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Feueraugen II. Drei Städte

Feueraugen II. Drei Städte

Titel: Feueraugen II. Drei Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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was aufzubauen ... eine neue Existenz mit allem, was dazugehört. Aber wie's der Teufel will - zuerst einmal haben wir eine Revolution vor uns. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll ... manchmal verstehe ich mich selbst kaum!"
    Allerdings nicht ... denn im nächsten Augenblick verirren sich seine Gedanken weiter. Er hat Hostia an sich herangezogen und will sie küssen.
    "Nein!" sagt sie da ganz ruhig und rückt wieder ein Stück von ihm ab.
    Obwohl Zeramov innerlich über dieses eine Wort erschrickt, bleibt er, wie er ist, und sieht sie abwartend an.
    "Nein! - Sie haben wahrscheinlich recht! Wozu auch? Morgen bin ich mit den anderen in Destrusion und sie werden hierbleiben. Ach, was sage ich ...?"
    "Gehen wir noch ein Stück!" schlägt sie plötzlich vor und Zeramovs Ärger über die Abfuhr, die er erhalten hat, verflüchtigt sich sofort. Er ist so erstaunt, dass sie gesprochen hat - seine Verwunderung kann kaum mehr größer sein, als sie nun zu erzählen beginnt.
    "Diese Stadt ist vor vielen Jahrhunderten von einer großen Familie und deren Freunden gegründet worden. Nach glücklichen Jahren gab es Streit, denn das Familienoberhaupt wollte sich zugleich als Oberhaupt aller akzeptiert sehen. Man beschimpfte die Familie, nannte sie eingebildet und hochtrabend. Schließlich jagte man sie aus der Stadt. Irgendwo weiter südlich siedelten die Vertriebenen - die Stadt jedoch erblühte und wuchs. Die Bewohner traten in Handelsbeziehungen zu den Seevölkern und der Reichtum der Stadt war bald sagenhaft.
    Eines Tages kehrten Nachkommen jener Familie zurück und ließen sich in der Stadt nieder. Sie glaubten, dass man den Streit ihrer Väter vergessen hätte, und wollten nichts weiter, als hier leben. Aber der alte Streit kam wieder auf. Man wusste, dass die Stammväter dieser Familie das Oberhaupt über alle gestellt hatten, weil diese dazu ausersehen waren. Sie waren ja die Gründer der Stadt gewesen. Jetzt vermuteten die neuen Stadtoberhäupter, dass sich die Nachkommen der Familie in die hohen Ämter einschleichen wollten. Sie wurden in all ihren Arbeiten behindert, verleumdet und erneut wurden sie vertrieben. Sie verließen Conclusion grollend und verfluchten die Stadt mit den Worten: 'Für ewig sollen eure Nachkommen gegeneinander Argwohn hegen, sich betrügen, ihre eigenen Brüder morden und um des Reichtums und der Macht Willen selbst Freunde verraten und schänden.'
    Sie zogen weit weg und suchten sich fruchtbares Land - dort, wo heute die Stadt Cultivasion steht. Sie gründeten ein Reich, in dem sie von Anfang an die Könige stellten - nicht um zu beherrschen und zu befehlen, sondern um zu regieren und ihre Leute davor zu bewahren, was sie hier erlebt hatten."
    "Dann waren es Tu Gents?" folgert Zeramov noch etwas unsicher.
    "Ja, so heißt diese Familie! - In Cultivasion herrscht sie noch heute und ihr jetziger König wird von seinem Volk so sehr geliebt wie damals der erste König der Stadt. Hier in Conclusion jedoch erfüllte sich der Fluch auf grausamste Weise. Die Tu Gents waren noch nicht lange fort, da verwüstete ein Sturm die Felder. Ein Hitzesommer folgte und auch der Handel musste schwere Einbußen verkraften. Als zuletzt ein Bürgerkrieg ausbrach, waren die Tu Gents noch kein volles Jahr fort. Die einen flohen aus der Stadt, um sich sammeln zu können, die anderen bauten die Stadt zur Festung aus. Es folgte eine Belagerung, die fast ein halbes Jahr andauerte und dann ein schrecklicher Kampf zwischen den Verzweifelten, die eingeschlossen waren und ihren Belagerern. Zwei Wochen lang tobte die Schlacht - und dies hier ... dies ist übriggeblieben."
    "Das hätte ich mir fast denken können!" murmelt Zeramov etwas später.
    "Die Überlebenden zogen nach Norden und dort bauten sie eine neue Stadt: Destrusion. Seit dieser Zeit leben dort alle im ewigen Hass auf den Nachbarn. Die Herrscher überbieten sich in Grausamkeiten und die Bürger wechseln täglich das Lager. Beim bloßen Gedanken möchte man schon tot umfallen! So rächt es sich, was unsere Vorfahren den Tu Gents angetan haben."
    "Bei ihnen aber scheint der Fluch nicht zu wirken!" stellt Zeramov jetzt fest. "Sie sind anders als die Menschen, die ich bisher von diesem Land kennengelernt habe! Wenn ich da an ihre Schwester denke - oder an den General ... na ja!"
    "Als die Tu Gents das erste Mal vertrieben wurden, gingen alle mit ihnen, die mit ihnen durch Heirat verwandt waren. Nur ein junger Mann blieb in der Stadt. Von ihm stammen all jene ab, die

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