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Feueraugen II. Drei Städte

Feueraugen II. Drei Städte

Titel: Feueraugen II. Drei Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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Rodolphe. Er spurtet los, hetzt die Treppe hinauf und ist schon im Palast, bevor die Türe wieder ins Schloss fällt. Hart schlägt er gegen einen Mauersims und bleibt dann schwer atmend stehen.
    "Ist da wer?" hört er die Stimme des zweiten Wachpostens, der auf halben Weg zum eingeschlagenen Fenster innegehalten hat. "Hallo? – Ist da wer?"
    'Verdammt, wenn ich nur nicht zu laut gewesen bin. Aber ich hab so viel Schwung gehabt, dass ich gleich mit der Tür' ins Haus bin!'
    "Hallo?" die Schritte kommen die Treppe zum Eingang herauf. "Na, das war wohl wieder der Sturm. Ekelhaftes Wetter!" Damit dreht der Wachtposten wieder ab, um endlich seinem Kameraden mit dem Ast zu helfen.
    Rodolphe atmet auf.
    'Jetzt aber weiter! Ich muss Michel finden, sonst nützt das alles gar nichts!' sagt er sich und huscht in einen Gang, den einige Öllampen an den Wänden schwach erhellen.
    Er hat Glück und kommt, ohne auf Diener oder Soldaten zu stoßen, rasch weiter. Als er dann plötzlich die Stimme des Königs in einem Teil des Ganges vor sich hört, weiß er, dass er sich nicht verirrt hat. Der König spricht mit einem Minister über die Gefangenen.
    "Also, mein Lieber! Morgen regeln wir das andre. Der Mann mit dem Helm darf uns nicht entkommen. Stellt Ihr für morgen einen Trupp zusammen, der ihn suchen soll. Und jetzt - geht. Bringt die beiden Fremden zu ihren Freunden im Kerker. Versucht ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass sie auf meine Gnade rechnen dürfen. Vielleicht wissen sie doch, wo sich ihr Freund versteckt hat und sie sagen es. Kommt anschließend noch in meine privaten Gemächer. Ich erwarte Euch."
    "Ja, mein König! Ich werde nicht lange fortbleiben."
    "Gut! Ich habe meine Minister jetzt alle gesprochen ... nur mit euch noch nicht. Wenn wir morgen über die Fremden ein Urteil fällen, müssen wir uns einig sein und ich möchte auch eure Meinung genau kennen."
    Der König verschwindet in einem Raum, der Minister entfernt sich rasch im Gang. Lange Überlegungen hält Rodolphe jetzt nicht mehr für angebracht. Man will ihn also fangen.
    'Na, das sollen die mal versuchen!' ein böses Lächeln gehört zu diesem Gedanken. 'Und Michel hat noch geglaubt, dass ihm die Padres helfen werden. Haha ... so ein Blödsinn! Ich sag's doch immer, dass man den Pfaffen nicht trauen soll!'
    Er folgt dem Minister in sicherem Abstand und trifft nach kurzer Zeit auch wieder auf Emma und Michel.
    Sie befinden sich jetzt alle im hintersten Teil des Palastes. In einer kleinen Halle haben die beiden Gefangenen mit ihren beiden Bewachern auf den Minister gewartet. Es ist der 'purpurne Minister', den die übrigen Baldwinschen bereits kennen.
    Rodolphe kann zufrieden sein, dass bis hierher alles so glatt verlaufen ist. Was ihm ganz und gar nicht gefällt, ist der Eingang zum Kerkerkomplex, der sich hier in der Halle befindet.
    Eben betätigt ein Wachsoldat eine große Kurbel und lautlos wird ein Gitter hochgezogen, welches eben diesen Zugang freigibt.
    'Schöne Bescherung! ' Rodolphe kocht vor Wut. 'Wahrscheinlich wird dieses Gitter wieder heruntergelassen, wenn die Gefangenen in dem Gang dahinter verschwunden sind und erst wieder hochgezogen, wenn der Minister mit den beiden Soldaten zurückkehrt. Und wie soll ich dieses Hindernis nehmen? Ich muss doch zuseh'n, dass ich denen auf den Fersen bleib'. Wer weiß, wie groß der Kerker ist ... und wie viele verschiedene Verliese es gibt. Ich muss die anderen finden und das kann ich nur, wenn ich hinter Michel und dem Mädchen in diesen Gang komm'!'
    Kurz darauf lässt der Wachsoldat tatsächlich das Gitter wieder herab und setzt sich dann neben der Kurbel auf einen Stuhl. Rodolphe hat sich nicht weit davon entfernt hinter einer fast mannshohen Vase versteckt, in der ein bunter Strauß von blühenden Blumen steckt. Hier ist er vorläufig sicher und er kann das Gitter im Auge behalten. Aber wie weiter?
    'Stech' ich den Kerl einfach zusammen, dann bin ich genauso weit wie vorhin, als ich die Wache an der Tür' einfach überrumpeln wollte.
    Hier ist's sogar noch brenzliger, weil ich dann vor mir die Soldaten im Kerker und hinter mir die Alarmierten hab'. Nein, es muss einen anderen Weg geben!'
    Für Rodolphe beginnen grausame Minuten, in denen er nicht weiß, was er tun soll. Verrückt wäre es, einfach drauf loszustürmen und zu hoffen, dass er Baldwin schneller würde befreien können, als man die Leiche des Kerkerwächters entdeckte. Daran glaubt er nicht. Also muss er auf einen weiteren Zufall hoffen.

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