Und es ist schön ... Trotz allem ...
Die Fahrt bis zur Bank dauert keine zehn Minuten.
Kurz bevor Mr. Johnson die Tür öffnet, rutscht Josie von Andrews Schoß. Sie hat für dessen Wünsche durchaus Verständnis – das redet sie sich zumindest tapfer ein. Doch sie wird sich vor diesem fremden Mann nicht zum Narren machen. Ihre Zugeständnisse für Andrew gehen weit – weiter, als sie je gedacht hätte. Aber es existieren Grenzen. Ganz sicher sogar.
Die Bank erweist sich als einer dieser
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