Feuergipfel
indem du Löcher für Zaunpfähle aushebst«, sagte Hunter ausdruckslos.
»Ist doch nichts weiter als ein verfluchter, verlauster Scheißmustang!« brüllte Mickey.
»Er hat immerhin dazu getaugt, dich abzuwerfen.«
Mickeys Gesicht lief rot an vor Zorn.
»Kein Mann, der diese Bezeichnung verdient, schlägt ein Pferd, nur weil es ihn abgeworfen hat«, erwiderte Hunter. »Sieh zu, daß du Löcher für Zaunpfähle aushebst, oder verschwinde von hier.«
Mürrisch hob Mickey seinen Hut auf und ging zu der Stelle, wo sein Revolver im Staub lag. Er bückte sich.
Hunters Haltung veränderte sich auf eine Art, die unmißverständlich war. Falls Mickey die Absicht hatte, einen vierten Fehler zu riskieren, indem er versuchte, seinen Revolver zu benutzen, würde Hunter auf ihn anlegen.
Ohne zu überprüfen, ob die Waffe schmutzig war, rammte Mickey sie in sein Holster und marschierte steifbeinig zum Stall.
Hunter beobachtete, wie Mickey vorbeiging. Der finster dreinblickende Hilfscowboy sah kein einziges Mal in seine Richtung. Hunter wünschte, er könnte Mickey einfach feuern, um sich nicht länger mit seiner Brutalität herumärgern zu müssen. Leider war die Ladder S jedoch zu knapp an Arbeitskräften, um jemanden wegen Unbeherrschtheit zu entlassen, es sei denn, es handelte sich um Trunkenheit oder kaltblütigen Mord.
Außerdem bestand die Möglichkeit, daß Mickey der Spion der Culpeppers war. Wenn ja, konnte man ihn für weitaus bessere Zwecke gebrauchen als nur zum Löcherausheben.
Das Knacken eines Gewehrhahns, der gesichert wurde, riß Hunter abrupt aus seinen Gedanken. Erschrocken wirbelte er zu dem Geräusch herum.
Er zog seine Waffe, noch während er herumfuhr.
Elyssa schnappte scharf nach Luft. Im einen Moment waren Hunters Hände noch leer gewesen, im nächsten hielt er einen sechsschüssigen Revolver schußbereit in der erhobenen Rechten.
»Hast du vor, die Flinte da gegen mich zu benutzen?« fragte er.
»Dir könnte ich die gleiche Frage stellen.«
Mit einer raschen Bewegung entspannte er den Revolverhahn und schob die Waffe wieder in sein Holster zurück.
»Freut mich zu sehen, daß der Hahn deiner Schrotflinte in Ruhestellung ist«, sagte Hunter. »Du siehst aus, als würdest du lieber mich als Mickey erschießen.«
»Ich hätte wirklich nicht übel Lust dazu.«
»Gibt es irgendeinen speziellen Grund dafür?«
»Mir fällt gerade der Tag ein, als Mickey mich so hart packte, daß er blaue Flecken auf meinem Arm hinterließ und mich wie eine Prostituierte behandelte; damals hast du nichts weiter getan, als ihm zu sagen, er solle aufhören, seine Zeit zu verschwenden, und sich wieder an die Arbeit machen.«
Hunter wartete schweigend, während er in Elyssas zornsprühende Augen blickte und auf ihre Hände, die bereit schienen, den Hahn der Schrotflinte sofort wieder zu betätigen.
Und ihn zu erschießen.
»Aber wenn Mickey mit der Peitsche auf einen Mustang losgeht«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »schlägst du ihn zusammen, daß ihm Hören und Sehen vergeht.«
»Das Pferd hatte nichts Unrechtes getan.« »Ach. Und ich habe mir etwas zuschulden kommen lassen?« fauchte sie.
Hunters finsterer Blick wanderte über Elyssas Körper. Wie immer trug sie Seide oder Satin - ein verführerischer, aufreizender Stoff, der sich schimmernd und raschelnd um ihre Rundungen schmiegte und mit jedem Atemzug, den sie tat, die Blicke eines Mannes auf sich zog.
»Ja«, sagte er kalt. »Du warst im Unrecht.«
»Was?<<
»Männer lassen ihre Arbeit im Stich und starren dich an, wann immer du vorbeigehst. Du weißt es genau, aber trotzdem stolzierst du weiterhin hüftenschwingend durch die Gegend.«
»Was soll ich denn sonst tun? Im Haus eingesperrt hocken und mich hinter Vorhängen und Schleiern verstecken?«
»Richtig.«
Elyssas Augen wurden groß.
»Das scheint tatsächlich dein Ernst zu sein«, sagte sie ungläubig.
»Es ist mein voller Ernst.«
Zorn erhob sich in Elyssa.
»Tja, da hast du Pech gehabt, mein Lieber«, erwiderte sie unbekümmert. »Ich bleibe nicht im Gefängnis, nur weil ich als Frau statt als Mann geboren wurde.«
»Hab’ ich mir schon gedacht, daß du so reagieren würdest. Es gibt Mädchen, die fühlen sich einfach nicht lebendig, wenn sie nicht von irgendeinem dummen Jungen angeschmachtet werden.«
Die nackte Verachtung in Hunters Stimme war wie eine Ohrfeige.
»Ich bin nicht so«, erwiderte Elyssa, »und auch nie so gewesen.«
»Das sagen sie
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