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Feueraugen II. Drei Städte

Feueraugen II. Drei Städte

Titel: Feueraugen II. Drei Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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bereuen und leiden ... auch ich! Jede Generation muss einen Mann oder eine Frau haben, die begreift, was damals geschehen ist. Meine Schwester kümmerte sich nie um Vergangenes. Also bin ich es. Immer einer aus jeder Generation ist zum Schweigen verdammt. Der Fluch, der auf uns lastet, wird immer quälender. Das Verlangen, hinüber nach Cultivasion zu fliehen ist stark - und doch wissen wir, dass es nie geschehen wird."
    'Eigenartige Verstrickung von Sage und Wirklichkeit!' bemerkt Zeramov. 'Wenn ich nicht sicher wäre, dass ich das alles gehört habe und zu einem anderen Teil miterlebe, dann würde ich nicht davon abzubringen sein, das alles für einen Traum zu halten. Nie hätte ich es für möglich gehalten ... aber wir sind tatsächlich in eine Art Sagenwelt gekommen! Hier hält sich Mögliches und Unmögliches in etwa die Waage!'
    "Sie sollten trotzdem fort von hier, Hostia!" sagt er dann laut. "Sie leben in einer Welt, die von Grausamkeiten regiert wird. Sie selbst fühlen sich von der Erbsünde belastet ... und das sollten sie nicht. Wenn alles vorüber ist, müssten sie die Kraft finden, nach Cultivasion zu gehen. Sie sind gut. Warum unter Bösen leben? Wir, Baldwin, die anderen und ich, wir sind beides. Wir sind gut, weil wir Gutes wollen und wir sind böse, weil wir oft Böses tun!"
    "Alle Menschen sind so!" entgegnet Hostia und Zeramov kommt dieser Einwand unverhofft.
    "Nein, das stimmt nicht!" kontert er. "General Monstrum zum Beispiel redet sich nur ein, Gutes zu wollen. Aber es geht ihm nicht um die Befreiung der Bürger von diesem Kanzler Proz. Er will nur selbst der Herrscher sein. Was die Bürger davon hätten, interessiert ihn nicht. Der Hass und der Neid auf seinen Erzfeind leitet ihn ... sonst nichts. Und so sind alle Menschen. Jeder möchte gerne dies und das tun, aber meist tut er etwas ganz anderes. Gründe gibt es genügend, doch im Unterbewussten spielen sich oft ganz andere Dinge ab." Zeramov stockt.
    Ihm ist ein Fehler in seinem Gedankengang aufgefallen und deshalb hat er den Faden verloren. Eine plötzliche Einsicht verwirrt ihn völlig: 'Der Signore, Ricci, Rodolphe – wenn sie alle Monstrum helfen ... ihm und den Rebellen ... zu wessen Wohl tun sie es? Um die unterdrückten Bürgern Destrusions zu befreien? Ist's nicht die Freude auf das große Erlebnis 'Revolution', die alle anheizt? Der General wird zu einem mächtigen Mann gemacht und ohne uns wäre er vielleicht immer nur ein kleiner Rebellenhauptmann geblieben! Ich selbst ... warum stürze ich mich in jedes neue Abenteuer? Ist es nicht vielleicht das Groteske an allem, was mich reizt? Oh ja, Hostia hat recht. Alle Menschen wollen Gutes und tun doch Böses. Selbst im Guten liegt noch Böses und sicherlich ist dann im Bösen wieder ein guter Kern verborgen. Wer sich von dieser Doppelschneidigkeit des Seins lösen kann - also nur noch gut oder böse ist, der muss auf seine Art ein Weiser sein. Vielleicht ist das überhaupt die Weisheit schlechthin. Trennung von Gut und Böse - von Licht und Dunkel - von Sein und Nichtsein! Oder liegt sie in einer Verschmelzung, die zur Unkenntlichkeit führt?
    Verdammt noch mal! Was ist denn eigentlich die Auflösung des Rätselratens um Rachass gegen die wahnwitzigen Verstrickungen der Probleme, die das Dasein ausmachen? Was in unserem Leben ist denn wahrhaftig und was nicht? Wo liegen die Grenzen zwischen Gegensätzen? - Sein und Nichtsein, Leben und Tod, Gut und Böse? – Und ... in welchem Verhältnis mögen sie zueinander stehen? Wo ist die Antwort hierauf? Ist es die Erkenntnis, dass zwischen Schwarz und Weiß nicht einfach nur Grau, sondern Grau in all seinen Schattierungen -von fast Reinweiß bis fast Pechschwarz liegt?'
    Schweigend gehen sie wieder nebeneinander her - zurück zum Lager.
    'Der Mensch - ein Hermaphrodit!' durchfährt es Zeramov plötzlich. 'Einst spaltete er sich in Mann und Frau und seither versucht er wieder eins zu werden. Das Leben: eine Verschmelzung aus Sein und Nichtsein, aus Gegensätzen! Einst erfolgte die Explosion, die alles in lebende und tote Materie trennte, in Materie und Antimaterie! Und seither trachtet alles Lebendige mit dem Leblosen wieder eins zu werden. Müssen wir deshalb sterben? Wir - unser Leib; wir - unsere Seele; wir - unser Leib und unsere Seele? Ist das der Tod? Ein Zweisein aus Sein und Nichtsein? Nein, das Ableben ist der Tod! Die Rückkehr des Lebendigen zum Leblosen. Aber was ist nach dem Tod? Das Leben, wie es früher war? Der Nachtod als

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