Feuergipfel
anzufachen.
»Heute früh bin ich bei Bill gewesen, und ...«, begann Elyssa.
»Was?« unterbrach Penny sie. Dann fügte sie hastig hinzu: »Ist alles mit ihm in Ordnung?«
»Er sah ein bißchen rot um die Augen aus und hatte sich seit Tagen nicht mehr rasiert, aber ansonsten schien es ihm gutzugehen. Oder so gut, wie es einem Mann gehen kann, wenn er praktisch ein Gefangener auf seiner eigenen Ranch ist.«
»Was soll das heißen?« erkundigte Penny sich eilig.
»Die Culpeppers sind ihm auf den Leib gerückt.«
»Großer Gott«, flüsterte Penny entsetzt. »Vielleicht ist das der Grund, warum er ...«
Ihre Stimme erstarb.
»Warum er was?« fragte Elyssa.
Penny schüttelte nur den Kopf und bückte sich erneut, um durch die Herdklappe zu spähen und noch etwas Holz nachzulegen.
»Penny? Was wolltest du soeben sagen?«
Penny schlug die Klappe mit einem Knall zu und drehte sich zu Elyssa um.
»Es sollte dich nicht überraschen, daß Hunter kein Vertrauen zu dir hat«, sagte sie geradeheraus.
Elyssa hörte auf, Zwiebeln zu hacken, und blickte die Gefährtin verwirrt an.
»Wovon redest du eigentlich?« verlangte sie zu wissen. »Ich habe absolut nichts getan, um Hunters Mißtrauen zu verdienen.«
»Nicht?« fragte Penny kühl.
»Aber nein!«
»Vielleicht gefällt ihm die Tatsache nicht, daß du dich heimlich davonschleichst, um dich mit Bill zu amüsieren.«
Elyssa war so schockiert, daß sie Penny nur wortlos anstarren konnte.
Penny starrte unverwandt zurück.
»Wovon, in Gottes Namen, redest du eigentlich?« fragte Elyssa schließlich.
»Ach, nun komm schon, spar dir die Mühe, es abzustreiten. Bill liebte Gloria, und er hat nur einen Blick auf dich geworfen, als du aus England zurückgekehrt bist - ganz Seide und Spitzen und schimmerndes, flachsblondes Haar -, schon erstand wieder Gloria vor seinem inneren Auge.«
»Penny ...«, begann Elyssa.
»Seit du nach Hause gekommen bist, hat er mich keines Blickes mehr gewürdigt«, unterbrach Penny sie aufgebracht. »Nicht ein einziges Mal hat er mich mehr angesehen!«
Penny wandte sich ab, aber nicht schnell genug, um die Tränen zu verbergen, die ihr übers Gesicht strömten.
Elyssa stand da wie vom Donner gerührt, verblüfft und erschrocken. Doch ihr Verstand arbeitete auf Hochtouren, während sie sich an das erinnerte, was Hunter über Männer und blondes Haar gesagt hatte.
Nicht alle Männer sind von Sonnenglanz auf flachsblondem Haar geblendet.
Und an das, was Penny darauf erwidert hatte.
Der Richtige war davon geblendet, und er ist der einzige, der zählt.
Für Penny war Bill Moreland der Richtige gewesen - und war es immer noch.
»Du bist also diejenige, die all diese Trampelpfade zur Bar B gemacht hat«, sagte Elyssa, als ihr plötzlich ein Licht aufging.
Penny sagte nichts und straffte die Schultern, während sie Elyssa weiter den Rücken zukehrte.
Elyssa ging zu der anderen Frau und umarmte sie.
»Wie lange liebst du Bill schon?« fragte sie sanft.
Eine Zeitlang schien es, als würde Penny niemals antworten. Dann begann sie plötzlich am ganzen Körper zu zittern, als sie dem Kummer nachgab, den sie so lange zu unterdrücken versucht hatte.
»Seit ich k-knapp fünfzehn war«, murmelte sie mit tränenerstickter Stimme. »Aber er hatte immer nur Augen für Gloria.«
Elyssa schlang ihre Arme noch fester um Penny
»Dann starb Gloria«, flüsterte Penny, »und nach einer gewissen Zeit begann Bill, mich endlich als Frau wahrzunehmen.«
Schweigend hielt Elyssa Penny umarmt, während sie beruhigend ihren Rücken streichelte und sich wünschte, sie könnte mehr tun, um die ältere Freundin zu trösten.
»Dann bist d-du aus England zurückgekehrt«, sagte Penny heftig. »Und seitdem hat Bill mich überhaupt nicht mehr angesehen.«
»Es ist nicht so zwischen uns, wie du denkst«, beschwichtigte Elyssa.
»Und ob es so ist!« gab Penny aufgebracht zurück. »Er kommt n-nie mehr zu dem Hügel in der Nähe von Wind Gap. Ich gehe zu der Stelle, und warte und warte und war ...«
Pennys Stimme ging in einem Schluchzer unter.
»Es hat nichts mit mir zu tun, das versichere ich dir«, sagte Elyssa. »Wahrscheinlich hat er Angst, daß ihm die Culpeppers folgen.«
»Du bist jetzt diejenige, die er will«, sagte Penny müde, ohne auf Elyssas Worte einzugehen. »Das ist der Grund, warum er nicht mehr zu mir kommt.«
»Hör doch«, beschwor Elyssa sie. »Es ist nicht so, wie du denkst. Wirklich nicht.«
»Doch, genau so ist es!«
»Ich bin Bills
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