Feuerflügel: Roman (German Edition)
zugeflogen, traf ihn hart und stieß ihn in eine Trudelbewegung.
„Papi!“, schrie er.
Er taumelte rückwärts mit verzogenen Flügeln, seine Augen erwischten nur Fetzen der Geschehnisse: Luna stürzte neben ihm ab, sein Vater fiel ebenfalls, ein Vampyrum hatte ihn am Bauch gepackt und trieb ihn nach unten.
Der finstere Tümpel, der ihnen entgegengeschossen kam.
–17–
Der Fluss
Sofort erkannte Schatten den geflügelten Teufel, der auf ihm hockte. Sein Gesicht war für immer in sein Gedächtnis eingebrannt, so unauslöschlich wie ein immer wiederkehrender Albtraum. Goths Körper schien ein wenig runzlig, sein Griff nicht ganz so zupackend, wie Schatten ihn in Erinnerung hatte, aber die Wildheit, die in seinen Augen brannte, hatte in keiner Weise nachgelassen.
Das Fleisch des Kannibalen war ätzend kalt. Schnell faltete Schatten den rechten Flügel zusammen und breitete den linken ruckhaft aus. Er erfasste sofort die Luft darunter und wirbelte ihn herum – und Goth mit ihm.
Nun war Schatten obenauf und Goth unten – und der riesige Tümpel aus Finsternis kam ihnen schnell entgegen.
Goth schnappte nach ihm und Schatten versuchte, ihn ab- und wegzustoßen, aber die hinteren Klauen des Kannibalen waren in sein Fleisch und sein Fell gekrallt, und einer seiner Daumen hatte seinen Flügel durchstoßen.
Schatten holte tief Luft, um mit einer Klang-Explosion auf Goth einzuhämmern, aber bevor er sein Maul öffnen konnte, hatte Goth seine Daumenkralle frei gemacht, damit Schattens Schnauze gepackt und hielt sie schmerzlich zu. Dieser war jetzt stumm und halb blind. Goths Kopf schlängelte sich hin und her und schoss plötzlich vor; Schatten zuckte zurück, als Zähne seine Kehle berührten.
Kannst du ... nicht ... einfach ... sterben?, wütete Schatten innerlich, während er versuchte, sich loszuwinden.
Von irgendetwas wurde Goth getroffen. Schatten sah es nicht einmal kommen, aber er spürte den Aufprall durch den Körper des Kannibalen hindurch, als sich dessen Klauen losrissen.
Plötzlich war er wieder frei. Er bremste und öffnete sein verletztes Maul, sang Klang, und die Welt kehrte zurück in ihr silbriges Bild. Er sah, wie Goth nach unten trudelte und auf den Tümpel aufschlug. Finsternis schoss in einem kleinen Geysir hoch, eine kreisförmige Welle raste heftig vom Ort des Aufschlags weg, und Goth war verschwunden, augenblicklich unter die Oberfläche gewischt.
Schatten blickte nach oben und sah Smog heranfliegen.
„Du hast ihn getroffen?“, keuchte Schatten.
Smog nickte.
„Danke.“ Zweimal hatte ihm der Kannibale jetzt schon geholfen. Ängstlich suchte er nach Greif. Luna war nirgends zu sehen und er fürchtete das Schlimmste für sie, wenn sie nicht die Flügel ausgebreitet hatte. Aber wo war sein Sohn?
„Ich habe sie beide in den Tümpel fallen sehen“, sagte Smog ruhig.
Schatten flog niedrig über die Oberfläche hin, aber alles, was er sah, war sein eigenes dunkles Spiegelbild. Er wollte sich schon kopfüber in die Finsternis stürzen, als er Smog seinen Namen rufen hörte. Er riss den Kopf herum und sah einen dünnen Gegenstand auf sich zufallen. Eine versteinerte Fledermaus, die wie ein Stalaktit von der Decke der Höhle herabgepfiffen kam. Er hatte nicht mehr die Zeit zu reagieren, spannte sich nur an, als er getroffen wurde.
Hilflos beobachtete Smog, wie Schattens lebloser Körper in den schwarzen Tümpel fiel und von ihm verschlungen wurde.
Als wäre alles Licht und jedes Geräusch ganz plötzlich aus dem Universum gesogen worden.
Von oben hatte der Tümpel aus Finsternis ruhig wie Eis ausgesehen, aber er hatte Greif fest gepackt und direkt hinabgezogen. Er hatte einen erstickenden Wasserschwall in seinen Mund erwartet, aber es gab überhaupt kein Wasser, nur zähe, schweigende Finsternis, die ihn unverzüglich einhüllte.
Er konnte das Knarren der eigenen Flügel nicht mehr hören noch das verängstigte Krächzen seines Atems. Nichts. Er stieß Töne aus, aber was immer das für ein Stoff war, er fraß jedes Geräusch. Vor seinem inneren Auge sah er nur eine schwarze Ewigkeit, nicht einmal ein silbernes Fünkchen oder einen Schimmer. Zum ersten Mal in seinem Leben war er vollkommen blind. Er konnte nichts von sich selbst sehen. Er konnte nur fühlen, wie sein Herz gegen die Rippen hämmerte, wie die Flügel flatterten, während er versuchte, sich aus diesem schrecklichen Schlamm zu erheben.
„Luna, bist du da?“
Er spürte, wie sich sein Mund bewegte, die Muskeln hinten
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