Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feueraugen II. Drei Städte

Feueraugen II. Drei Städte

Titel: Feueraugen II. Drei Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
Vom Netzwerk:
Ein Ast wird ihm zwar hier zwar kaum vor die Füße fallen, aber vielleicht ergibt sich ein anderer Ausweg.
    Dabei weiß Rodolphe, wie sehr die Zeit drängt. Mit jeder Sekunde entfernen sich Michel, Emma und die Soldaten mit dem Minister von ihm. Sowie man Michel und Emma zu Baldwin und den anderen ins Verlies gesteckt hätte, wäre für Rodolphe die Suche aussichtslos! - Er muss schneller sein ... nur wie?
    Innerlich wird Rodolphe in den folgenden Minuten zum tobenden Raubtier, äußerlich versteinert er in ohnmächtiger Wut.
    'Einmal angenommen, ich bin bis zum Chef und den anderen vorgedrungen und hab' sie aus ihrem Verlies befreit - auf wen kann ich denn dann überhaupt zählen. Sie befreien ist ein Problem, aber die Flucht aus der Stadt wird noch viel schwieriger sein, wenn ich mich nicht täusche. Wer also von denen ist ein Kämpfer? Baldwin? Sicherlich nicht. Er ist ein Nervenbündel und bricht mir wahrscheinlich nur deshalb nicht zusammen, weil er zu zappelig ist. Michel? - Wenn er seine Angst in den Griff bekommt, kann er bestimmt was. X ist Stratege, aber er wird jedenfalls nicht untätig rumstehen. Wenn Cassius mal in Fahrt gekommen ist, dann kann ich mich auf ihn verlassen. Dieser Engelmacher taugt nicht viel und auch dem Signore und seinem Anhängsel traue ich wenig zu. Zeramov ... Teufel noch mal, wenn er sich nicht plötzlich hinsetzt und irgendeinen Einfall notiert, wird auch er mit 'nem Schwert um sich schlagen können. Der Krämer? Kann nur hoffen, dass der nicht so schlapp ist, wie die meisten anderen! Und die drei Weiber bringen wir eben gemeinsam durch. Jetzt fragt sich nur noch, wie ich in den Kerker 'rein komme!'
    Da erscheint im Gang hinter dem Gitter ein aufgeregter Soldat. Rodolphes Aufmerksamkeit verdoppelt sich und das will etwas heißen.
    "Schnell, kurbel hoch!" ruft der Soldat und die Wache beeilt sich, diesen Befehl auszuführen. Kaum ist der Soldat in der Halle, beginnt er hastig zu erklären, was geschehen ist.
    "Die Frau ist zusammengebrochen. Hol' schnell 'nen Arzt ... ach, nein - ich geh' selbst! Du, wo hat der Arzt des Königs seine Zimmer. Oben im ersten Stock?"
    "Was ... was redest Du da? - Das Weib ist zusammengebrochen?"
    "Jetzt frag' nicht lang'! Zeig' mir lieber, wo's zum Arzt geht."
    Der Wächter verlässt seinen Posten. Zusammen mit dem Soldaten geht er vor bis zu einer Treppe, die in den Oberstock führt, und beschreibt ihm den Weg zum Arzt des Königs.
    Rodolphe sieht nur eines: das hochgekurbelte Gitter.
    'Wenn ich jetzt daran denke, dass der Typ mit dem Arzt hinter mir in den Gang kommt und ich mich dort vielleicht nicht verstecken kann, dann wird das nie was. Also los ... jetzt gilt's!'
    Im nächsten Augenblick ist Rodolphe hinter der Vase hervorgesprungen und schon verschwindet er in dem schwach erleuchteten Kerkergang. Er eilt ein Stück weiter, dann bleibt er stehen und horcht, ob der Wachsoldat etwas bemerkt hat. Der aber lässt bereits wieder das Gitter herab und verhält sich sonst ruhig.
    'Es hat geklappt!' jubelt Rodolphe in Gedanken. 'Ich bin im Kerker und keiner ahnt, dass ich auch nur in der Stadt bin! Wenn das keine Chance ist!'
    Lautlos huscht er durch abwechselnd halbwegs hell erleuchtete und dann wieder ziemlich düstere Abschnitte des Ganges. Alle vierzig Schritte -das bemerkt er nebenher- gibt es eine Lichtquelle an der Wand. Er nimmt sich nicht die Zeit zu überprüfen, ob es eine Laterne, oder eine Fackel ist und es interessiert ihn auch nicht.
    Da der Gang in leichten Windungen leicht abwärts führt, folgert Rodolphe, dass man einen Stollen in den Berg getrieben hat - gerade so, wie es die Gesteinsschichten erlaubten. Und es ist ihm recht, dass er nicht in einem schnurgeraden Gang die Verfolgung aufnehmen muss. Wie er vor sich Stimmen hört, kann er immerhin ohne Hast nach einem Versteck suchen. Sein schwarzer Anzug und der schwarze Helm werden ihn in der Dunkelheit tarnen - das weiß er. Wo aber soll er sich hinstellen, um nicht als schwarzer Schatten bemerkt zu werden?
    In einem Dunkelstück tastet er sich an der unebenen, etwas feuchten Wand entlang. Und dann findet er, was er wohl unbewusst erhofft hat: einen Spalt in der Wand! Zwar rinnt ihm sofort Wasser über den Helm, als er sich in diesen Spalt zu zwängen versucht, aber das macht ihm wenig aus. Erleichtert stellt er fest, dass er fast ganz in dieses natürliche Versteck hineinpasst. Und wer niemanden hier vermutet, der wird ja auch kaum die Wände Meter für Meter absuchen.
    Es dauert

Weitere Kostenlose Bücher