Feuerdämon: Lex Falkners erstes Abenteuer (German Edition)
mich selbst in die Wohnung zu schleppen und auf der kleinen IKEA Couch erneut zusammenzubrechen. Lichter und Geräusche vermischten sich auf unangenehme Weise, ich schmeckte Blut. Und dann etwas anderes.
Winkler hatte mir einen Wodka eingeflößt, das Einzige was ich im Moment an alkoholischen Getränken im Haus hatte. Die widerliche, brennende Flüssigkeit vertrieb schließlich die bleierne Schwäche, sodass ich Winkler wie durch einen Schleier erkennen konnte. Es dauerte Minuten, bis ich das Gefühl hatte, wieder bei Verstand zu sein. Mühsam setzte ich mich auf, starrte Winkler an und wollte fragen, was zur Hölle gerade geschehen war, doch ich brachte keinen Ton heraus. Winkler sah mich besorgt an.
„ Sie wollen wissen was passiert ist?“
Ich nickte mühsam.
„ Ich musste mir etwas von Ihrer Kraft borgen, um das Wesen abzuwehren, es war wirklich nicht einfach. Und es tut mir leid, dass ich über das Ziel hinausgeschossen bin.“
Er fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. Erst jetzt fiel mir auf, wie müde und erschöpft auch er aussah. Was immer er getan hatte um das Wesen und den Nebel aus unserer Realität zu verbannen, es hatte auch ihn Kraft gekostet.
„ Ich muss Ihnen wohl danken, Herr Winkler, es sieht so aus, als hätten Sie mich gerettet. Vor was auch immer.“
„ Sie müssen mir nicht danken, das war ich Ihnen, oder eigentlich Ihrem Vater, schuldig. Er hat mich so oft gerettet.“
Ich fühlte mich nicht im Stande etwas darauf zu erwidern. Mein Bewusstsein hatte den Schritt in die Realität noch nicht vollständig geschafft. Neben Winkler sah ich das Wesen undeutlich toben und gegen die Tore unserer Wirklichkeit hämmern. Wieder verschwamm es vor meinen Augen und ich blickte in Winklers besorgtes Gesicht. Ich wollte wissen was gerade passiert war, aber mein Körper forderte nun den Tribut für die Kraft, die sich Winkler von mir geliehen hatte, was auch immer er damit gemeint hatte. Ich versuchte den Schlaf zurückzudrängen, ich hatte so viele Fragen. Doch er übermannte mich mit solcher Gewalt, dass ich ihm nichts entgegen zu setzen hatte. Die Schwärze löschte das Wesen und Winkler zugleich aus und trug mich in sanftes Vergessen hinab.
Samstag, 19. April
Als ich aufwachte fand ich mich in meinem Bett wieder. Winkler hatte mir Schuhe und Hose ausgezogen, ich trug nur noch mein T-Shirt. Ich versuchte aufzustehen, doch meine Muskeln protestierten mit heftigen Schmerzen. Beim nächsten Versuch war ich vorsichtiger. Langsam bewegte ich mich, befreite mich von der Decke und stand auf. Ich blickte an mir herunter, soweit schien ich unversehrt zu sein. Noch vorsichtiger suchte ich die Winkel des Zimmers ab. Keine fremde Welt, die in den Schatten lauerte. Scheinbar hatte der Schlaf meinen Körper und meinen Geist ausreichend erfrischt.
Ich ging zum Schrank, griff wahllos nach Kleidern und verließ mein Schlafzimmer. Im Wohnzimmer lag Winkler auf meiner kleinen Couch, die Füße hingen seitlich auf den Boden, er musste sehr müde gewesen sein um in solch unbequemer Haltung einschlafen zu können. Leise ging ich an ihm vorbei ins Badezimmer wo ich mich erst einmal eingehend im Spiegel betrachtete. Ich hatte eine hässliche Schramme auf der Wange, die musste ich mir zugezogen haben, als ich zu Boden stützte. Andere Blessuren konnte ich nicht erkennen. Scheinbar rührten meine Schmerzen nicht von äußerlicher Verletzung her, sondern waren Zeichen der ungewohnten Anstrengung und der vollkommenen Entkräftung, die ich Winklers Hilfe zu verdanken hatte. Ich musste ihn unbedingt fragen was er da eigentlich getan hatte. Ich ließ die Dusche laufen bis heißes Wasser kam. Der feine Nebel, der sich dabei bildete, jagte mir eine Gänsehaut über den ganzen Körper. Wieder schienen die körperlosen Finger des unheimlichen Nebels nach mir zu greifen, doch ich überwand den kurzen Schrecken, stieg unter die Dusche und genoss den heißen Wasserstrahl, der meine Muskeln entspannte. Erfrischt stieg ich in meine Kleider und beschloss, Winkler mit einem Frühstück zu wecken, vielleicht würde er mir dann lieber erklären was gestern Nacht passiert war.
Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, war Winkler wach.
„ Möchten Sie vielleicht auch ins Bad?“
Ich hielt ihm einladend die Tür offen. Er war in einem desolaten Zustand. Sein Anzug war fleckig und seine Frisur ein einziges Durcheinander, das ich mir bei ihm nicht hätte vorstellen können, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Ich
Weitere Kostenlose Bücher