Feueraugen II. Drei Städte
Antwort. Er und Cassius bewachen eine Treppe und haben ihre Mühe, die heraufsteigende Menge von Soldaten zurückzuwerfen. Der Signore, der Krämer, Ricci und Zeramov haben ihre Probleme mit den über den Wehrgang angreifenden Verfolgern.
"Fällt denn keinem von uns eine List ein? Zeramov, mein lieber, treuer Zeramov ... wissen Sie keine Lösung?" Baldwin rennt hin und her. Er stiftet dabei mehr Verwirrung unter seinen Leuten, als er ihnen beisteht.
"In einem surrealistischen Film ist alles möglich, Chef!" erwidert der Schreiber. "Aber ich glaube nicht, dass wir hier die Zeit finden, uns in aller Eile so etwas wie einen Panzer zu bauen, um damit das Stadttor zu erstürmen!"
Ricci lacht jetzt unbeherrscht auf. "Sie sind verrückt, Zeramov! Vielleicht bauen wir noch ein Trojanisches Pferd, wie? - Mama mia ... ich halte das nicht mehr aus!"
"Ein guter Witz, mein lieber Luigi, aber wir wollen aus der Stadt hinaus ... nicht hinein! - Du hättest die Homerischen Sagen aufmerksamer lesen sollen!" Dass der Signore noch zu einer solchen Feststellung fähig ist, bringt Baldwin an den Rand eines Wutanfalls. "Hört auf, hört endlich auf, solchen Unsinn zu schwatzen! Ich mache Harakiri, wenn das so weiter geht!"
Schließlich hat Rodolphe genug. Er befürchtet, dass sie sich nicht mehr lange halten werden können, und führt die ganze Mannschaft aufs Geratewohl weiter. Die Frauen müssen das schwere Seil schleppen.
Das Glück bleibt ihnen treu. Kaum eine Minute dauert es, da stehen sie vor einer Treppe, die vom Wehrgang aus nach oben auf die Stadtmauer führt - zu einem Aussichtsturm, wie X sofort herausfindet.
Zwei Soldaten müssen aus diesem vertrieben, werden. Cassius befördert sie mit seiner Hellebarde in hohem Bogen über die Mauerbrüstung. Aufschreiend verschwinden die Männer in der Tiefe.
"Grauenhaft! Wenn man bedenkt, dass es uns genauso ergehen könnte, wenn die Soldaten hier heraufkommen!" stellt sich Marlène vor.
"Dazu wird es nicht kommen, Frau Lableue!" herrscht Rodolphe sie an. "Das Seil ist fest. Los ... Frauen zuerst!"
Keine der drei Frauen traut sich, über die Mauerzacke zu steigen und sich am Seil in die Tiefe zu hanteln.
"Dann geh' ich zuerst. Ich hab' schon so manche Eskapade am Seil hinter mir. Wenn es überhaupt geht, dann werde ich das 'raus-finden. Sehen sie mir gut zu, meine Damen ... und kommen sie einzeln nach, sowie ich unten bin!" Der General springt aufs Seil zu, schwingt sich daran hinaus und lässt sich dann vorsichtig nach unten ab.
"Und wer bleibt bis zuletzt?" fragt Baldwin.
"Das sehen wir später ... früh genug!"
"Genau, Rodolphe ... wie bei der 'Reise nach Jerusalem!" Zeramov bekommt für diese Bemerkung von Baldwin einen schmerzhaften Fußtritt in den Allerwertesten.
"Kommt jetzt - wir müssen die Treppe verteidigen!" befiehlt Rodolphe.
Während die einen gebannt den Abstieg des Generals verfolgen, stürzen sich die Übrigen zurück in die Schlacht. Zeramov hat den Einfall, einen anderen Ort zu verteidigen als diese Treppe und das bringt Vorteile mit sich. Da Zeramov, Cassius und die beiden Italiener eine Treppe zwanzig Meter von ihrem Fluchtort entfernt verteidigen, kommen die anderen ziemlich rasch voran. Sie bleiben ungestört und müssen sich nicht um die Soldaten kümmern.
Der General hat es inzwischen geschafft, Marlène ist schon auf halbem Weg in die Freiheit und Dalia macht sich bereit, ihr zu folgen.
Schließlich winkt Rodolphe die Letzten zurück, denn oben auf der Mauer ist Dr. Glücklich gerade ans Seil gegangen. Für die Verbliebenen beginnt jetzt ein nervenaufreibender Wettlauf mit der Zeit.
"So, Ruski ... Sie hinter Cassius. Ich werd' noch mal nach unten geh'n und diese verdammten Kerle ein wenig durcheinanderbringen. Macht rasch, denn lang' halt ich mich da unten nicht, wenn ich alleine bin."
Cassius ist bereits auf dem Abstieg, da will Zeramov dem Signore den Vortritt lassen.
"Nein ... Sie zuerst! Ich bin so ungelenk, dass ich als Letzter mein Glück versuchen werde. Wenn ich jetzt gehe, dann halte ich vielleicht alle auf." entgegnet der Signore. "Ich helfe Rodolphe und ... hoffentlich treffen wir uns unten wieder!"
Zeramov hat von Cassius gesehen, wie dieser das Seil unter dem Knie durchlaufen ließ. Unerwartet rasch kommt er voran, und bevor er es richtig begriffen hat, haben ihn X und Baldwin bereits in die Arme geschlossen.
"Rodolphe und der Signore sind noch oben ... wenn das nur gut geht!"
X schickt einen zweiflerischen Blick hinauf. Eben
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