Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerflügel: Roman (German Edition)

Feuerflügel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
Vom Netzwerk:
Vampyrum flatterte direkt vor dem ovalen Loch, das sie auf ihre Reise führen sollte. Greif wagte nicht, sich noch weiter zu nähern. Sie müssten einfach raten.
    Aber bevor er Luna zurückhalten konnte, flog sie auf das Loch zu und einen bloßen Flügelschlag entfernt an Goths zuschnappenden Kiefern vorbei. Sie warf einen schnellen Blick hindurch, dann drehte sie nach oben und ab.
    „Ganz wie das Eulenspiel“, keuchte sie.
    „Hast du den Kurs erwischt?“, fragte er, als er sie einholte.
    „Nicht besonders gut, aber es muss reichen.“
    Sie flogen schnell über die Wüstenebene. Sie wollten so viel Abstand wie möglich zwischen sich und dem um sich schlagenden Untier bringen, das auf dem Kaktus aufgespießt war.
    „Was hätte denn leichter sein können, Goth?“
    Das Lachen von Cama Zotz war ein Beben und rumpelte durch den Kaktus, auf dem er aufgespießt war.
    „Ich habe dich zu dem Jungtier geführt“, sagte Zotz. „Ich habe es aufgehalten, indem ich die Erde zum Schmelzen gebracht und seinen Pfad zerstört habe.“ „Ich verstehe es nicht“, erwiderte Goth. Scham und Wut brannten in ihm. „Ich hatte ihn schon und er hat nach mir geschlagen und ...“
    „Könnte es sein, dass er stärker ist als du?“
    „Unmöglich“, sagte Goth. „Eine Fledermaus dieser Gattung, ein Jungtier ...“
    „Du vergisst etwas Entscheidendes. Du bist tot. Er ist lebendig.“
    Goth sagte nichts.
    „Überheblichkeit, Goth. Du maßt dir zu viel an.“ Zitternd schluckte Goth seine Wut hinunter. Dass so eine jämmerliche kleine Kreatur in der Lage war, ihn zu überwinden, war mehr, als er ertragen konnte. Und die zusätzliche Demütigung, auf Dornen aufgespießt zu sein, während Zotz ihn tadelte, indem er ihn mit diesen Ranken einwickelte.
    „Mein Versagen ist abscheulich“, sagte Goth, „aber ich frage mich, Herr, warum du das Jungtier nicht auf die gleiche Weise gefesselt hast wie mich.“
    „Hast du mich noch immer nicht verstanden, Goth?“, kam die scharfe Antwort so tief in Goths Ohr, dass er zurückzuckte. „Ich kann die Lebenden nicht anrühren. Ich kann ihnen nichts antun. Ich kann sie nicht töten. Das ist deine Aufgabe – und eine einfache, hätte ich gedacht.“
    „Ich wusste nicht, dass ich so geschwächt sein würde.“
    „Dann nimm Folgendes zur Kenntnis: Ohne Nahrung, ohne Wasser nimmt die Kraft des Jungen von Sekunde zu Sekunde ab. Deine nimmt zu. Während du dich an meine Welt gewöhnst, wirst du deine ganze Kraft zurückgewinnen. Wenn du jedoch zu lange wartest, wird das Jungtier sterben und sein Leben wird verloren sein.“
    „Ich verstehe, Zotz, mein Herr.“
    Die Ranken, die ihn gefesselt hatten, fielen plötzlich wie tote Zweige ab. Die Stacheln schmolzen aus seinen Flügeln und Goth stieß sich von dem Ast ab und flog befreit hoch.
    „Das Moment der Überraschung hast du jetzt allerdings verloren. Er weiß, du wirst wiederkommen.“
    „Du wirst sein Leben unverzüglich erhalten.“
    „Und lass dies dich zusätzlich in deinem Entschluss bestärken“, flüsterte die Luft um Goths Gesicht. „Das Junge, nach dem du suchst, ist das Kind von Schatten Silberflügel. Nun beeile dich.“

–16–
Die Höhle der Trauernden
    „Ich kann es gar nicht glauben, wie du dieses Vieh weggeprügelt hast“, sagte Luna, als sie schließlich ihren Flug verlangsamten, überzeugt, dass der Vampyrum sie nicht verfolgte. „Ich dachte schon, es wäre aus mit dir, Greifchen, aber du hast ihn einfach weggehauen. Wie hast du das nur gemacht?“
    „Ich weiß nicht.“ Er hatte sich das auch schon gefragt. Er war nur einen Bruchteil so groß wie die Kannibalenfledermaus. Er hätte massakriert werden müssen. „Ich habe irgendwie Dusel gehabt, denke ich.“
    Luna sah ihn erstaunt und mit einer Art unfreiwilliger Bewunderung an. „Warst du zu Hause auch so stark?“
    „Nein, das war ich nicht“, antwortete Greif überrascht. Er verstand selbst nicht, wie er jetzt so stark sein konnte. Er fühlte sich jämmerlich, Hunger nagte an seinem Magen und er wusste, er würde zittern, wenn nicht alle seine Muskeln schon mit der Anstrengung des Fliegens beschäftigt wären. Am meisten verlangte er nach Wasser, nur einen Spritzer, kühl und nass in seiner wunden Kehle.
    „Nun, hier unten bist du stark“, sagte Luna voller Überzeugung. „Das ist gut für uns.“
    „Jawohl, ich bin fantastisch im Land der Toten“, murmelte Greif sarkastisch. Aber für den Augenblick war er froh. Die Art und Weise, wie Luna ihn

Weitere Kostenlose Bücher