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Feueraugen II. Drei Städte

Feueraugen II. Drei Städte

Titel: Feueraugen II. Drei Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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wir noch mit diesem Archivar sprechen!" erinnert sich Baldwin. "Wenn der etwas über Rachass weiß, dann müssen wir das erfahren."
    "Wir sollten lieber dran denken, wie wir hier fortkommen. Dieser Archivar ist mir sehr ... unwichtig! Monsieur Baldwin! Mon dieu, quel homme - ce Proz!".
    "Keine Sorge, Michel, das überleben wir schon irgendwie!" Rodolphe bleibt ruhig und gelassen. "Und wie wir später aus dieser Welt zurück in uns're eig'ne kommen, wird sich auch ergeben."
    "Nein! – Nein! – Nein!" Monstrum springt wieder auf. Diesmal ist ihm die Galle wirklich übergelaufen. "Neeeeeeeeeeeeeiiiiiin!" Zwei Schritte, dann hängt er Rodolphe an der Gurgel. Doch der versetzt ihm kaltblütig einen Schlag ins Genick und die Wachposten kommen zu spät. Für die nächsten paar Minuten können alle den General dem Schlummer des Knock-out-Geschlagenen überlassen.
     
    *          *          *
     
    Die Baldwinschen haben sich dazu entschlossen, dem armen General Monstrum möglichst nicht mehr auf die Nerven zu gehen. Als dieser langsam wieder zu sich kommt, sitzen sie ruhig da. Keiner spricht, aber jeder scheint sich zu überlegen, was man tun könnte, um die Wartezeit bis Mitternacht zu überbrücken. Den Baldwinschen ist langweilig!
    "Wir sollten versuchen, ein wenig zur allgemeinen Unterhaltung beizutragen!" schlägt Zeramov vor. "Umso rascher vergeht die Zeit. Wir müssen uns beschäftigen!"
    "Ausgezeichnete Idee!" findet Dalia.
    "Domage ... es ist kein Klavier vorhanden. Ich könnte ein Rezital geben!" meint Marlène.
    "Das wäre allerdings wunderbar, meine Liebe. Aber ohne Klavier ... kein Rezital!" folgert Baldwin.
    "Wir könnten singen!" meint Emma.
    "Sie vielleicht, Fräulein Killmayer!" X schmunzelt. "Ich kenne ihre Qualitäten zwar noch nicht, aber wir anderen haben da unsere Erfahrungen gemacht!"
    "Ja, ich erinnere mich an unsere Dreharbeiten zum Film 'Ohne Worte'. Unser Hotel ... hahaha ... wie da plötzlich Zimmer frei wurden!"
    Mit dem Signore brechen alle in Gelächter aus.
    "Sogar unsere eigenen Zimmer waren dann frei!" fügt Baldwin etwas brummig hinzu. "Diese Banausen hatten eben keine Ahnung von mehrstimmigem Chorgesang!"
    "Und wenn man Gedichte vortragen würde?" schlägt jetzt der Krämer vor. "Oder: Märchen erzählen?"
    "Seeeeeehr gut, Krämer!" Baldwin ist begeistert. "Erzählen Sie doch gleich Mal, mein Bester! Das schönste Märchen erleben wir doch gerade. Nicht wahr, Kinder? Also ... beginnen Sie mit der Ankunft Kalfaters im Jahr 1945!"
    "Von mir aus. Wenn Sie meinen, dass dieses Märchen was taugt!" der Krämer erhebt sich, stellt sich in Positur und beginnt mit ausdrucksvoller Stimme und unterstreichender Gestik seine Erzählung.
    Zuerst sitzen die Rebellen unbeteiligt da, denn von Märchen halten sie alle nicht viel. Schließlich aber werden sie hellhörig. Der Krämer schildert eindrucksvoll die Aufregung, die er verspürte, als man ihn dazu auserwählte, mit Kalfater und Nagor auf die Ebene hinaus zu gehen. Von hier an lauschen die Rebellen interessiert und rücken immer näher zu den Baldwinschen hin, bis sie alle in einem überfüllten Halbrund die dreizehn Fremden umgeben.
    "... die Nebel waren so dicht, dass Kalfater sich seine Skibrille aufsetzen musste. Die Augen begannen ihn zu brennen. Nagor ging uns voran und er zerteilte mit mächtigen Armschwingen das flockige Grau um uns herum. Nur mühselig kamen wir voran ...," dabei stampft der Krämer demonstrativ an seinen Zuhörern vorüber und führt Nagors Nebelpflug vor. Endlich ist es soweit. Der Krämer liegt am Boden und ist von seinem Pelzmantel zugedeckt. Die Baldwinsche Mannschaft heult im Chor, um den Wind zu imitieren. Da 'erwacht' der Krämer, blickt um sich und bemerkt, dass die beiden Männer nicht mehr da sind.
    "... ich sprang auf und begann unseren Lagerplatz abzusuchen. Nichts war von ihnen zu sehen. Ich rannte ihren Fußspuren nach, doch die verloren sich bald. Der Wind war stark und blies den feinen Firn über die Ebene - deckte alle Spuren zu." Kurz darauf kam er mit keifender, sich fast in Hysterie überschlagender Stimme zum eindrucksvollen Abschluss seiner Erzählung. "Ja ... ich begriff endlich, dass sie verschwunden waren – wie vom Erdboden verschluckt!"
    Die Rebellen rücken unruhig auf dem harten Boden hin und her. Einige haben sich die Erzählung sehr zu Herzen genommen und sind ganz blass geworden. Die Wachposten an der Türe haben sich längst mit ihren Kameraden verständigt. Zehn Soldaten

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