Feuergipfel
Tochter.«
Penny erstarrte. Zum ersten Mal sah sie Elyssa gerade in die Augen.
»Seine Tochter?« fragte sie ungläubig.
»Ja. Das hat er ...«
Abrupt überlegte Elyssa es sich anders. Sie wollte lieber nichts über Hunters Bruder verlauten lassen, einen Spion im Culpepper Lager.
Jemand könnte ihre Unterhaltung belauschen.
»... mir erzählt«, schloß sie.
»Wann?«
»Spielt das eine Rolle?« fragte Elyssa ruhig. »Tatsache ist, daß ich Bills Tochter bin, nicht seine Geliebte.«
Die Altere stieß einen langen, zittrigen Atemzug aus.
»Ist das wirklich wahr?« fragte sie zweifelnd.
»Ja.«
Ein tiefer Seufzer kam über Pennys Lippen, als sie Elyssa in die Arme schloß und einen Moment lang fest an sich drückte.
»Es scheint dich nicht sonderlich zu überraschen, daß ich Bills Tochter bin«, sagte Elyssa nach einer Weile.
»Du hast recht, ich bin nicht besonders überrascht, wenn ich genauer darüber nachdenke.«
»Warum nicht?«
»Ungefähr zwei Jahre, bevor du geboren wurdest, ging die Nachricht um, daß dein Vater - das heißt, John Sutton - bei der Goldsuche im Gebiet des Colorado ums Leben gekommen sei.«
Elyssa dachte an ihre Mutter und malte sich aus, wie allein und einsam sie gewesen sein mußte, als sie auf die Rückkehr ihres Ehemannes gewartet hatte. Sie hatte gewartet, während sich seine Abwesenheit immer mehr in die Länge zog, gewartet und gehofft und gebangt. Und dann hörte sie, John Sutton sei tot.
Man brauchte keinen besonderen Scharfsinn, um zu erraten, was als nächstes passiert war.
»Bill hat mehr als ein Jahr gebraucht«, sagte Penny gepreßt. »Aber schließlich gelang es ihm, Gloria für sich zu gewinnen.«
Elyssa schloß die Augen, ohne jedoch aufzuhören, Pennys Rücken zu streicheln in dem Versuch, das krampfhafte Zittern zu besänftigen, das in langen Wellen durch den Körper der Gefährtin lief.
»Dann kam eines Tages dein Vater - John - auf die Ranch ge-ritten«, fuhr Penny fort. »Gloria wurde hysterisch, als der vermeintliche Verstorbene auftauchte. John und Bill hatten einen fürchterlichen Streit. Daraufhin verließ Bill die Ladder S und baute die Bar B auf. Neun Monate später wurdest du geboren.«
»Dann könnte ich also doch das sein, was zu sein ich immer geglaubt habe«, sagte Elyssa nachdenklich. »Johns Tochter, nicht Bills.«
»Das glaube ich nicht.«
»Warum nicht?«
»Ich glaube nicht, daß dein Vater Kinder zeugen konnte«, erwiderte Penny schlicht. »Nach deiner Geburt blieb John fünf Jahre lang zu Hause, aber Gloria ist nie wieder schwanger geworden.«
»Es gibt auch keinen Beweis dafür, daß Bill es kann.«
»Doch, den gibt es.«
»Wie soll ich das verstehen? Was meinst du?«
»Ich bin schwanger«, erklärte Penny ruhig.
Elyssa konnte ihre Verblüffung nicht verbergen.
»Deshalb also hast du dich immer so schwach und unwohl gefühlt«, sagte sie nach einer Pause. »Es war morgendliche Übelkeit und nicht etwa Schüttelfrost.«
Penny nickte wie betäubt.
»Weiß Bill davon?« fragte Elyssa.
»Nein«, flüsterte Penny
»Wir müssen es ihm sagen ...«
»Nein!« unterbrach sie die andere hitzig. »Wenn er sich etwas aus mir machte, würde er von sich aus fragen.«
»Aber die Culpeppers ...«
»Die Anwesenheit der Culpeppers hat ihn nicht davon abgehalten, mit dir zu reden«, fiel Penny ihr erneut ins Wort.
»Mein Auftauchen auf der Bar B hätte beinahe zur Folge gehabt, daß Bill erschossen und ich selbst verschleppt worden wäre, um als Culpepper-Hure zu dienen.«
Pennys Augen weiteten sich vor Schreck.
»Nur der Teufel weiß, was passiert wäre, wenn Hunter mir nicht gefolgt wäre«, fügte Elyssa hinzu.
»Großer Gott«, murmelte Penny. Dann sagte sie zögernd: »Aber wenn Bill nicht dein Liebhaber ist und du nichts von seiner Vaterschaft wußtest, warum hast du dann soviel riskiert, um ihn zu sehen?«
»Weil ich es satt hatte, ständig zu dulden, daß Ladder-S-Vieh durch Wind Gap wandert und nie mehr zurückkommt.«
»Bill würde nicht ...«, begann Penny hitzig.
»Ich weiß«, unterbrach Elyssa sie. »Aber Alkohol kann einen Mann verändern, wie Hunter neulich sagte.«
»Trotzdem würde Bill niemals Ladder-S-Vieh stehlen.«
»Schon möglich. Leider kann er aber auch die Culpeppers nicht davon abhalten, uns unser Vieh wegzunehmen«, erwiderte Elyssa. »Die Ladder-S-Weiden sind so gut wie leer.«
Penny schloß die Augen und gab einen erstickten Laut von sich.
»Was sollen wir nur tun?« flüsterte sie.
»Hunter wird
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